Das Shopping-Paradies der Höfe am Brühl ist eröffnet und 100.000 Kunden sollen am ersten Tag ihre Neugier gestillt und ihrer volkswirtschaftlichen Pflicht zur Steigerung der Inlandsnachfrage nachgekommen sein. Eine große Leipziger Tageszeitung, selbst Mieterin in den Höfen, hat am gestrigen ersten Öffnungstag den 'Check' derselben gemacht und heute veröffentlicht. Und, wie schon seit Wochen in der Vorberichterstattung, auch dabei am eigenen Nest nur alles bestens gefunden.
Aber Stopp, einen Mangel haben die Redakteure an der Riesenhütte dann doch entdeckt. Völlig überraschend stellte sich heraus, dass “direkt vor der Ein- und Ausfahrt zum Parkhaus ein Fußweg die Autospuren kreuzt. Unfallgefahr!” Ein Fußweg. Direkt vor dem Haus. Völlig unüblich (siehe Tiefgaragenzufahrten Karstadt und Augustusplatz), dort ja noch nie dagewesen und mitten über die seit dem Aufwachsen der Stadt aus den Auesümpfen an der Stelle verlaufenden Autospuren. Wie kann denn so etwas passieren?
Na klar: “Den hat die Stadt Leipzig angelegt.” Die wieder. Legen der einkaufenden Bevölkerung Fußwegsteine in den Weg wo es nur geht. “Die Stadt hat quer zu den vier Center-Fahrspuren einen Fußweg gelegt, auf dem viele Passanten stehenbleiben oder auch mal zurücklaufen.” Was Passanten halt so treiben, sind sie einmal losgelassen.
Doch selbst bei 100.000 Besuchern, die gestern vornehmlich ganz selbstverständlich die Straßenbahn, das Fahrrad und die eigenen Füße benutzten, blieben von den insgesamt 820 PKW-Stellplätzen im westlichen Gebäudeteil viele leer. Was angesichts der Gefahr kreuzender Fußwege vor der Einfahrt zwar absolut verständlich aber schon schade ist, denn “Beide Parkdecks bieten viel Platz, schöne Ausblicke und genug Frischluft.” Ja, da muss man sich fast zwingen, nach unten zum Einkaufen zu gehen. Und man stellt vor den und rings um die Höfe vor allem eines fest: Was fehlt, sind ausreichend Möglichkeiten, Fahrräder anzuschließen. Eine kleine Gewitterfront mit einigen heftigen Böen und der Notstand für Kunden mit Fahrrad wurde ganz besonders deutlich.
Die Leipzigerinnen und Leipziger haben die Höfe am Brühl in ungeahntem Ausmaß in Besitz genommen und dabei gezeigt, dass es in der Innenstadt keine riesigen Stellplatzwüsten braucht, damit sie kommen. Damit sind sie bereits weiter, als mancher in Wirtschaft und Politik es ihnen zutraut und es auch in den Medien noch nicht jeder wahrnimmt.
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