Mehr als 40 erfolgreiche Operationen in zwei Jahren: Kaum eine andere Klinik in Deutschland verfügt über so viel Erfahrung bei roboterassistierten Eingriffen bei Kindern mit dem „da Vinci“-OP-Roboter wie die Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL). Kinder stellen Operateure vor besondere Herausforderungen. Die Unterstützung durch den „da Vinci“-Roboter bietet da viele Vorteile – für Chirurg:innen und die kleinen Patient:innen.
Am UKL stehen bereits seit 2019 zwei „da Vincis“ zur Verfügung. Seit Herbst 2021 werden sie auch von den Kinderchirurg:innen um Klinikdirektor Prof. Martin Lacher genutzt. Gemeinsam mit den Oberärzten PD Dr. Jan-Hendrik Gosemann und Dr. Gabriel Götz bildet er das „Roboter-Team“ der Klinik. „Um die Maschine einsetzen zu können, benötigt man eine besondere Ausbildung und Expertise“, sagt Prof. Lacher.
Doch dies gelte nicht nur für die Ärzt:innen. „Für den Start dieses besonderen Programmes mussten alle OP-Beteiligten trainieren, also auch die OP-Schwestern und die Kinder-Anästhesist:innen“, so der Klinikdirektor.
Genutzt wird der „da Vinci“ bei vielen viszeralchirurgischen Operationen, also solchen im Bauchraum, doch Haupteinsatzgebiet sind kinder-urologische Eingriffe. Hier ist der Roboter vor allem bei rekonstruktiven Operationen, bei denen feine Strukturen genäht werden müssen, von Vorteil, zum Beispiel bei einer Nierenbeckenplastik, also der Beseitigung der Engstelle am Übergang vom Nierenbecken in den Harnleiter, oder einer Neueinpflanzung des Harnleiters.
„Kinder stellen Operateure bei minimal-invasiven Operationen häufig vor Herausforderungen“, sagt Prof. Martin Lacher, „in unserem Fall, weil der kindliche Bauchraum nun einmal viel kleiner ist als der bei Erwachsenen. Unser jüngster ‘da Vinci’-Patient war erst 13 Monate alt.“
Hier könne der OP-Roboter seine maschinellen Vorteile voll zur Geltung bringen: „Der ‘da Vinci’ ermöglicht durch das dreidimensionale und vergrößerte Bild an der Bedienkonsole eine exzellente Sicht“, erläutert Kinderchirurg Lacher. Zudem profitiere man von den um 360 Grad drehbaren Instrumenten.
„Doch vor allem“, ergänzt er, „übersetzt der Roboter meine Bewegungen von außen höchst präzise, was zusammen mit der verbesserten Sicht natürlich viel gewebeschonender ist.“ Selbstverständlich agiere der „da Vinci“ in keinem Moment eigenständig, betont Prof. Lacher, es sei immer er als Chirurg, der die Entscheidungen treffe. „Der Roboter führt diese dann nur präzise und verlässlich aus.“
Roboter-Einsätze bei OPs nehmen zu / Prof. Lacher: „Sind vorbereitet“
Bei allen roboter-assistierten Operationen zeichnet nach Auskunft Lachers eine Software den Verlauf des Eingriffs auf. „So können wir zum Beispiel jetzt schon die OP-Zeiten, also die Dauer des Eingriffs, auf europäischer Ebene vergleichen“, sagt er. „Und da sind wir deutlich besser als der Durchschnitt, weil wir zuvor schon diese Art Operationen mit konventioneller Laparoskopie, also einer minimal-invasiven Bauchspiegelung, beherrscht haben“, freut sich der UKL-Experte.
Er sieht die Entwicklung in seinem Fachgebiet ähnlich wie in der Viszeralchirurgie, wo es nach Ansicht von Fachleuten in fünf bis zehn Jahren fast nur noch robotisch-assistierte Operationen geben werde. „Bei den Kindern wird es zwar nicht dieses Ausmaß erreichen“, schränkt er ein, „aber für uns Kinderchirurg:innen ist der Roboter-Einsatz der nächste logische Schritt, und wir wollten auf diese Entwicklung vorbereitet sein.“
Für die Zukunft wünscht sich Prof. Martin Lacher ganz im Sinne seiner jungen und sehr jungen Patient:innen noch kleinere Instrumente. Die derzeit kleinsten Trokare, so die Bezeichnung für die Punktionsinstrumente, die in der minimal-invasiven Chirurgie verwendet werden, um Zugang zu einer Körperhöhle zu erhalten, besäßen einen Durchmesser von acht Millimetern. „Wünschenswert wären aber Trokare mit einem Durchmesser von drei Millimetern, um noch beweglicher sein zu können“, erklärt UKL-Klinikdirektor Lacher.
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