Der Floßgraben ist zwar nicht das am häufigsten befahrene Gewässer in Leipzig, aber wohl das beliebteste. Auf keinem anderen Wasserabschnitt kann man den Auenwald so intensiv erleben. Und den Eisvogel. Und damit der nicht vertrieben wird, gibt es seit ein paar Jahren die Allgemeinverfügung zum Floßgraben. Und die Kontrollen dafür, dass sich alle auch dran halten. Aber einige tun’s trotzdem nicht.
Den Termin zum Eisvogel-Monitoring 2017 nutzte Angelika Freifrau von Fritsch, Leiterin des Amtes für Umweltschutz, am Donnerstag, 15. März, auch, um die Kontrollen zur Allgemeinverfügung zu rekapitulieren. Denn von Anfang an gab es rücksichtslose Zeitgenossen, die sich nicht an die Verfügung hielten – die die geschützten Ufer betraten, mit Hunden im Eisvogel-Revier stöberten, mit Motorbooten durch den Graben fuhren, campierten und grillten.
Da war das Leipziger Amt für Umweltschutz frühzeitig gezwungen, auch Kontrollen durchzuführen und Strafen zu verhängen. Nicht gleich im ersten Jahr. Da appellierte man noch an das Verständnis der Leipziger, die wichtigen Schutzauflagen zu respektieren.
Trotzdem wurden 354 Verstöße bei 27 Kontrollen festgestellt. Die freundliche Mahnung reichte augenscheinlich nicht. Deswegen wurden ab 2015 auch die ersten Abmahnungen verhängt. Bei 178 registrierten Verstößen immerhin 97 Abmahnungen. Da hatte man die Zahl der Kontrollen schon auf 56 verdoppelt.
Aber einige Mitmenschen wollen augenscheinlich nichts respektieren.
Also wurde 2016 die Zahl der Kontrollen auf 66 erhöht – da waren längst Verwaltungsmitarbeiter aus unterschiedlichen Ämtern und viele Umweltschützer eingebunden. Denn wenn man die Probleme mit den Verstößen am Floßgraben nicht in den Griff bekäme, bliebe am Ende nur die Sperrung des Floßgrabens, die komplette.
317 Verstöße wurden in diesem Jahr registriert, 135 mit Abmahnungen geahndet.
2017 wurden die Kontrollen zwar wieder auf 26 reduziert. Mit 85 wurden auch deutlich weniger Verstöße registriert, mit 45 auch weniger Abmahnungen verhängt.
Aber das Problem, so von Fritsch: Die Kontrollen müssen so stattfinden, dass sie selbst nicht die Bereiche zerstören, die sie eigentlich schützen wollen. Also zieht man eben nicht übers Ufer, wo auch andere Menschen in der Brutzeit des Eisvogels nichts zu suchen haben, sondern ist mit dem Boot unterwegs. Was die Zugriffsmöglichkeiten natürlich einschränkt. Erst recht im Südteil des Floßgrabens, auf Markkleeberger Gebiet.
Ein Thema, das ja mittlerweile auch im Stadtrat gelandet ist: Leipzig und Markkleeberg müssen eine Verwaltungsvereinbarung unterzeichnen, dass Leipziger Verwaltungsmitarbeiter auch auf Markkleeberger Gebiet kontrollieren und sanktionieren können.
Denn viele Sünder, die in den letzten Jahren den Floßgraben zum Tobeplatz gemacht haben, sind auf Markkleeberger Gebiet ausgewichen, wo nicht kontrolliert wurde. Markkleeberg hat gar nicht die personellen Möglichkeiten, die Allgemeinverfügung auf eigenem Gebiet so zu kontrollieren. Deswegen braucht es die Verwaltungsvereinbarung, mit der Leipzig auch im Markkleeberger Floßgraben die Kontrollmöglichkeiten bekommt. Noch aber, so von Fritsch, ist die nicht unterzeichnet.
Warum 2017 die Zahl der registrierten Verstöße zurückging, lässt sich nur vermuten. Einerseits ist die Beschilderung besser geworden. Andererseits war das Wetter natürlich deutlich miserabler. Richtig viel los ist im Floßgraben meist nur am Wochenende und an Feiertagen – und auch dann nur, wenn es warm und sonnig ist. Dann kommen auch die Leute auf die Idee, durch den Floßgraben zu schippern, die das eher nicht als eine rücksichtsvolle Begegnung mit der Natur begreifen.
Die anderen – das zeigte ja das Eisvogel-Monitoring 2017 – halten sich freiwillig an die Sperrzeiten. Wohl wissend, dass nur so auch der Grund bewahrt wird, der die Durchfahrt so aufregend macht.
Wenn Markkleeberg die Verwaltungsvereinbarung unterzeichnet, ist dann auch ein Ausweichen derjenigen, die sich nicht an die Regeln halten wollen, auf Markkleeberger Flur nicht mehr so leicht möglich.
Und mindestens einmal, so von Fritsch, werden die Leipziger Verwaltungsmitarbeiter auch Hilfe bekommen durch die Wasserschutzpolizei. Die bekommt man nämlich nicht so ohne weiteres nach Leipzig, da sie im großen Neuseenland jede Menge zu tun hat. Zu Pfingsten wird das Boot der Wasserschutzpolizei die Leipziger Kontrollen verstärken. Und auch die Großkontrollen, wie sie im vergangenen Jahr an sechs Wochenenden stattfanden, soll es wieder geben.
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