Die Stadtverwaltung hat vorgeschlagen, das ganze Areal Wilhelm-Leuschner-Platz im neuen Stadtentwicklungsplan (STEP) Zentren dem A-Zentrum City zuzuschlagen. Das soll dem seit 60 Jahren brach liegenden Gelände endlich den nötigen Kick geben, damit hier was passiert. Die Grünen kämpfen hier seit Jahren um eine Markthalle. Die Linke hat sich auch gleich im Mai an das Thema drangehängt und eine Einschränkung des Zentren-Gebiets auf die Ostseite beantragt.
“Die City-Erweiterungspotenzialfläche wird nur auf die im B-Planverfahren Nr. 382 ausgewiesenen hochbauseitig bebaubaren Flächen des Areals Wilhelm-Leuschner-Platz begrenzt”, hieß es in ihrem ersten Antrag. Die Westseite des Areals sollte ausgespart bleiben. Immerhin geistert dort immernoch die Idee eines Freiheits- und Einheitsdenkmals herum.
Tatsächlich geht es in diesem Areal drunter und drüber und die Vorlagen der Stadt zeigen genauso wie die diversen Änderungsanträge aus den Fraktionen, dass man im Grunde gar nicht weiß, worüber man eigentlich redet. Bloß weil die ganze kahle Fläche zwischen Peterssteinweg und Grünewaldstraße wie ein Platz aussieht, ist es noch lange kein einziger Platz. Wilhelm-Leuschner-Platz heißt nur der Westteil des Geländes und umfasst die Fläche des ehemaligen Königsplatzes. Der Nordosten ist nach wie vor der Rossplatz. Und der ganze Rest gehört zum einstigen Markthallenviertel mit den teilweise noch sichtbaren Straßen Markthallenstraße, Brüderstraße und Windmühlenstraße. Auch der Teil westlich der Markthallenstraße war bis zur Zerstörung im 2. Weltkrieg bis an die Kante des Königsplatzes bebaut. Das Stadtforum Leipzig kämpft nicht ohne Grund dafür, dass möglichst die alten Gebietsstrukturen wieder zurückgewonnen werden, damit hier wieder ein attraktives Stadtviertel entstehen kann.So ein wenig nimmt das jetzt auch der neu formulierte Antrag der Linksfraktion zum STEP Zentren auf.
Darin heißt es: “Die entsprechende Gestaltungs- und Nutzungskonzeption für den Gesamtstandort Wilhelm-Leuschner-Platz sieht im östlichen Teilbereich des Platzes eine nutzungsadäquate, gemischte Struktur mit dem integrierten Baustein Markthalle (vgl. RBIV-1420/08 vom 17.12.2008) vor.”
Doch so recht mag sich die Fraktion nicht von den in zwei Werkstätten entwickelten Großblock-Visionen trennen, die vor vier Jahren erst einmal diese seltsame Aufweitung des Wilhelm-Leuschner-Platzes ermöglichten, die dann einer der Gründe dafür waren, dass der Denkmals-Wettbewerb derart in die Hosen ging.
Im neu formulierten Änderungsantrag heißt es dazu: “Die Ergebnisse der Städtebauwerkstatt (März 2010) und des Bürgerforums (Dezember 2010) bilden das städtebauliche Leitbild, das im Wesentlichen einen nach Osten vergrößerten Wilhelm-Leuschner-Platz, der zukünftig von Bebauung freigehalten wird, und im Westen drei durch Straßen unterteilte Baublöcke an der Grünewaldstraße vorsieht.”
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Man nimmt also die aufgerissene Front auf der Ostseite als gegeben, vergisst aber, dass der Rossplatz zwischen Königsplatz und Markthallenstraße einst eine eigene Platzgestaltung hatte, so dass der Passant sich nicht wirklich in einem weiten, unstrukturierten Gebiet verlief. Der Rossplatz wurde übrigens vom Panorama geprägt, das die Ostseite abschloss.
Aber während die Verwaltung mit der Aufnahme des Gebietes ins A-Zentrum ganz diffus eine Entwicklung von neuen Verkaufsflächen anvisiert, will die Linksfraktion hier keine weiteren Kaufhäuser und neuen Großverkaufsflächen.
“Der städtebauliche Entwurf dient als Grundlage für die weitere Entwicklung. Mit Ausnahme der Konkretisierung des Markthallenkonzeptes soll weiterer Handel nur kleinteilig entwickelt werden.” Was schwer genug wird, denn die Bodenpreise in dieser citynahen Lage sind entsprechend gepfeffert, was natürlich Großinvestoren in die Vorderhand bringt. Man kann nur ahnen, dass eine kleinteilige Entwicklung in diesem Bereich vielleicht sogar nur eine Chance hat, wenn man das Gebiet aus dem A-Zentrum heraushält und zugleich die Werkstattergebnisse von 2010 zu den Akten tut.
Denn eines existiert in Leipzigs Planungspolitik nun einmal nicht: Ein Instrumentarium zur Entwicklung kleinteiliger Handelsstrukturen.
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