Am Montag, den 4. November laden der Leipziger Universitätsverlag und das Stadtarchiv Leipzig 18 Uhr zu einer Veranstaltung in das Stadtarchiv ein. Verleger Dr. Gerald Diesener wirft in einem Gespräch mit der Zeitzeugin und Professorin für Musikwissenschaft Cristina Urchueguía sowie dem geschäftsführenden Leiter des Thomanerchores Emanuel Scobel ein Schlaglicht auf die Erlebnisse des Thomanerchores während des spanischen Militärputsches 1981.
Am frühen Abend des 23. Februar 1981 wurde die junge spanische Demokratie von einem Putschversuch revoltierender Militärs und Angehöriger der Guardia Civil erschüttert, der schon aufgrund seiner medialen Begleitung ganz Spanien politisch und emotional aufwühlte: Für einen Moment schien alles möglich, noch einmal zog Francos Schatten über das Land. In der folgenden Nacht gelang es zwar, die Putschisten weitgehend zu isolieren, sodass der geplante Umsturz misslang – doch schrieb sich dieser Moment der spanischen Geschichte tief in das kollektive Gedächtnis.
Während dieser kritischen Stunden trat der Thomanerchor auf der Bühne der Sociedad Filarmónica in Valencia auf. Was als kulturelles Highlight geplant war, wurde zu einem denkwürdigen Moment, als das Publikum plötzlich fluchtartig den Saal verließ, während sich das Schicksal der spanischen Demokratie in Madrid entschied.
Der Leipziger Knabenchor gastierte im westlichen Ausland, hatte am Abend zuvor in Barcelona begeisterte Aufnahme gefunden und sah sich statt tosenden Beifalls nun einer plötzlich unübersichtlichen politischen Entwicklung gegenüber, die in jeder Hinsicht unvorhersehbar und keineswegs ungefährlich war.
Professorin Cristina Urchueguía hat die Ereignisse in ihrem neuen Buch „Der Thomanerchor und der spanische Militärputsch am 23. Februar 1981“ akribisch rekonstruiert. Ihre Darstellung bietet einen facettenreichen, einzigartigen Einblick in die Kultur- und Zeitgeschichte. Im Anschluss an das Gespräch besteht die Möglichkeit, das Buch zu erwerben und signieren zu lassen.
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