Nach zweijähriger Bauzeit ist die komplette Umgestaltung des Straßenzugs zwischen Martin-Luther-Ring und Südplatz am Montag, 16. November, abgeschlossen worden. Bauherren waren die Stadt, die Leipziger Verkehrsbetriebe und die Kommunalen Wasserwerke. Mit einer symbolischen Baumpflanzung wurde der Tag gefeiert: Im Bereich der neu entstandenen Straßenbahnhaltestelle an der Einmündung der Münzgasse wurde die Ungarische Eiche festlich begossen.
In 636-tägiger Arbeit (Sonn- und Feiertage eingeschlossen) haben die Mitarbeiter von 15 Firmen im Auftrag der drei Bauherren die KarLi grundlegend umgestaltet. Das betrifft nicht nur Fahrbahnen und Ampelanlagen, Gehwege, Straßenbahngleise und Fahrleitungen, sondern auch die Leitungen im Untergrund. Die LVB verlegten insgesamt 1.100 Meter Doppelgleis. Dazu wurden 300 Tonnen Schienenmaterial und 1.300 Kubikmeter Beton verbaut. Die Haltestelle Hohe Straße wurde etwas nach Süden verschoben, und an der Einmündung der Münzgasse entstand eine neue Haltestelle. Die KWL haben rund zwei Kilometer Trinkwasserleitungen, einen Kilometer Abwasser- und 300 Meter Regenwasserkanäle saniert, dazu zahlreiche Hausanschlüsse und Einstiegsschächte. Drei Havarien, die während der Gesamtbauzeit auftraten, konnten unkompliziert und ohne Zeitverzug für die Gesamtmaßnahme behoben werden.
Für die Anlieger hatten die Bauherren einen Info-Punkt eingerichtet. Wie Antje Fiolka-Eichler, die KarLi-Ansprechpartnerin vor Ort, mitteilte, kamen zu Beginn der Baumaßnahme wöchentlich zwischen 20 bis 40 Besucher. Mit zunehmendem Baufortschritt pegelte sich dies auf durchschnittlich 5 Besucher pro Woche ein. Der Kontakt zum Ansprechpartner vor Ort lief aber vielmehr über Telefon, E-Mail bzw. persönlich, am meisten aber vor Ort direkt bei den Händlern. Insgesamt gab es über 400 schriftliche Anfragen und täglich bis zu 10 Anrufe von Anwohnern, Gewerbetreibenden, Anliegern und Leipzig-Besuchern.
Durch die Umgestaltung hat die KarLi ein neues Gesicht erhalten, sie ist für alle Verkehrsteilnehmer sicherer und komfortabler geworden. Es gibt jetzt auf den 2,8 Kilometern zwischen Martin-Luther-Ring und Peterssteinweg separate Radverkehrsanlagen – zumindest als Radstreifen – außer an einigen Kreuzungen. 210 Fahrradbügel stehen künftig zur Verfügung. Der Straßenzug verfügt im Bauabschnitt nun über 59 Pkw-Stellplätze plus Andienflächen mit Platz für bis zu 20 Kleintransportern. Weitere Stellplätze werden im kommenden Jahr in der Braustraße durch Änderung der Parkordnung geschaffen. Die 65 Bäume, die vor Beginn der Arbeiten gefällt werden mussten, werden durch insgesamt 68 Neupflanzungen ersetzt.
Die Statements zu Straßenfreigabe
Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig
„Die Karl-Liebknecht-Straße ist eine wichtige Lebensader unserer Stadt. Wer Leipzig erleben und die Leipziger verstehen will, der blickt in dieser Straße wie durch ein Mikroskop auf unsere Stadt“. Einen großen Anteil am erfolgreichen Umbau hat der breite Beteiligungsprozess im Vorfeld der Baumaßnahme, der bis dato einzigartig war. Für die KARLI als bunte Einkaufs- und Kneipenmeile ist das Ergebnis ein großer Gewinn.”
Ulf Middelberg, Sprecher der LVB-Geschäftsführung
“Die Modernisierung der Karli bedeutet uns viel. Wir machen Leipzig damit wieder ein Stück attraktiver, lebens- und liebenswerter – sowohl für Anwohner als auch für Händler und Gastronomen und ihre Kundschaft. Ein besonderer Dank gebührt dem Freistaat Sachsen, der uns bei diesem Projekt maßgeblich unterstützte.“
Ronald Juhrs, LVB-Geschäftsführer Technik und Betrieb
“Der breite Beteiligungsprozess im Vorfeld der Baumaßnahme war beispielhaft. Gemeinsam nach besten Lösungen zu suchen und dafür mit starken Argumenten einzustehen, zeigt, wie wichtig uns als Bauherren diese Straße ist.“
Dr. Ulrich Meyer, Technischer Geschäftsführer der Kommunalen Wasserwerke (KWL)
“Die Sanierung in der Karl-Liebknecht-Straße stellte höchste Ansprüche – an das Durchhaltevermögen aller Anlieger und an die Koordinierung und Abstimmung der vielen Baubeteiligten. Im Ergebnis haben wir nun eine moderne wassertechnische Infrastruktur unter der Straße, die uns und vor allem den Bürgern eine zuverlässige Ver- und Entsorgung für die kommenden Jahrzehnte ermöglicht.“
KarLi-Betreuerin Antje Fiolka-Eichler
„Die Möglichkeit, während der gesamten Baumaßnahme einen Ansprechpartner bei Problemen und Fragen zu kontaktieren, hat sich bewährt. Natürlich war nicht jede beim Bau auftretende Situation planbar, aber gemeinsam haben wir Lösungen gefunden.“
Der ADFC Leipzig
„Wir sind mit dem Ergebnis des Umbaus insgesamt zufrieden,“ sagt Dr. Christoph Waack als Vorsitzender des ADFC Leipzig. Durch den Umbau ist vom Connewitzer Kreuz bis zur Innenstadt eine durchgehende Verbindung für den Radverkehr mit Radfahrstreifen in Standardbreite entstanden. Der Promenadenring kann nun direkt gequert werden, sodass die Verschwenkung über die Straßenbahnhaltestelle „Wilhelm-Leuschner-Platz“ nicht mehr notwendig ist. Entlang der KarLi sind auch relativ viele Fahrradstellplätze geschaffen worden, wenn auch nicht immer an den Zielpunkten des Radverkehrs. Positiv ist auch das Aufstellen von Bänken zum Verweilen und die weitestgehende Erhaltung der Gehwege in ihrer für Leipzig mittlerweile fast einmaligen Breite hervorzuheben.
Weniger erfreulich sind die vielen Ampeln. Diese sind unter anderem notwendig geworden, damit die Straßenbahn in den separaten Gleiskörpern vor dem Volkshaus oder an der Haltestelle Südplatz ein- und ausfahren kann. Der ADFC hatte sich dafür eingesetzt, dass beim Umbau kein separater Gleiskörper entsteht, konnte allerdings nur erreichen, dass dieser etwas kürzer als ursprünglich geplant umgesetzt wurde. Ein weiterer Kritikpunkt sind die Rampen an der Haltestelle Münzplatz. Diese sind so steil und zudem verschwenkt ausgeführt, dass hier eine Sturzgefahr besteht. Hier wäre die Stadt gut beraten, zukünftig die Rampen zur angehobenen Radfahrbahn fahrradfreundlicher zu gestalten. Bereits während der Baumaßnahme stand auch die Gestaltung des Münzplatzes in der Kritik. Die Verarbeitung der Pflastersteine ist wenig gelungen und wird der Stadt wohl noch viele Sorgen bereiten.
Dr. Christoph Waack abschließend: „Wir sind sehr froh, dass die Baumaßnahme nun fast beendet und der Straßenabschnitt für den Rad- und Fußverkehr wieder uneingeschränkt nutzbar ist. Wir werden intensiv beobachten, wie sich die Nutzung der Straße durch den Radverkehr entwickeln wird und auch noch Verbesserungsvorschläge im Detail mit der Stadtverwaltung besprechen.“
Dem Umbau der Karl-Liebknecht-Straße und des Peterssteinweges in den Jahren 2014 und 2015 ist ein längerer Planungs- und Diskussionsprozess seit dem Jahr 2011 vorausgegangen. Für den ADFC wechselte in der Zeit auch die eigene Perspektive auf das Baugeschehen: Im August 2013 verlegte der ADFC Leipzig seine Räumlichkeiten in den Peterssteinweg 18 und wurde somit zum direkten Anlieger.
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