2016 ist der Plan der Stadt, auf dem Otto-Runki-Platz im Leipziger Osten eine Schwimmhalle zu bauen, überraschend im Leipziger Stadtrat gescheitert. Mit 30 : 28 Stimmen recht knapp. Was die Verwaltung augenscheinlich zum Anlass nahm, einen neuen Vorschlag für den Otto-Runki-Platz auszuarbeiten. Der geht jetzt genau so ins Verfahren: „Der Otto-Runki-Platz wird als Standort für einen Schwimmhallenneubau bestätigt.“

Unter anderem hatten die Grünen beanstandet, dass an so einer zentralen Stelle ein einfacher Schwimmhallenbau keinen Sinn macht. Hier müsse man kompakt denken und eine Mehrfachnutzung auf engstem Raum anstreben, wenn der Verlust des heutigen Platzes überhaupt einen Sinn machen soll.

Und die Kritik findet sich wieder im neuen Vorschlag des Sportdezernats.

„Der Oberbürgermeister wird beauftragt, über die Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH und die Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH darauf hinzuwirken, dass unter der Federführung der Sportbäder Leipzig GmbH bei der weiteren Prüfung des Schwimmhallenneubaus folgende Voraussetzungen bzw. Verfahren Beachtung finden:

  1. a) Anstreben einer energieeffizienten und ökologisch nachhaltigen Bauweise durch Passivhausstandard, Gründach, Fassadenbegrünung und Photovoltaik-Anlage.
  2. b) Berücksichtigung von Zuschauerkapazitäten in der Schwimmhalle in Abstimmung mit möglichen Fördermittelgebern.
  3. c) Durchführung eines Architektur- und Gestaltungswettbewerbes zur Einbettung in die örtliche Stadtplanung.“

Und dann wird auch konkreter auf die Forderung der Grünen eingegangen, die im Herbst gegen den ersten Vorschlag zum Schwimmhallenbau gestimmt hatten.

„Der Oberbürgermeister wird beauftragt, die Möglichkeit einer kooperativen Bauweise durch Kombination verschiedener Nutzungsmöglichkeiten des entstehenden, ggf. mehrgeschossigen Baukörpers gemeinsam mit den kommunalen Unternehmen Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH, Städtische Altenpflegeheime Leipzig gGmbH, LESG Gesellschaft der Stadt Leipzig zur Erschließung, Entwicklung und Sanierung von Baugebieten mbH sowie dem Städtischen Eigenbetrieb Behindertenhilfe in Abstimmung mit möglichen Fördermittelgebern zu prüfen.“

Ebenfalls noch nicht geklärt ist ja, wo eigentlich Ausgleichmaßnahmen für diesen erst in den 1990er Jahren anspruchsvoll geschaffenen Schmuckplatz geschaffen werden sollen. Gebraucht werde die Schwimmhalle, betont das Sportdezernat. Andere Standorte im Osten habe man bislang nicht als geeignet verifizieren können.

Entstehen soll eine Schwimmhalle mit Wettkampfbecken mit 6 Bahnen, einer Länge von 25 m und einer Wassertiefe von 1,80 m, dazu einem Lehrschwimmbecken mit einer Länge von 16,66 m, einer Breite von 10 m und einer Wassertiefe von max. 1,35 m. Auch ein Kinderplanschbecken mit einer Wasserfläche von ca. 30 m² und einer Wassertiefe von 0,60 m soll es geben, optional vielleicht auch eine Sauna und Zuschauertribünen.

„Nach intensiver Grundstückssuche erfüllt dieses Grundstück alle genannten Vorgaben und befindet sich dazu im Eigentum der Stadt Leipzig“, betont das Sportdezernat. „Dieser Standort befindet sich direkt neben der Schule am Rabet (Grundschule), dem Beruflichen Schulzentrum 7 (ehemals BSZ 5) und besitzt eine unmittelbare Straßenbahnanbindung durch die Haltestelle Einertstraße (Linien 1, 3 und 8) an der nördlichen Grundstücksgrenze. In der Umgebung befinden sich neben den Grundschulen (August-Bebel und Wilhelm Wander), vier Kindertagesstätten sowie die 16. Oberschule. – Obwohl der Otto-Runki-Platz eine mit Fördermitteln 2006/7 (Fördermittelbindung läuft 2017 aus) gestaltete Grünfläche ist, erscheint damit dieser Platz nach Abwägung aller Vor- und Nachteile sowie der vorhandenen Alternativen als der sozialräumlich geeignetste Standort für den Schwimmhallenneubau.“

Aber die Kritik der Grünen will man ernst nehmen: „Vor dem Hintergrund der stark wachsenden Stadt und dem damit in Verbindung stehenden enormen Flächenbedarf für Wohnraum, soziale Infrastruktur und Erholungsräume, ist eine Mehrzweck-Nutzungsmischung durch mehrgeschossiges Bauen zu prüfen. Aufgrund des derzeitigen Gesellschaftszweckes der Sportbäder Leipzig GmbH (SBL) erscheint es sinnvoll, mit weiteren kommunalen Unternehmen in Leipzig entsprechende Bedarfe und Realisierungsmöglichkeiten eines kooperativen Bauprojektes zu untersuchen.  (…) Dieses potenzielle Multifunktionsgebäude soll auch Einrichtungen erhalten, die es im unmittelbaren Umfeld des Standorts gibt und die von privaten Anbietern/anderen Anbietern betrieben werden.“

Das kleine Problem ist mal wieder das recht komplizierte und manchmal sehr bürokratische Beihilferecht der EU: „Hier ist zu prüfen, ob solche Angebote in einem, mit öffentlichen Mitteln errichteten und betriebenem Gebäude einen Beihilferechtsverstoß darstellen. Die Sportbäder Leipzig GmbH hat im November 2011 geprüft, ob die Zahlungen der Stadt Leipzig im Rahmen des BLFV einen Verstoß gegen das EU-Beihilferecht darstellen. Die Prüfung ergab, dass die SBL in ihrer derzeitigen Aufstellung und Organisation EU-Beihilferechtskonform arbeitet. Beim Bau und Betrieb eines Multifunktionsgebäudes durch die Sportbäder Leipzig GmbH selbst, ist ein Verstoß gegen das EU-Beihilferecht nicht auszuschließen.“

Kompliziert werde es, wenn man die Sportbäder Leipzig GmbH mit Aufgaben betraue, die eigentlich nicht ihr Kerngebiet sind, „z. B. bei Bau und Betrieb eines Multifunktionsgebäudes mit bspw. integrierten Sozialwohnungen, Altenpflegeheim, Fitnessclub oder Restaurant“, da bestehe „das akute Risiko, dass die verbindlichen Zusagen hinsichtlich der steuerlichen Behandlung der allgemeinen Fehlbetragsfinanzierung unwirksam werden.“

Alles Dinge, die man vor Baubeginn klären kann.

Sichern will man jedenfalls, dass die Schwimmhalle mehrere Aufgaben abdecken kann: „Zur Förderung der Familienfreundlichkeit und Teilhabe von Eltern an den sportlichen Aktivitäten ihrer Kinder werden die Möglichkeiten eines wettkampfgeeigneten Schwimmhallenbaus angestrebt. Dies gilt nicht nur für die Sportler sondern ebenso für Besucher, die bislang in Leipzig lediglich in der Universitätsschwimmhalle über entsprechende Besucherkapazitäten adäquate Möglichkeiten zur Besucherteilnahme an Schwimmwettkämpfen vorfinden. In einer 25 m-Sportschwimmhalle sind klassische Besuchertribünen voraussichtlich möglicherweise nicht förderfähig, aber dennoch im Kontext des Gesamtbudgets mit Varianten zu prüfen und einzuplanen.“

Mit den Vorbereitungen will man 2017 beginnen, 2018 soll es den Architektenwettbewerb geben. Ab 2020 könnte gebaut werden, Wunschfertigstellungstermin wäre 2022.

Die neue Vorlage zur Schwimmhalle auf dem Otto-Runki-Platz.

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