In den Sommerferien gibt es viele Halbzeittermine. Einige Leipziger Großbaustellen haben ihren Gipfelpunkt erreicht. So auch die Baustelle direkt vorm Diakonissenhaus an der Georg-Schwarz-Straße. Seit dem 18. Mai wird dort die Haltestelle barrierefrei umgebaut. Ein ganz besonderes Projekt, denn hier haben die Anlieger gedrängelt, dass endlich was passiert.
Konkret die Stadtbau AG, die hier seit ein paar Jahren mehrere ehemalige Häuserblöcke der LWB saniert und umgestaltet. “Brunnenviertel” heißt das Projekt, das, als es begann, noch wie ein Solitär an der Grenze von Leutzsch und Lindenau wirkte. Doch gerade in den letzten zwei Jahren hat sich die Georg-Schwarz-Straße zu einer der lebendigsten Leipziger Magistralen entwickelt. Sie ist praktisch die Hauptstraße von zwei aktuell rapide wachsenden Ortsteilen.
Zur Sanierung und Modernisierung war sie zwar vorgesehen – aber erst in ein paar Jahren. Auch die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) haben einen Planungsvorlauf, der eigentlich mit dem Tempo der Stadtentwicklung nicht mehr Schritt hält. Als vor fünf Jahren das Thema Magistralenentwicklung auf den Tisch kam, ging auch die Stadt so behutsam vor, als könnte Leipzig mit einem Bewohnerzuwachs von 2.000, 3.000 ganz gut leben.
Mittlerweile sind es aber jedes Jahr 11.000 bis 12.000 Leipziger mehr. Und viele der Neuankömmlinge gehen dahin, wo aktuell der Bär steppt oder der Löwe brüllt – vor allem in die frisch zum Leben erweckten Quartiere im Westen. Aber da passten dann die Pläne nicht mehr, die rumpelige Straße erst in fünf oder sechs Jahren zu modernisieren. Hier musste vorher was passieren. Gerade am Diakonissenhaus.
Also machte Patrik Fahrenkamp, Vorstandsvorsitzender der Leipziger Stadtbau Aktiengesellschaft, etwas, was auch Leipzigs Immobilienentwickler eher selten machen: Er ging zur Stadt und fragte, ob die Haltestelle direkt am Diakonissenhaus, die auch direkt am Brunnenviertel liegt, nicht vorgezogen und barrierefrei umgebaut werden könnte. Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau schaute in das Budget ihres Dezernats, hatte noch ein paar Euro, die sie einsetzen konnte, und fragte die LVB, ob sie die Haltestelle eintakten könnten. Stadtbau AG und Diakonissenhaus legten auch was dazu. 2014 ging das auf einmal sehr schnell. 1,3 Millionen Euro kamen zusammen. Die Haltestelle konnte umgebaut werden.
Tatsächlich geht es nicht nur um ein paar erhöhte Bordsteinkanten. Auf 200 Meter musste, wenn man es richtig machen wollte, das Gleisbett komplett erneuert werden. Auch die Wasserwerke mussten ran. Der Umbau sollte kein Provisorium werden, sondern im Grunde der Anfang für die in den nächsten Jahren geplante stückweite Aufwertung der Straße. Zwischen Prießnitz- und Klopstockstraße wurde die Straße völlig neu gebaut. Die Straßenbahn fährt eingleisig durch die Baustelle. Dabei rumpelt sie nicht über ein fest verbautes Gleiskreuz, wie man das zum Beispiel aus der “KarLi” kennt, sondern fährt ganz langsam über ein auf den Asphalt gelegtes Verbindungsstück.
Am Montag, 3. August, war Baustellen-Termin mit allen Akteuren gleich an der Baustelle. Der Straßen- und Gleisbau nimmt sichtlich Formen an. Bis zum 8. August rumpelt die Straßenbahn noch eingleisig durch die Baustelle. Am Sonntag, 9. August, ist dann wieder eine Tagessperrung notwendig. Denn dann werden die Gleiskreuze wieder abgebaut und die neu verlegten Gleise eingebunden. Die Straßenbahnlinie 7 bedient dann ab dem 10. August die neue Haltestelle Diakonissenkrankenhaus. Der Baubereich bleibt aber wie geplant für den Kfz-Verkehr gesperrt und wird noch bis 21. August unverändert umgeleitet, so die LVB.
Ab dem 10. August hat das Diakonissenkrankenhaus also endlich etwas, was sich die dortige Leitung schon seit Jahren gewünscht hat: Eine Straßenbahnhaltestelle, die auch von bewegungseingeschränkten Menschen problemlos genutzt werden kann.
Und das soll sogar noch viel schöner werden, verspricht Dr. Michael Kühne, Geschäftsführer der Ev. Diakonissenkrankenhaus Leipzig gGmbH. Dazu kommen wir gleich noch an dieser Stelle.
Aber selbst Ronald Juhrs, technischer Geschäftsführer der LVB schwärmt. Nicht nur, weil jeden Tag 1.300 bis 1.400 Fahrgäste am Diakonissenhaus ein- und aussteigen. “Auf der ganzen Linie 7 verzeichnen wir deutliche Fahrgastzuwächse”, sagt er. Ein Ergebnis der rechts und links der Georg-Schwarz-Straße wachsenden Einwohnerzahlen. Was logischerweise den Modernisierungsdruck für die Georg-Schwarz-Straße erhöht. 2017 ist ja bekanntlich der 750 Meter lange Abschnitt von der Philipp-Reis-Straße bis zur Hans-Driesch-Straße dran. Aber auch im Inneren der Magistrale fehlen noch wichtige Abschnitte.
Die neue Haltestelle Diakonissenhaus ist so eine Art Vorgeschmack auf die künftige Praktikabilität der Straße.
Sperrung mit Schienenersatzverkehr und Umleitungen
Straßenbahnnutzer sollten sich auf jeden Fall den 9. August merken, wenn die Baustelle gesperrt ist und die LVB Schienenersatzverkehr anbieten.
Die Straßenbahnlinie 7 verkehrt an diesem Tag verkürzt bis zur Ersatzendstelle Angerbrücke, Straßenbahnhof bzw. ab Haltestelle Sportforum nach Sommerfeld. Ersatzbusse sind dabei zwischen den Haltestellen Sportforum und Böhlitz-Ehrenberg im Einsatz und bedienen in der William-Zipperer-Straße in Höhe Prießnitzstraße eine Ersatzhaltestelle Diakonissenhaus. Fahrgäste, die in Richtung Böhlitz-Ehrenberg unterwegs sind, können an der Haltestelle Sportforum in Ersatzbusse (SEV 7) umsteigen. Der Umstieg von den Ersatzbussen in die Straßenbahn ist an der Haltestelle Angerbrücke, Straßenbahnhof.
Noch bis zum 21. August laufen dann die Arbeiten an der Haltestelle Diakonissenkrankenhaus sowie der Gleisanlagen zwischen Klopstockstraße und Prießnitzstraße weiter, werden die restlichen Verschönerungen und Komplettierungen erfolgen. Am Folgetag können dann auch wieder die Autos durch die Straße.
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