Zu Diskussionen um digitale Endgeräte an Schulen sagt die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Luise Neuhaus-Wartenberg: „Heute kommt niemand mehr an digitalen Endgeräten vorbei – das Smartphone wälzt unsere Gesellschaft so stark um wie einstmals die Erfindung des Buchdrucks oder der Dampfmaschine. Wer heute jung ist, wächst unweigerlich in dieser digitalen Welt auf und wird mit dieser Technologie leben.
Selbstverständlich entscheiden allein die Eltern, ob und wann ihre Kinder ein Handy oder Tablet bekommen sollen. Ob wir wollen oder nicht, müssen wir Eltern uns an den Gedanken gewöhnen, dass unser Nachwuchs auch ohne unser Zutun täglich mit der digitalen Welt konfrontiert wird – inklusive aller Chancen und Risiken.
Wir haben als Eltern und als politische Entscheider zwei Möglichkeiten: Wir könnten die Augen verschließen und uns grämen, weil sich die Gesellschaft verändert. Oder wir nehmen die Realität an und bereiten unsere Kinder bestmöglich darauf vor. Ich plädiere für die zweite Variante. Digitale Endgeräte sind für einen zeitgemäßen Lernprozess nicht mehr wegzudenken. Vor allem müssen unsere Kinder den Umgang mit diesen Geräten lernen, damit sie eine gesunde Skepsis und ein gutes Urteilsvermögen gegenüber allen Inhalten entwickeln, mit denen sie dort konfrontiert werden.
Wie wir Erwachsenen müssen sie in der Lage sein, Desinformation und Hassrede als solche zu erkennen und zu hinterfragen. Im schlimmsten Fall müssen sie sich Straftätern erwehren können, die sich ihnen über das Internet nähern, und Straftaten im digitalen Raum erkennen können. Die Herausforderung beginnt aber schon damit, mit dem in sozialen Medien präsentierten Weltbild auf gesunde Weise umzugehen. Das Selbstwertgefühl junger Menschen darf nicht darunter leiden, dass sie die schöngefärbte Scheinrealität mancher Influencer als Maßstab annehmen.
Wer digitale Endgeräte aus dem Grundschulunterricht verbannen will, beraubt Kinder dieser Bildungschancen. Wir vertrauen darauf, dass wir die Lehramtsausbildung modernisieren und unsere Lehrkräfte für deren zielgerichteten Einsatz von digitalen Endgeräten sorgen können, wenn sie bessere Arbeitsbedingungen und Fortbildungen erhalten. Wir plädieren seit längerem für ein Schulfach ,Medienkunde‘. Es ist unrealistisch, Medienkompetenz als Querschnittsaufgabe in jedem Unterrichtsfach betrachten zu wollen.
Junge Menschen müssen in die Lage versetzt werden, Medien kritisch zu konsumieren, sie zielgerichtet einzusetzen, mit ihnen zu interagieren und sie weiterzuentwickeln. Sie müssen wissen, wie Medieninhalte geschaffen werden und welche Rolle Algorithmen spielen. Sie sollten sensibel dafür werden, wie sie mit ihren personenbezogenen Daten umgehen, und die Folgen eines übertriebenen Medienkonsums kennen. Nur so kann auch der Jugendmedienschutz sichergestellt werden.“
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