Können Sie es einfach nicht? Vielleicht haben es die heutigen Planer auch nie gelernt, weil die Aufgabe nicht stand: Wie baut man Stadtplätze mit Aufenthaltsqualität? Am Richard-Wagner-Platz haben die Verfechter von Stein die Oberhand behalten, am Platz am Südende der Petersstraße auch, am Huygensplatz ebenso. Und im Vorfeld des Bayrischen Bahnhofs sieht es bald genauso aus. Auch wenn die Fußgänger dort nun seit Monaten nur durch enge Absperrgänge laufen. Ein Protest, diesmal aus der Linksfraktion.

Seit letztem Dezember ist der City-Tunnel in Betrieb. Zwischenzeitlich wurden auch die neuen Bus- und Straßenbahnhaltestellen auf dem Bayerischen Platz in Betrieb genommen. Der Platz wird von zahlreichen S-Bahnreisenden, Straßenbahn- und Busfahrgästen zum Umsteigen oder auf dem Weg zum Universitätsklinikum genutzt. Aber auch als wohnortnahes Einkaufszentrum hat er sich wieder neu etabliert.

“Auch wenn derzeitig großflächig auf dem Vorplatz des City-Tunneleingangs gewerkelt wird, drängen sich Fußgänger und Radfahrer auf teilweise nicht einmal eineinhalb Meter breiten Wegen aneinander vorbei, was für Unmut bei Passanten und Anwohnern sorgt. Zudem sind viele die ewige Baustelle leid und monieren die sehr betonlastige Platzgestaltung”, kritisieren die beiden Stadträte der Fraktion Die Linke Dr. Skadi Jennicke (stellvertretende Fraktionsvorsitzende) und Siegfried Schlegel (Sprecher für Stadtentwicklung) das neuerliche Produkt steinerner Platzversiegelung. Sie haben sich gemeinsam mit Anwohnern vor Ort ein Bild gemacht und fanden den aktuellen Zustand in der Tat wenig einladend und komfortabel. Nach wie vor prägen Bauzäune und eine Bretterwand den Anblick, von Stadtgrün noch keine Spur.Eigentlich hätte der Platz ursprünglich mit der Tunneleröffnung im Dezember 2013 fertig sein sollen. Doch obwohl mit den ersten warmen Tagen die Arbeiten begannen, ist der Platz immer noch eine Baustelle. Von Anpflanzungen ist nichts zu sehen.

Deshalb wollen die beiden Linke-Stadträte in der September-Stadtratssitzung anfragen, ab wann der komplette Platzbereich vor dem historischen Bahnhofs-Portikus und seitlich des nördlichen Tunneleingangs zum Tiefbahnsteig nutzbar sein wird.

Zugleich stellen die Stadträte Jennicke und Schlegel auch die Frage nach der Fertigstellung der seitlichen Rasenflächen und dem Zeitpunkt der Pflanzung von Großbäumen, die schon früher diesen Platzbereich prägten.

Nachfragen bei der städtischen Verwaltung bestätigen bereits vorab, dass die früher eingezäunte Grünfläche zukünftig als öffentlich zugängiger Aufenthaltsbereich nutzbar sein soll. Ist nur offen, wieviel Grün es am Ende tatsächlich gibt. Denn ein gepflasterter Aufenthaltsbereich hat eben noch längst keine Aufenthaltsqualitäten.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gebe es immerhin, finden die beiden: Eine Baumscheibe ist auf dem steinernen Platz bereits jetzt als Rundbeet sichtbar gestaltet, und auch die Umfassungsmauern der beiden Rasenbeete, wo auch Großbäume gepflanzt werden sollen, sind fertiggestellt.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar