Nein, ein Stadtviertel ist mit dem CDU-Antrag am Sportforum gar nicht vorgesehen. Und eine Schule mit Sporthalle passt auch nicht hin, erklärte am Freitag, 28. September, CDU-Stadträtin Sabine Heymann. Gemeinsam mit Falk Warnecke, Stadtbezirksbeirat der CDU in Mitte, hatte sie die Presse eingeladen, um die Hintergründe des CDU-Antrags „Stadträumliches Konzept Sportforum Ostseite“ zu erläutern. Die Alte Elster stand nicht grundlos im Papier.
Denn sie ist es, die hier eigentlich großflächige Bebauung verhindert. Wenn sie denn irgendwann gebaut wird. Es gibt im Stadtrat niemanden, der sich seit Jahren so gründlich mit den Leipziger Gewässerprojekten beschäftigt hat wie Sabine Heymann. „Mir ist das gleich aufgefallen“, sagt sie in Bezug auf den ursprünglichen Antrag der Grünen-Fraktion. Der soll mit dem Beschluss, auf der Parkplatzfläche an der Arena eine Schule zu planen, ein (hässliches) Parkhaus verhindern.
Der Parkdruck am Sportforum ist hoch – nicht nur durch die Großveranstaltungen in Arena und Zentralstadion. Auch im angrenzenden Waldstraßenviertel ist der Platz zum Parken knapp. Aber nicht nur das findet auf jenem Geländedreieck zwischen Arena und Robert-Koch-Platz statt. Hier soll – damit die Fußballanhänger auch direkt vors Stadion kommen – auch eine neue Wendeschleife der Straßenbahn (Feuerbachschleife) entstehen. Und natürlich dachte Sabine Heymann gleich an Pläne aus dem fernen Jahr 2002.
2002 – das war das Jahr der „Jahrhundertflut“ in Sachsen. Da wurden „in Auswertung der Hochwasserereignisse im August 2002 (…) im Auftrag der Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen Hochwasserschutzkonzepte (HWSK) für die Gewässer Weiße Elster, Parthe und Pleiße im Regierungsbezirk Leipzig erarbeitet. Darin wurden auf der Basis der Vermessungen des Flussgebietes sowie der hydrologischen Daten hydraulische Berechnungen der Wasserspiegellagen für maßgebende Hochwasserereignisse durchgeführt und in der Folge Maßnahmevorschläge für einen nachhaltigen Hochwasserschutz erarbeitet“, wie es die Stadt auf ihrer Website formuliert.
Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehörte die Öffnung der Alten Elster. Das Elsterbecken sollte stillgelegt werden und mit der Öffnung des ehemaligen Elsterflusslaufs westlich vom Waldstraßenviertel wieder eine Flussdynamik erzeugt werden, damit sich die Sedimente nicht immer wieder neu in der Sedimentfalle Elsterbecken ablagern, sondern vom Fluss selbst mitgeführt werden.
Was, so Sabine Heymann, eben auch heißt, dass die Alte Elster kein Kanal werden soll, sondern ein möglichst naturnaher Flusslauf mit abgeflachten Ufern.
Eigentlich hätte der Bau der Alten Elster zwischen Schreberbad und Cottaweg längst in Planung sein müssen. Aber letztlich die Hochwasserereignisse von 2011 und 2013 haben dazu geführt, dass die Landestalsperrenverwaltung andere Flüsse (wie Elbe und Mulde) in der Prioritätenliste nach oben genommen hat. Die Alte Elster als Teil des Leipziger Hochwasserschutzkonzeptes rutschte nach hinten. Und wie 2005 (als die CDU-Fraktion schon einmal anfragte) ist völlig offen, wann die Alte Elster nun gebaut werden soll.
„Flache Ufer aber bedeutet: Es wird eben kein Kanal“, sagt Sabine Heymann.
Das hätte man ja nachschauen können. Aber Leipzig präsentiert sein Hochwasserschutzkonzept nicht online.
Aus Heymanns Sicht muss, bevor überhaupt etwas am Sportforum gebaut wird, sowieso erst die Alte Elster gebaut sein. Denn erst dann sei wirklich klar, was an Bauplatz westlich des Gewässers überhaupt noch übrig bleibt. „Und eine Schule und eine Sporthalle passen da definitiv nicht mehr hin“, sagt sie.
Auch wenn der jetzige Parkplatz auf dem einstigen Schwimmstadion sehr groß aussehe. Er wird stark beschnitten. Und dasselbe trifft auch auf die weiter nördlich vorm Eingang zum Zentralstadion gelegenen Parkplätze zu. Auch von denen bleibt nicht allzu viel übrig. Und bedenken müsse man, dass diese Parkplätze einerseits alle auch zum Parkraumkonzept des Sportforums gehören, andererseits aber auch für das Anwohnerparken im Waldstraßenviertel gedacht seien.
„Wenn die Alte Elster kommt, fallen auch viele Parkplätze für Anwohnerparken weg“, sagt sie. Dafür müsse Ersatz geschaffen werden. Also kein Wunder, dass die Grünen befürchten, hier solle nun wieder ein großes Parkhaus entstehen.
„Aber Parkraum müssen wir so oder so berücksichtigen“, sagt Falk Warnecke, der auch im Gestaltungsforum der Stadt mitarbeitet. Und einen Parkhausklotz kann auch er sich hier nicht vorstellen. Aber Parkraum müsse man unbedingt in eine Neubebauung integrieren, am besten in die Untergeschosse einer künftigen Bebauung. Sabine Heymann kann sich hier sehr gut zum Beispiel das Sportmuseum vorstellen, das nördlich der Arena entstehen kann. Aber welche Nutzungen hier gebraucht werden, müsse die Stadt klären.
Und berücksichtigen müsse man auch, dass der Parkplatz auf dem ehemaligen Schwimmstadion derzeit vor allem für Behindertenparken genutzt werde. „Das können wir auch nicht einfach verschwinden lassen. Also wohin damit?“
Für Warnecke ist wichtig, dass die Freilegung der Alten Elster hier auch die Gelegenheit böte, die Zugangssituation zum Sportforum deutlich aufzuwerten. Gerade die Fläche direkt am Sportforum müsste zu einem attraktiven Entrée gestaltet werden. Und bei der Flussöffnung ginge es diesmal tatsächlich nicht um einen Kanal, sondern um die Erfüllung der Wasserrahmenrichtlinie. Es soll wirklich ein naturnaher Fluss werden.
Gerade deshalb habe man sofort auf den Antrag der Grünen reagiert. Denn wenn der Stadtrat beschließt, dass hier eine Schule gebaut wird, verschwinden die Freiräume für eine naturnahe Öffnung der Alten Elster. „Wir wollen verhindern, dass hier eine blockierende Entscheidung getroffen wird.“
Und auch im Stadtbezirk Mitte beschäftige man sich mit der Frage, wie man mit den dann verbleibenden Flächen umgehen könne. Und dass eine weitere Schule in Mitte noch gebraucht würde, wäre dabei nicht die Frage. Nur bliebe wohl am Sportforum nicht wirklich der Platz dafür, erst recht nicht, wenn man auch noch die dringend benötigten Parkplätze irgendwie mit unterbringen wolle.
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