Am gestrigen Freitag eröffnete Staatssekretärin Dr.in Gesine Märtens das Fachgespräch „Geschlechterforschung in Sachsen – Vernetzungstreffen zu Perspektiven nach 2024“ gemeinsam mit der Prorektorin Universitätskultur Prof.in Dr.in Roswitha Böhm der TU Dresden als gastgebende Hochschule. Das Fachgespräch dient als sachsenweites Austauschforum für Geschlechterforschende und hochschulpolitische Akteurinnen und Akteure. Geplant und umgesetzt hat es erstmals das Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDEG) in Kooperation mit der GenderConceptGroup (GCG) der TU Dresden.
Ziel des heutigen Vernetzungstreffens ist es, den Status Quo der Geschlechterforschung an sächsischen Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen festzuhalten und zu beschreiben, die Sichtbarkeit der Geschlechterforschung im Freistaat Sachsen zu erhöhen, eine langfristige Vernetzung von sächsischen Geschlechterforschenden zu schaffen und Handlungsimpulse für eine strukturelle Verankerung der Geschlechterforschung an sächsischen Hochschulen abzuleiten.
Staatssekretärin Dr.in Gesine Märtens: „Der Begriff „Gender“ ist zum Kampfbegriff geworden. Mit ihm werden Ressentiments geschürt und Vorurteile bedient. Für mich ist diese Polarisierung ein sicheres Zeichen, dass wir nicht weniger, sondern mehr Gender Studies brauchen – vor allem in Sachsen. Neben dem Saarland ist der Freistaat das einzige Bundesland, in dem es weder einen Studiengang noch eine Professur zur Geschlechterforschung gibt. Damit fehlt es an institutioneller Verankerung und an hochschulübergreifenden Netzwerkstrukturen, was wiederum den systematischen Aufbau von Wissen erschwert.
Als Demokratie und als Gesellschaft spüren wir das deutlich, denn wo es an institutioneller Etablierung und Wertschätzung fehlt, wo Menschen lediglich „mitgemeint“ werden, bleibt eine Leerstelle. Als Demokratie sind wir jedoch nur dann glaubwürdig, wenn wir wirklich alle Menschen ansprechen und mit beteiligen. Das hat viel mit Teilhabe und Respekt zu tun, aber auch mit Glaubwürdigkeit.“
Prof.in Dr.in Maria Häusl, Professorin für Biblische Theologie und Mitbegründerin der GenderConceptGroup an der TU Dresden, und Dr.in phil. Sandra Buchmüller, Gastwissenschaftlerin für feministische Technikforschung an der Professur für Thermodynamik, TU Dresden, informierten mit ihrer Keynote „Zum Stand der Geschlechterforschung in Deutschland und in Sachsen“.
Im anschließenden Fachgespräch diskutierten Prof.in Dr.in Edeltraud Günther, Direktorin der UNU-FLORES Dresden, Dr.in Katja Kanzler, Professorin für Amerikanische Literaturwissenschaft, Universität Leipzig, Dr.in Heike Kahlert, Professorin für Soziologie/Soziale Ungleichheit und Geschlecht an der Ruhr-Universität Bochum und Dr.in Monique Ritter, Vertretung der Professur für Gender, Diversität und der Sozialen Arbeit der Hochschule Zittau/Görlitz über Möglichkeiten und Perspektiven.
Vier Arbeitsgruppen beschäftigten sich anschließend mit Voraussetzungen und Visionen für die Geschlechterforschung an unterschiedlichen (sächsischen) Hochschulen, mit den Potentialen eines sachsenweiten Netzwerkes der Geschlechterforschung, mit möglicher Unterstützung der Geschlechterforschung durch die (Landes-) Politik und mit Geschlechterforschung im Spannungsfeld aktueller gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen, Angriffen auf Forschende in diesem Feld und mögliche Schutzmaßnahmen für die Forschenden.
Die GCG ist ein hochschulinternes und interdisziplinäres Netzwerk aus Geschlechterforschenden, das die Sichtbarkeit der Forschung zu Geschlechterthemen an der TU Dresden erhöhen will. Sie initiiert eigenständige Forschungsprojekte, organisiert themenspezifische Tagungen und gibt Veröffentlichungen zu Geschlechterforschung heraus.
Am 18. Dezember 2024 findet außerdem zum achten Mal der Wissenschaftstag #4GenderStudies statt, an dem Forschungseinrichtungen, Gender-Studies- Institutionen und weitere Persönlichkeiten über die Forschung der Geschlechterstudien informieren.
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