Jahrelang durften sich die Leipziger darüber wundern, warum es die Stadtverwaltung nicht fertigbekommt, rund um das Sportforum ein einigermaßen vernünftiges Verkehrskonzept hinzubekommen. Warum es fürs Anwohnerparken im Waldstraßenviertel genauso wenig eine Lösung gab wie für die unübersehbaren Probleme in der Jahnallee. So recht wollte der eine oder andere Verantwortliche im Rathaus nicht. Denn die Fraktion der Autoliebhaber, die jetzt unbedingt auch noch ein Parkhaus dort haben möchten, ist stark. Was die Grünen jetzt zum Reagieren bringt.
„Die Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen lehnt eine Veräußerung der Fläche des ehemaligen Schwimmstadions zwischen Stadionvorplatz und Arena Leipzig zum Neubau eines Parkhauses ab“, schreiben die nämlich jetzt in einer Stadtratsvorlage, mit der sie eben diesen Verkauf zu diesem Zweck verhindern wollen. Sie haben verinnerlicht, dass mehr Parkplätze nun einmal qua Gesetz mehr Autoverkehr mit sich bringen. Das Gedrängel von Leuten, die unbedingt mit ihrem Auto direkt vor die Arena zum Helene-Fischer-Konzert wollen, wird also nicht aufhören. Man suggeriert ihnen ja, dass sie am Zielort einen Parkplatz finden.
„Derartige Überlegungen stehen in einem eklatanten Widerspruch, die notwendige Verkehrswende hin zu einer nachhaltigen Mobilität auch in Leipzig einzuleiten. Die in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts geborene ‚Idee einer autogerechten Stadt‘ würde mit einem solchen Vorhaben absurderweise wieder neuen Auftrieb erhalten“, schreibt die Grünen-Fraktion in ihrem Antrag.
„Anwohner*innen von Jahnallee und Marschnerstraße, aber auch die Bewohner*innen des Waldstraßenviertels und des Bachviertels wünschen sich aus Lärmschutzgründen und Gründen der Luftreinhaltung eine merkliche Absenkung der verkehrlichen Belastung durch eine ständige und bislang ungebremste Zunahme des motorisierten Individualverkehrs.“
Es gibt also keinen logischen Grund dafür, die Parkkapazitäten am Sportforum noch weiter zu erhöhen. Der Schwerpunkt müsste im Gegenteil auf der Stärkung der Anreise mit dem ÖPNV liegen, der aber gerade bei Großveranstaltungen immer wieder im Anreiseverkehr der motorisierten Konzertbesucher steckenbleibt.
Und dazu kommt, dass die Fläche des ehemaligen Schwimmstadions städtischer Grund ist, selten gewordener städtischer Grund, den man für den Neubau von Schulen so verzweifelt sucht. Als wüsste die eine Hand im Rathaus nicht, was die andere tut, wird hier also wieder wertvoller Grund und Boden zum Verkauf angedacht, während man anderswo vergeblich nach Bauflächen für Schulen sucht.
„Aufgrund der guten ÖPNV-Verbindung und der höchsten Priorität, Schulkapazitäten auszubauen und neu zu schaffen, schlägt die Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen deshalb vor, auf dieser Fläche unter Berücksichtung der Erweiterung ‚Feuerbachschleife‘ insbesondere einen neuen Schulstandort zu entwickeln. Eine oder mehrere Sporthallen und die Kombination verschiedener ggf. weiterer Nutzungsmöglichkeiten sind mitzuplanen“, schreiben die Grünen in ihrem Antrag.
„Die Kombination dieser verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten in einem kompakten und flächensparenden Mehrzweckbau ist analog der Vorgehensweise zum ‚Schwimmhallenneubau Otto-Runki-Platz‘ ergebnis- und zielführend zu prüfen.“
Die Formulierungen des Beschlussvorschlags im Konkreten:
Die Fläche des ehemaligen Schwimmstadions (heute: Parkplatz) zwischen Stadionvorplatz und Arena Leipzig verbleibt dauerhaft im kommunalen Eigentum.
Neben der Erweiterung „Feuerbachschleife“ wird die oben beschriebene Fläche Nutzungen zugeführt, die insbesondere sozial- und sportpolitischen Zielstellungen entspricht.
Die Stadtverwaltung wird beauftragt, auf der Fläche neben der Erweiterung „Feuerbachschleife“ unter Berücksichtigung der denkmalgeschützten Zuschauertribüne und im Sinne eines flächensparenden Bauens und einer vertikalen Nutzungsmischung folgende Infrastruktur zu prüfen und zu entwickeln:
– Neubau einer Schule,
– Neubau einer oder mehrerer notwendiger Sporthallen,
– extensive Gründächer, Photovoltaik und/oder Dachterrasse (Nutzung: Erholung, Spielen, etc.) sowie
– ergänzende weitere und nicht im Widerspruch stehende Nutzungen.
Für den integrierten Mehrzweckbau ist ein Gestaltungs- und Architekturwettbewerb durchzuführen.
Der Prüfbericht und ein Umsetzungsvorschlag wird dem Stadtrat bis spätestens zum Ende des I. Quartals 2019 vorgelegt.
Vorlage zum Anwohnerparken im Waldstraßenviertel kommt endlich in den Stadtrat
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