Sachsens Landwirte können eine leicht unterdurchschnittliche Ernte erwarten. So beläuft sich der Getreideertrag (ohne Körnermais) laut den letzten Schätzungen des Statistischen Landesamtes auf 66,6 Dezitonnen je Hektar (dt/ha). Damit liegt er wahrscheinlich um 5,6 dt/ha unter dem Durchschnittsertrag des Vorjahres. Im Bundesschnitt wurden 65,6 dt/ha geerntet.

Die erwartete Getreidemenge in Sachsen beträgt den amtlichen Schätzungen zufolge rund 2,4 Millionen Tonnen. Dies entspricht einer Differenz von minus 4,4 Prozent zum Durchschnitt der letzten sechs Jahre. Gleichzeitig ist die Getreideanbaufläche gegenüber 2023 um 2,8 Prozent zurückgegangen. Beim Winterraps als wichtigster Ölfrucht dürfte der Durchschnittsertrag auf 29,5 Dezitonnen je Hektar (minus 5,8 dt/ha) zurückgehen.

Diese Zahlen gaben Sachsens Agrarminister Wolfram Günther und der Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes, Torsten Krawczyk, am Montag (9.9.) in Reumtengrün (Vogtland) bekannt.

Anlässlich der Erntebilanz äußerte Sachsens Landwirtschaftsminister: „Wir sehen es immer häufiger: Der menschengemachte Klimawandel verschlechtert die Ernten. Der Klimawandel ist die größte Herausforderung für die sächsischen Landwirtinnen und Landwirte. Deswegen muss es beim Klimaschutz und bei der Klimaanpassung deutlich vorangehen. Die Betriebe stellen sich bereits auf die zunehmenden Wetterextreme ein. Dabei unterstützen wir sie sehr umfangreich mit Förderung und Beratung.

Zudem macht mehr Regionalität die Branche krisenfester. Mehr Regionalität verbessert die Einkommen der Betriebe und macht sie unabhängiger von Weltmärkten und internationalen Krisen. Die regionale und bioregionale Wertschöpfung haben wir in den zurückliegenden fünf Jahren deutlich gestärkt und hier verzeichnen wir deutliche Erfolge.

Beim Bürokratieabbau haben wir uns gemeinsam mit der Branche auf den Weg gemacht. Das ist ein kleinteiliger und langwieriger Prozess. Hinzu kommt: Die meisten Regelungen werden nicht in Dresden gemacht. Im Düngerecht wünsche ich mir, dass es endlich zu einer praktikablen und rechtskonformen Lösung kommt.

Ich danke den sächsischen Landwirtinnen und Landwirten für ihre unverzichtbare Arbeit für unsere Lebensmittelversorgung und für unsere ländlichen Räume.“

Zu Ernteerwartungen, wirtschaftlichen Aussichten und Witterungsverläufen im Einzelnen:

  • Der Ertrag beim Winterweizen liegt mit 75,8 dt/ha leicht unter dem Vorjahreswert (minus 3,2 Prozent)
  • Problematischer sind die Ergebnisse für Wintergerste (65,5 dt/ha) und Winterroggen (43,3 dt/ha). Bei beiden Kulturen wird mit Ertragseinbußen von fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr gerechnet.
  • Bei der Sommergerste werden voraussichtlich sehr gute Erträge erzielt. Die Schätzung beläuft sich derzeit auf knapp 60 dt/ha, was einem Plus von 31 Prozent gegenüber 2023 entspricht.
  • Ebenso erwartet die Branche beim Hafer mit 43,8 dt/ha einen sehr guten Ertrag. Er dürfte damit 15,9 Prozent über dem Vorjahresertrag liegen.

Zur Qualität des Getreides kann noch keine abschließende Einschätzung abgegeben werden, da noch kein repräsentativer Überblick vorliegt. Die bisher erst sehr begrenzt verfügbaren Qualitätsuntersuchungen von Weizen aus den amtlichen Landessortenprüfungen weisen auf vergleichsweise niedrige Eiweißgehalte hin. Die Gehalte werden typischerweise in Abhängigkeit von Ertrag, Sorte, Standort und Düngungsniveau deutlich variieren.

Das wirtschaftliche Ergebnis ist derzeit noch nicht prognostizierbar. Nach den Rekordpreisen im Jahr 2022 bewegen sich die Erzeugerpreise – trotz unterdurchschnittlicher Ernten in ganz Europa, insbesondere wegen einer vorhergesagten überdurchschnittlichen globalen Getreideernte – auf bzw. etwas unter dem Niveau von vor Ausbruch des Ukrainekrieges. Marktunsicherheiten auf Grund der geopolitischen Lage beziehungsweise auf Grund der Ernteprognosen lassen die Erzeugerpreise stärker schwanken.

Bei den Betriebsmittelkosten hat sich die Lage nach den extremen Spitzen 2021 und 2022 wieder entspannt. So sind die Preise für Düngemittel im Vergleich zum letzten Wirtschaftsjahr im Schnitt um 40 Prozent gesunken. Allerdings liegen sie noch etwas über dem Niveau von vor dem Ukrainekrieg und der infolgedessen stark gestiegenen Energiepreise.

Der Witterungsverlauf war unter anderem geprägt von ergiebigen Herbstniederschlägen und einer langen Vegetationsperiode. Der Winter war deutlich zu mild (drittwärmster Winter in Sachsen seit 1881) und der Vegetationsbeginn sehr früh. Das Frühjahr wies insgesamt sehr milde Temperaturen und anfangs eine hohe Bodenfeuchtigkeit auf. Die vor allem für das sächsische Obst und den Wein verheerenden Spätfröste im April verursachten auch Schäden an Getreideähren und Ertragsausfälle bei Gerste.

Starkregen und Hagel im Mai/Juni führten regional zur Schwächung der Bestände und teils hohen Ertragseinbußen bei allen Getreidearten. Wegen des gesamten Temperaturverlaufs konnte sehr früh mit der Ernte begonnen werden. Der Entwicklungsvorsprung betrug rund drei bis vier Wochen.

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