Ob eine Praxis für Physiotherapie, ein Friseurgeschäft, ein Restaurant oder ein innovatives Start-Up: Menschen mit Migrationshintergrund gründen häufiger ein eigenes Unternehmen als Personen deutscher Herkunft. Das geht zum wiederholten Mal aus dem KfW-Gründungsmonitor vom November 2023 hervor, der dies seit 2018 regelmäßig untersucht.
Dafür gibt es unterschiedlichste Ursachen: Viele haben in ihrem Heimatland schon selbstständig gearbeitet, sind risikobereiter oder haben keine passenden Stellenangebote erhalten. Um diese migrantisch geführten Unternehmen in Sachsen verstärkt auch als Ausbildungsbetriebe zu gewinnen, soll eine Landesstelle Ausbildung und Migration (KAUSA) etabliert werden. Dafür hat das sächsische Wirtschaftsministerium einen Projektaufruf im Sächsischen Amtsblatt veröffentlicht.
Sachsens Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig: „Wir wollen migrantisch geführte Unternehmen stärker als Ausbilder gewinnen, denn die sächsische Wirtschaft braucht gut ausgebildete Fach- und Arbeitskräfte. Dank ihrer Lebenserfahrung und ihrem kulturellen Hintergrund können diese Unternehmer auch zur Integration von jungen Menschen mit Migrationshintergrund in Ausbildung und Beruf beitragen.
Doch gerade kleine und mittlere Unternehmen brauchen dafür kompetente Beratung, beispielsweise bei Fragen auf dem Weg zum Ausbildungsbetrieb oder zu besonderen Unterstützungsangeboten. Das wollen wir künftig mit einer KAUSA-Landesstelle bieten.“
Zu den künftigen Aufgaben der KAUSA-Landesstelle zählt ergänzend zur Steigerung der Beteiligung migrantisch geführter Unternehmen am dualen Ausbildungssystem auch die strukturelle Stärkung des migrantischen Unternehmertums. Die Gewinnung von migrantisch geführten Unternehmen als Ausbildungsbetriebe und deren Sensibilisierung in der Ansprache von jungen Menschen sollen einen Beitrag zur Deckung des aktuellen und zukünftigen Fachkräftebedarfs in Sachsen leisten.
Zudem soll die Ausbildungsbeteiligung von Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund weiter erhöht werden, indem kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) sich für junge, motivierte und lernbereite Menschen mit Migrationshintergrund stärker öffnen und dazu über bereits bestehende Unterstützungsangebote informiert werden. Vorrangiges Ziel ist landesweite Strukturarbeit und der Aufbau einer Beratungsstruktur.
Im Rahmen der ESF Plus-Richtlinie „Zukunft berufliche Bildung“ wurde der Projektaufruf „KAUSA“ im Sächsischen Amtsblatt veröffentlicht und ist auf den Seiten der Sächsischen Aufbaubank – Förderbank (SAB) abrufbar. Das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr ruft fachkundige Träger auf, sich zu bewerben. Projektanträge können bis zum 31. März 2024 bei der SAB eingereicht werden.
Den Projektaufruf und die KfW Studie (Jede fünfte Gründung in Deutschland durch Migrantinnen und Migranten) finden Sie unter den beigefügten Links.
Hintergrund
In der aktuellen EU-Förderperiode (2021 bis 2027) plant das SMWA, für die Umsetzung der Richtlinie „Zukunft berufliche Bildung“ rund 63 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) und aus Haushaltsmitteln des Freistaates Sachsen einzusetzen. Auf die sogenannte Übergangsregion (Dresden und Chemnitz) entfallen davon Mittel in Höhe von rund 54 Millionen Euro, auf die schon stärker entwickelte Region (Leipzig) knapp neun Millionen Euro.
Damit sollen die Qualität der beruflichen Bildungssysteme erhöht und die vorhandenen beruflichen Bildungspotenziale jeder und jedes Einzelnen besser genutzt und aktuelle Herausforderungen der Beruflichen Bildung adressiert werden.
Über KAUSA und den Projektaufruf Landesstelle
Die bis 2022 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten KAUSA-Servicestellen Leipzig und Dresden haben bereits regionale Unterstützungsstrukturen aufbauen können, um Menschen mit Migrationshintergrund und migrantisch geführte Unternehmen an dualer Ausbildung zu beteiligen. Im Rahmen der Folgevereinbarung „Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss 2021 – 2026“ haben sich der Bund und der Freistaat Sachsen auf eine landesweite Fortführung des KAUSA-Ansatzes durch Etablierung einer KAUSA – Landesstelle Sachsen verständigt.
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