Die Gletscher in den Alpen schmelzen derzeit im Rekordtempo. Nach den extremen Abschmelzjahren 2022 und 2023 drohen auch in diesem Jahr massive Eisverluste. Und das, obwohl Ende Mai in den Schweizer Alpen noch rund 30 Prozent mehr Schnee lag als im langjährigen Mittel. Wochenlange Hitze, Saharastaub und Regen bis in die höchsten Lagen der Alpen sind die Ursachen.
Nach den Jahren 2022 und 2023, in denen die Schweizer Gletscher rund 10 Prozent ihres Volumens verloren haben, droht dieses Jahr erneut ein starkes Schwundjahr. Dr. David Volken, WetterReporter und Klimaexperte von WetterOnline, war vor Ort und berichtet: „Hier im Zungenbereich des Rhonegletschers auf 2200 Metern im Herzen der Schweizer Alpen zeigt das Thermometer in diesem August fast täglich 20 Grad an. Die Nullgradgrenze ist am letzten Wochenende sogar auf 5000 Meter und höher gestiegen. Kommenden Sonntag ist dann aber eine leichte und vorübergehende Abkühlung in Sicht.
Ab Dienstag steigt die Nullgradgrenze dann schon wieder auf 4300 bis 4500 Meter an. Das ist eindeutig zu warm für unsere Schweizer Alpengletscher. Diese schmelzen derzeit im Rekordtempo dahin.“ Dabei war die Ausgangslage in den Alpen im Frühling noch sehr gut.
Enormer Eisdickenverlust trotz bester Konditionen im Frühjahr
„Die Ausgangspositionen waren eigentlich ideal, aber das Tempo der Schneeschmelze hat sich quasi selbst überholt. Ende Mai lagen in den Schweizer Alpen rund 30 Prozent mehr Schnee als in den letzten 15 Jahren. Der Schnee türmte sich auf den Alpenpässen teilweise bis zu 10 Meter hoch. Für die Gletscher war dies eine gute Ausgangslage für den kommenden Sommer“, erklärt Volken.
Die Alpengletscher schmelzen rapide. An den Gletscherzungen beträgt der Eisdickenverlust 10 Zentimeter pro Tag und die Gletscherbäche führen deshalb gewaltige Wassermengen zu Tal. Schätzungen für diesen Sommer gehen von einem Volumenrückgang des Eises von 2 bis 3 Prozent aus. Es kann aber auch mehr werden.
Chronologie der Ursachen des Eisschwundes
Hauptgrund für die rapide Schmelze der Gletscher sind die anhaltend hohen Temperaturen auch bis in die Hochlagen der Schweizer Alpen.
Auf einen warmen Juni folgte ein vor allem in der Höhe heißer Juli. In den Alpen stieg die Temperatur um rund 2 Grad über die Klimanorm der Jahre 1990 bis 2020. Bei Gewitterlagen regnete es oft bis weit über 3500 m hinauf und die Nullgradgrenze lag wochenlang über 4000 m und höher.
Die intensive Schneeschmelze brachte zudem vermehrt Saharastaubablagerungen aus dem vergangenen Winter zum Vorschein. Diese beschleunigten die Eis- und Gletscherschmelze zusätzlich.
So schmolzen im Juli auf dem Jungfraujoch 3 Meter Schnee ab. Bis Mitte August wurde im Flachland der Schweiz fast täglich die Hitzemarke von 30 Grad überschritten. Selbst in den höchsten Lagen der Alpen blieb es nachts frostfrei.
Hält das heiße Wetter an, können die Verluste des Gletschereises bis Oktober noch höher ausfallen.
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