Die Beschäftigten am Erzgebirgsklinikum stehen vor neuen Herausforderungen. Nach dem Willen der Geschäftsführung soll die bestehende Tarifbindungen an den öffentlichen Dienst aufgegeben werden. Rund 40 Prozent der Beschäftigten werden aktuell noch nach diesem Tarifvertrag bezahlt. Alle anderen nach einem mit ver.di verhandelten Haustarifvertrag. Dadurch bestehen Gehaltsunterschiede bis zu 12 Prozent pro Jahr.

„Wir haben nie Zweifel daran gelassen, dass gleiche Bedingungen für alle gelten sollen. Gemeint sind die Bedingungen des Tarifvertrages des öffentlichen Dienstes. Die Geschäftsführung war dazu jedoch nicht bereit. Mit dem Haustarifvertrag nähern wir uns weiter an diesen an,“ sagt ver.di Gewerkschaftssekretär Robin Rottloff.

Die Unterschiede in der Bezahlung sorgen schon seit der Fusion vor drei Jahren für Frust. Nun sollen diejenigen, die unter den Tarifvertrag für den öffentlichem Dienst fallen, aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage in den Haustarifvertrag wechseln und somit auf Ansprüche verzichten.

Für Rottloff hat die Vorgehensweise bereits System: „Die Politik ist verantwortlich für eine auskömmliche Finanzierung der Gesundheitsversorgung. Die Geschäftsführungen sind verantwortlich für den wirtschaftlichen Betrieb der Kliniken. Doch beide geben die Verantwortung in schwierigen Zeiten gern weiter an die Beschäftigten. Diese sollen doch bitte sparen, wenn das System nicht mehr funktioniert.

Dabei liegt das Problem nicht in den Tarifverträgen, sondern in der unzureichenden Finanzierung der Kliniken, insbesondere durch das Land Sachsen. Die Bundesländer kommen seit Jahren ihrer Verpflichtung nicht nach, den Kliniken ausreichend Investitionsmittel zur Verfügung zu stellen.“

Bereits vor der Fusion haben die Beschäftigten freiwillig auf einen Teil ihres Gehalts verzichtet, um die wirtschaftliche Lage zu verbessern. Ein zweites Mal wollen sie dies nicht tun.

„Wir fordern den Landkreis als Inhaber der Erzgebirgskliniken auf, entsprechende Mittel zu Verfügung zu stellen. Eine Gesundheitsversorgung, die der Allgemeinheit nützt, muss auch von der Allgemeinheit finanziert werden. Für den Fußball stellt der Landkreis Gelder zur Verfügung, aber wenn es um die Versorgung der Bevölkerung geht, will er sich einen schlanken Fuß machen – das gefährdet nicht nur Arbeitsplätze, sondern die Patientenversorgung der gesamten Region,“ ergänzt Rottloff.

Für die Beschäftigten ist die Situation in zweierlei Hinsicht belastend: Sie sind sowohl Beschäftigte des Unternehmens als auch Einwohner des Landkreises und haben damit ein doppeltes Interesse am Erhalt der Standorte. Mit einem offenen Brief werden sie sich an den Landrat und die Kreisräte wenden. Angst und Verunsicherung sind keine Basis für eine der Bevölkerung dienende Gesundheitsversorgung!

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