An einer Biegung der Luppe, die hinter den Bürgerhäusern der Karl-Heine-Straße fließt, steht das Gebäude der ehemaligen Max-Klinger-Schule. Das 1929 im Stil der Neuen Sachlichkeit errichtete Schulgebäude beherbergte bis 1940 die IV. Höhere Mädchenschule. 1945 als Lazarett genutzt, diente der Bau in der Karl-Heine-Straße 22b nach dem Krieg wieder schulischen Zwecken. 1972 bezog das Pädagogische Institut Leipzig (heute Erziehungswissenschaftliche Fakultät) die Räumlichkeiten.

Ende 2015 muss die Fakultät ausziehen und das Gebäude soll wieder seiner ursprünglichen Nutzungsart zugeführt werden. Das im Besitz der Stadt befindliche Gebäude stellt aufgrund der exklusiven Lage und seines historischen Wertes besondere Anforderungen an die Sanierungs- und Ausbauarbeiten. Im Zuge der Neuausrichtung des Gebäudes zu einem fünfzügigen Gymnasium, in dem 90 Lehrer 1120 Schüler unterrichten sollen, hat die Stadt Leipzig einen Wettbewerb zur Erweiterung des denkmalgeschützten Schulkomplexes ausgelobt. Gesucht wurde ein Entwurf, der den Erfordernissen schulischer Praxis und den Besonderheiten der denkmalgeschützten Bausubstanz gerecht wird.

Sieger dieser Ausschreibung ist der Entwurf des Architektenbüros M4-Architektur aus Berlin, mit dessen Architekten die Leipziger Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau schon während ihrer Berliner Zeit zu tun hatte. Vorgestellt wurde der Entwurf heute im Ausstellungsbereich des Stadtplanungsamtes im Neuen Rathaus und kann dort, neben den 22 anderen Entwürfen, bis 23. Mai begutachtet werden.

Dorothee Dubrau, Bu?rgermeisterin und Beigeordnete fu?r Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig, lobt am Siegerentwurf die sensible Umgehensweise der Verfasser mit der denkmalgeschützten Bausubstanz, wodurch die Architektursprache der Neuen Sachlichkeit mit dem Vokabular des 21. Jahrhunderts verbunden worden sei. Die Lage des schulischen Standorts, dessen gute Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr, sowie die Gebäudestruktur prädestiniere den Bau für das längst überfällige Gymnasium für den kinderreichen Westen.

Die Jury begründete die Wahl wie folgt: “Der Entwurf ergänzt ganz behutsam das vorhandene Gebäudeensemble durch eine Erweiterung des Hauses A und stellt eine Sporthalle als Solitärgebäude geschickt in den städtebaulichen Kontext. Auf diese Weise bleibt der ursprüngliche Charakter der vorhandenen Gebäude in besonderer Weise erhalten.Die Freifläche ist großzügig geplant und weist eine hohe gestalterische Qualität auf. Durch die Anordnung der Sporthalle erfolgt eine weiträumige Öffnung zum Park und in Richtung ‘kleine Luppe’. Somit ist eine unmittelbare Einbindung, insbesondere das Wegenetz gegeben. Dennoch wird eine Abgeschlossenheit des Schulgeländes ermöglicht. Der Anbau greift gestalterisch die Materialität des vorhandenen Gebäudes auf und setzt gleichzeitig einen neuen Aspekt in der Fassadenstruktur. Das neue Treppenhaus des Anbaus gibt dem erweiterten Haus A eine symmetrische Figur. Eingriffe in die denkmalgeschützte Bausubstanz sind auf ein Minimum begrenzt.”

Für den Architekten Matthias Engemann war es eine besondere Herausforderung, den großen Raum, der sich inmitten der Parklandschaft eröffnet, in ein harmonisches Miteinander zu bringen. Die neue zweigeschossige Dreifeld-Sporthalle spart hierbei Platz und erhält den Freiraum, ohne jedoch im Zusammenspiel mit der alten Bausubstanz banal zu wirken. Dadurch entstehe ein “Schulcampus mit unterschiedlichen Lern- und Erlebnisräumen,” erklärt Thomas Fabian.

Die gewählten Ziegel orientieren sich an den bestehenden, so dass mit einer Ornamentik gearbeitet werden kann, die in keinem Widerspruch zur Moderne steht, so Engemann. Ebenso stünden Wirtschaftlichkeit und Funktionalität in einem starken Zusammenhang. So ist die Wahl, laut Dubrau, auch damit begründet, dass der Entwurf als einziger die Kosten einhalten könne. Die Obergrenze für reine Baukosten soll sich auf 15,7 Millionen Euro belaufen. Für die Außenanlagen wurde knapp eine Million Euro veranschlagt.

Ein Eingriff in die historische Bausubstanz ist nur im Zuge des Brandschutzes und der Installation eines behindertengerechten Aufzugs notwendig. Die ehemalige Turnhalle der Schule wird zur Mensa und Aula umgestaltet. Ein linearer Anbau an die Fachunterrichtsräume des Westflügels erweitert das Gebäude zusätzlich und in zurückhaltend moderner Formensprache. Zwischen den sechs dreigeschossigen Klassenflügeln soll zusätzlich ein Kunst- und ein Schulgarten entstehen. Eine Bootsanlegestelle ist allerdings nicht geplant.

Die Ausbauarbeiten sollen 2016 beginnen. Die neue Einrichtung soll mit Beginn des Schuljahres 2018/19 zur Verfügung stehen.

Die Jury empfahl die Umsetzung des Siegerentwurfs von M4 Architekten Ingenieure (Berlin) / Hager Partner AG (Berlin) / Senthi GmbH (Berlin). Zwei dritte Preise gingen an SCHÖNHERR + Juli Architekten BDA (Fulda) / MANN Landschaftsarchitektur (Fulda) / Prof. H. Jünemann (Fulda, Sachverständiger für vorbeugenden Brandschutz) und an die ARGE AG Zimmermann / Architekturbüro Raum und Bau GmbH (Dresden) / Storch.

Alle eingereichten Arbeiten sind jetzt bis zum 23. Mai in der 4. Etage des Neuen Rathauses im Ausstellungsbereich des Stadtplanungsamtes öffentlich in einer Ausstellung zu sehen.

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