Leipzig erinnert am 29. Oktober 2024, dem 210. Jahrestag der Vergabe der Konzession der Stadt Leipzig zur Errichtung eines jüdischen Friedhofs, an diesen wichtigen Ort der jüdischen Geschichte in der Stadt. Oberbürgermeister Burkhard Jung, Marina Limperska vom Kultur- und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus e.V., der Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinde Leipzig Küf Kaufmann und Landesrabbiner Zsolt Balla werden um 14:30 Uhr die Gedenkstele in der Stephanstraße (Höhe Sternwarte) feierlich einweihen. Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen.
Der erste jüdische Friedhof Leipzigs befand sich von 1814 bis 1937 im Johannistal, das damals noch außerhalb der Stadt lag. Fast fünfzig Jahre diente der Friedhof als Begräbnisplatz. Zwischen 350 und 400 Menschen wurden hier beerdigt. Einzigartig war das Grab von Schalom Josef Friedmann (1812–1851), einem chassidischen „Wunderrabbi“.
Der Friedhof spiegelt die Besonderheit der jüdischen Geschichte der Stadt wider: Die meisten Menschen, die an diesem Ort bestattet wurden, stammten nicht aus Leipzig. Viele von ihnen waren Messjuden, die vor allem aus dem ost- und südosteuropäischen Raum kamen und die Messestadt zu einem Zentrum des Ost-West-Handels machten.
Im Jahr 1936 beschwerte sich der benachbarte Kleingärtnerverein bei der Stadtverwaltung über einen kaputten Zaun, der Dieben als Schlupfloch gedient hatte. Er stieß damit ungewollt einen Prozess an, an dessen Ende die Beseitigung des Friedhofs stand. Der jüdischen Gemeinde wurde der Pachtvertrag für das Gelände des Friedhofs gekündigt; sie musste im Sommer 1937 die Gräber ausheben und die Überreste (unter Wahrung aller religiösen Vorschriften) in einer Sammelgrabstelle auf dem Neuen Israelitischen Friedhof an der Delitzscher Straße im Norden von Leipzig bestatten. Die Kosten dafür hatte die Gemeinde zu tragen.
Die Zerstörung des ersten jüdischen Friedhofs im Johannistal bedeutet einen unersetzbaren stadtgeschichtlichen und kulturellen Verlust für Leipzig. Mit der Einweihung der Gedenkstele erinnert die Stadt Leipzig an die Entwürdigung dieses für die jüdische Gemeinde heiligen Ortes.
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