Das Herzzentrum Leipzig feiert eine außergewöhnliche Auszeichnung: Univ.-Prof. Dr. med. Holger Thiele, stellvertretender Ärztlicher Direktor, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie – Helios Stiftungsprofessur, wurde auf dem diesjährigen Europäischen Kardiologen-Kongress mit dem renommierten Andreas-Grüntzig-Preis ausgezeichnet. Diese Ehrung würdigt seine langjährige Forschungsarbeit zur Behandlung des kardiogenen Schocks, einer der größten Herausforderungen in der Herz-Kreislauf-Medizin.

In über 30 Jahren wurde dieser Preis erst zum vierten Mal an einen deutschen Kardiologen verliehen. Prof. Thiele, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie ist, erhielt die Auszeichnung für seine herausragenden Beiträge zur Erforschung und Behandlung des kardiogenen Schocks – einer lebensbedrohlichen Komplikation, die häufig nach einem Herzinfarkt auftritt und eine Sterblichkeitsrate von fast 50 Prozent aufweist.

Neben der Preisverleihung stellte Prof. Thiele zwei Studien vor, die das Potenzial haben, die zukünftige Behandlungsstrategie des kardiogenen Schocks grundlegend zu verändern. Die Ergebnisse belegen, dass die routinemäßige Anwendung von Herz-Kreislauf-Unterstützungssystemen, wie der venoarteriellen extrakorporalen Membranoxygenierung (VA-ECMO) oder auch anderer Systeme, die Überlebensrate dieser Patienten nicht signifikant verbessert.

„Unsere Studien zeigen klar, dass wir bei der Behandlung des kardiogenen Schocks umdenken müssen. Zukünftig sollten diese mechanischen Unterstützungssysteme nur noch gezielt bei ausgewählten Patienten zum Einsatz kommen. Im Herzzentrum prüfen wir bereits sehr genau, welche Patientengruppen von diesen Systemen tatsächlich profitieren“, betont Prof. Thiele. „Die Studienergebnisse werden zweifellos Einfluss auf die internationalen Behandlungsleitlinien haben und dazu beitragen, die Sterblichkeit weiter zu senken.“

Die beiden Studien, die von Prof. Thiele und seinem Team geleitet wurden, wurden zeitgleich in den führenden Fachzeitschriften The Lancet und European Heart Journal veröffentlicht. Diese Erkenntnisse markieren einen Wendepunkt in der Behandlung des kardiogenen Schocks und unterstreichen die Bedeutung der kontinuierlichen Forschung für die Verbesserung der Patientenversorgung.

Über den Andreas-Grüntzig-Preis

Der Andreas-Grüntzig-Preis wird von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie verliehen und ehrt herausragende wissenschaftliche Leistungen im Bereich der Kardiologie. Prof. Andreas Grüntzig, Namensgeber des Preises, revolutionierte die moderne Kardiologie mit der ersten Ballonaufdehnung eines verengten Herzkranzgefäßes im Jahr 1977. Sein Vermächtnis lebt in den heutigen Interventionen fort, und der Preis ist eine der höchsten Auszeichnungen, die in der europäischen Kardiologie vergeben werden.

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