Diesen Termin hat Burkhard Jung dann verpasst am gestrigen Mittwoch, 2. Mai. Dazu hat ihn die Kandidatur zum ostdeutschen Sparkassenpräsidenten zu sehr beschäftigt. Obwohl er nur zu gern dabei gewesen wäre bei der Wiedereinweihung des Froschbrunnens auf dem Rabensteinplatz. Rüdiger Dittmar, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer, hat ihn dann würdig vertreten und mit dem Bildhauer Markus Gläser gemeinsam die neue Skulptur enthüllt.
Ganz offiziell ist der Froschbrunnen am Rabensteinplatz am Mittwoch nach ziemlich genau 75 Jahren wieder in Betrieb genommen worden. Tatsächlich ins Bewusstsein der Leipziger Kinder spucken konnte er sich nur etwas über 30 Jahre lang. Bis die Brunnenplastik zu Kriegszwecken abgebaut und eingeschmolzen wurde.
Aber das hat er so eindrucksvoll getan, dass Menschen wie der Stadthistoriker Manfred Wurlitzer sich jahrelang dafür engagierten, den Platz in seiner alten Schönheit und den Brunnen in seiner Unverwechselbarkeit ins Stadtbild zurückzuholen. Ein Engagement, das auch in der Leipziger Stadtverwaltung Zuspruch fand, auch wenn beides eine ganze Weile brauchte, um Fördergelder zu akquirieren und alte Aufnahmen zu studieren. Denn von der Skulptur mit den spielenden Kindern und dem Frosch existiert ja kein zweites Exemplar.
Da musste dann der Leipziger Bildhauer ran, der sich mit der Schaffung überzeugender Repliken verschwundener Leipziger Plastiken schon lange einen Namen gemacht hat: Markus Gläser.
Aber von Anfang an.
Im Jahr 1911 erhielt der Rabensteinplatz an der westlichen Platzspitze mit dem Froschbrunnen ein kunstvolles Gestaltungselement. Die wasserspeiende Bronzeplastik „Kinder mit Frosch“ schuf der Leipziger Bildhauer Professor Werner Stein (1855-1930), der einige Jahre zuvor auch die Bronzefigur einer Wasserträgerin für den heute noch erhaltenen Mägdebrunnen (am Rossplatz) gefertigt hatte.
Während des Zweiten Weltkrieges fiel die Bronzeplastik der Rüstungsproduktion zum Opfer und wurde eingeschmolzen. Im letzten Jahrhundert erlitt das Brunnenbecken durch Vandalismus starke Schäden und das Geländer wurde gestohlen. Also musste auch das eindrucksvolle Geländer von einer Spezialfirma neu gegossen werden, genauso wie das glitzernde Mosaik auf dem Beckengrund von Spezialisten wieder vervollständigt werden musste.
Zwei Jahre hat es gedauert, alle Spezialisten ins Boot zu holen und die Gelder zusammenzutragen. Als der Rabensteinplatz selbst 2017 feierlich übergeben wurde, konnte die Wiedererstehung des Froschbrunnens zumindest schon einmal angekündigt werden.
Mit finanzieller Unterstützung des Landes Sachsen wurde er jetzt für insgesamt rund 88.000 Euro wieder hergestellt, davon flossen 36.000 Euro als Fördermittel.
Eine besondere Herausforderung stellte die Nachbildung der Brunnenplastik anhand historischer Fotos dar. Der Leipziger Bildhauer Markus Gläser schuf das Modell. Die Plastik wurde in Dresden gegossen.
„Mit dem historischen Froschbrunnen kehrt eine weitere verloren gegangene Brunnenanlage ins Stadtbild zurück“, ließ sich auch in Abwesenheit Oberbürgermeister Burkhard Jung zitieren. „Gerade wegen der besonders wechselhaften Geschichte des Rabensteinplatzes freut es mich, dass wir ein neues und vor allem freundliches Kapitel aufschlagen können. Nach der 2017 erfolgten denkmalpflegerischen Sanierung im Stil der 1950er Jahre und der nun abgeschlossenen Erneuerung des Froschbrunnens kann der Rabensteinplatz wieder ein zentrumsnaher Platz sein auf dem sich die Leipziger gern aufhalten.“
Im Jahr 2016 wurde eine Restaurierungsfirma, die sich speziell mit Mosaikkunst beschäftigt, beauftragt, das Brunnenbecken zu überarbeiten. Die vorhandenen Risse wurden fachgerecht geschlossen, das vorhandene Mosaik gereinigt und gesichert, fehlende Mosaiksteine neu verlegt und versiegelt. Zudem wurde ein neuer Wasser- und ein Elektroanschluss verlegt und der Brunnen mit moderner Wassertechnik ausgestattet.
Denn der Frosch muss ja spucken. In weitem Bogen spuckt er das Wasser ins Becken. Womit auch die Westspitze des Rabensteinplatzes jetzt wieder vollständig ist. Zwei Sitzbänke stehen hier. Rechts und links rauscht zwar der Verkehr vorbei. Es ist nicht ganz leise, gab auch Rüdiger Dittmar zu. Aber die Wiedergewinnung dieser Brunnenplastik stehe ja auch für das Wiedersichtbarmachen von Tradition im Stadtraum. „Wir wollen im Bewusstsein der Tradition die Stadt weiter verschönern.“
Bereits im vergangen Jahr war der Rabensteinplatz für rund 250.000 Euro dank des Fonds „Städtebaulicher Denkmalschutz“ saniert worden. Umgesetzt wurde die Grundidee einer freundlichen hellen Bepflanzung mit Robinien, Zieräpfeln, Feld- und Feuerahornen, einem ehemals vorhandenen Zürgelbaum sowie den für die 1950er Jahre typischen mehrstämmigen Birken. Weiterhin wurden die Gehölzgruppen durch zahlreiche Sträucher verdichtet. Und der neu gestaltete Platz habe seitdem wieder Zuspruch gefunden, so Dittmar. Das sah vorher, als er schon halb verwildert war, ganz anders aus.
Die Geschichte des Platzes reicht bis in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück. Im Jahre 1423 erwarb die Stadt Leipzig die selbständige Gerichtsbarkeit. Damit konnte das Stadtgericht auch Todesurteile fällen. Für das „Rädern“ und die Hinrichtung mit dem Schwert wurde damals an dieser Stelle ein erhöhtes Steinpodest geschaffen. Da sich dort infolge der Geschehnisse oft zahlreiche Raben aufhielten, sprach man vom Rabensteinplatz. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verlor die Zurschaustellung der Todesstrafe an Bedeutung. 1822 wurde der Rabenstein abgebrochen.
Wie Manfred Wurlitzers Heft zum Rabensteinplatz die Planungen der Stadt zur Neugestaltung beeinflusste
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