An Kita-Plätzen mangelt es in Leipzig, an möglichen Bauplätzen für neue Kindertagesstätten auch. Eigentlich mangelt es an Letzterem nicht. Doch auf die meisten verfügbaren Flächen hat die Stadt Leipzig keinen Zugriff. So muss sie teilweise auf Flächen zurückgreifen, die eigentlich für Bebauung nicht vorgesehen waren. Wie bislang auch die Grünfläche an der Gohliser Straße. Hier soll eine Kita mit 165 Plätzen entstehen.
Den Beschluss dazu fasste die Ratsversammlung am 17. April. Eine Latte Änderungsanträge gab es – insbesondere von der Linksfraktion, die die Verwaltung aufforderte, nach Alternativvorschlägen zum Beispiel am Nordplatz, an der Roscherstraße und der Eutritzscher Straße zu suchen. Aber diesen Änderungsantrag zog sie dann wieder zurück.
Der Stadtbezirksbeirat Leipzig-Nord und die zuständigen Ausschüsse hatten sich vorher mit dem Thema beschäftigt. Aber das weckte augenscheinlich bei den Gohlisern keine echte Neugier. Vielleicht auch, weil sie sich unter einem Grundstück Gohliser Straße 5 nicht allzu viel vorstellen konnten. 4.400 Quadratmeter, 2,25 Millionen Euro Investitionskosten 2013 und 2014. Schön. Dann eröffnet die Kita mit 45 Krippen- und 120 Kindergarten-Plätzen vielleicht gerade noch rechtzeitig, um den Bedarf in Gohlis-Süd aufzufangen.
Aber nun, da alles beschlossen ist, regt sich erstaunlicher Widerstand im Stadtteil.
“Ich bin nicht gegen den Bau von Kindertagesstätten”, erklärt der Heizungstechniker und Bluesfreund Hans Bergerhoff, der direkt am Nordplatz wohnt. “Bei dem Vorhaben bestehen bei mir folgende Bedenken: Die Gohliser Straße ist eine der meist befahrenen Straßen Leipzigs mit allen Konsequenzen (Lärm, Staub). Sollen dort Kinder gesund spielen? Es nervt uns schon als Anwohner.”
Aber Sorgen bereitet ihm auch das Stadtbild. “Nach Rücksprache mit dem Denkmalamt Frau Merrem bestehen auch dort Bedenken, wegen der Zerstörung des Stadtbildes (durch einen ‘kostengünstgen’ im Stil nicht an die Umgebung angepassten Neubau und der Umgebung). Aber wer hört auf die Denkmalschützer? bei so einer Angelegenheit. Da geht es um Aufträge und kostengünstige Lösungen ohne Rücksicht. – Die Grünfläche war angelegt als freier Blick auf das ehemalige Kronprinzenpalais und auch die Umgebung wurde so gestaltet.”
Dabei sucht auch er – wie kurzzeitig die Linksfraktion – die Lösung lieber am Rand des Wohnviertels. “Warum baut man dann nicht an der Spitze Balzacstraße/Eutritzscher Straße, oder noch besser auf dem ehemaligen Bahngelände Eutritzscher Straße und gibt diesem Gebiet einen Investitionsschwung. Auch das Gelände der Stadtwerke Leipzig in der Roscherstraße bietet Möglichkeiten (Gasometer und Umgebung.)”
Sein Standpunkt: “Ich bin dagegen Grün- und Erholungsflächen in der Stadt zuzubauen, und uns damit die Luftigkeit der Stadt zu nehmen. Ein Wohngebiet lebt auch von den Freiflächen.Dies macht auch Wohnkultur und Attraktivität einer Stadt wie Leipzig aus.”
Den Einspruch teilt auch Marian Elsner von der Galerie Artae in der Gohliser Straße 3. “Natürlich werden dringend Betreuungsplätze benötigt und auch wir haben monatelang nach einem Platz für unsere Tochter gesucht, wissen also um die Notlage”, sagt er.
Ob das die Platznöte der Stadt löst, bleibt offen. Es deutet Manches darauf hin, dass die Stadt Leipzig in den letzten Jahren viel zu viele wichtige Bauten und Grundstücke, die sie strategisch für Schulen und Kitas gebraucht hätte, aus reiner Haushaltsnot verkauft hat und jetzt zu manchem Kompromiss gezwungen ist, wie dem in der Gohliser Straße 5.
Die Vorlage für den Bau der Kindertagesstätte Gohliser Straße 5:
http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/7781381CA93D077DC1257B24002A6989/$FILE/V-ds-2862-text.pdf
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