Die Diskussion um den künftigen Standort des Naturkundemuseums reißt nicht ab, wird auch nicht abreißen. Denn wirklich transparent arbeitet das zuständige Kulturdezernat noch immer nicht. Was auch eine Antwort auf eine Einwohneranfrage belegt, die der Kulturbürgermeister jetzt schriftlich gab. Da ging es genau um die Fragen, die die Kritiker immer wieder aufwerfen: Wurde der Lieblingsstandort Bowlingtreff tatsächlich eingehend untersucht?

Die Antwort lautet schlichtweg: Nein. Obwohl natürlich baustatisch alles in Ordnung ist. So wie 1928, als das Ganze als Umformerstation für die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) unterirdisch gebaut wurde, als auch 1980, als ein Bowlingtreff hinein gebaut wurde. Dumm nur, dass weder eine Umformerstation noch eine Bowlinganlage klimatische Archivbedingungen aufweisen müssen.

Ein Fakt, auf den Dr. Andreas Thielemann, Bibliotheksleiter der Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom, mit einer ausführlich begründeten Petition deutlich hinweist. Man kann wertvolle Archivgüter wie Bücher oder ausgestopfte Tiere nicht einfach irgendwo unterirdisch lagen, wenn man nicht ihre Zerstörung riskieren will. Mit möglichen Zerstörungsgefahren hat sich auch das Kulturamt befasst – aber eben nur mit den großen, die für Jedermann ersichtlich sind, nicht mit den viel folgenreicheren durch klimatisch falsche Lagerungsbedingungen.

Kulturbürgermeister Michael Faber wiegelt in seiner Antwort freilich ab. Immerhin gibt es insgesamt vier Untergeschosse. Das 4. Untergeschoss sei schon zu seiner Bauzeit 1928 als Pumpensumpf angelegt worden, hier wird das Wasser, das eindringt, also gesammelt und abgepumpt. Hier stehen dauerhaft 10 Zentimeter Wasser. Wobei die Ursache nicht eindringendes Grundwasser sei. Im 3. Untergeschoss wisse man von einer Überflutung zwar auch nichts, aber auch hier will man weder Magazin noch Ausstellungsräume unterbringen.

Der Fußboden des 2. Untergeschosses läge dann schon über dem Grundwasserspiegel. Man habe sich auch mit dem “worst-case-Fall” einer Überschwemmung des 2. Untergeschosses beschäftigt. Aber das sei höchst unwahrscheinlich, heißt es in der Antwort des Kulturbürgermeisters. Aber seine Antwort zeigt auch, dass man sich vor allem mit von außen drohenden Gefahren beschäftigt hat, weniger mit den Gefahren für die Sammlungen durch höchst komplizierte klimatische Bedingungen.

Die reinen bautechnischen Probleme stehen also fürs Kulturamt im Vordergrund. Faber weist – obwohl danach gar nicht gefragt – extra auf die statischen Probleme im bisherigen Domizil des Naturkundemuseums hin. “Die Behebung dieser Mängel und die zwingend notwendige Erhöhung der Deckenlast bei weiterer Nutzung des Gebäudes als Museum wäre nur mit einem umfassenden Eingriff in die historische Konstruktion des denkmalgeschützten Gebäudes zu realisieren.” Also auch unüberlesbar der Hinweis darauf, dass man an einen Erweiterungsbau am alten Naturkundemuseum, der die Magazine aufnehmen könnte, gar nicht denkt.

Man wirbt für den einen und einzigen Standort ehemaliger Bowlingtreff und scheint für eine echte Varianten-und Anforderungsdiskussion nicht wirklich offen.
Die Antwort des Kulturbürgermeisters als PDF zum download.

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