Das Baugewerbe steht deutschlandweit vor großen Herausforderungen, Leipzigs Bauunternehmen sind davon nicht ausgenommen. Die Branche, heißt es, befindet sich in der Krise: Massive Rückgänge beim Neubau, drastisch gestiegene Baukosten und Zinsen, zurückhaltende Investitionen, auf Eis liegende Bauprojekte. Es stellen sich Fragen, wie: Wer baut überhaupt noch? Oder: Liegen in der Krise womöglich auch Chancen?
Vor diesem Hintergrund luden Wirtschaftsbürgermeister Clemens Schülke, und IHK-Präsident Kristian Kirpal am 13. Juli zu einem ersten Runden Tisch mit der lokalen Bauwirtschaft ein. Im Neuen Rathaus diskutiert wurde über die aktuellen Rahmenbedingungen und mögliche lokale Lösungsansätze.
Weitere wichtige Themen waren:
- Fachkräfte in der Bauwirtschaft
- Prozesse und Entscheidungskultur in Stadtverwaltungen
- Folgen der Immobilienspekulation in Leipzig
- Zunehmende Komplexität bei Planung und Bauanträgen, Verfahrensdauern
- Kapazitäten für den Umbau Leipzigs in der Wärmewende
- Geänderte Nachfrage bei Immobiliennutzern infolge von HomeOffice
Mit der Gesprächs-Initiative wollen die IHK zu Leipzig und die Stadt Leipzig die Lage der lokalen Bauwirtschaft besser verstehen und die Zusammenarbeit mit der Verwaltung optimieren, um die Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Sie markiert den Beginn eines Dialogs zwischen Stadtverwaltung, IHK zu Leipzig und Unternehmen aus der Branche.
Clemens Schülke, Bürgermeister und Beigeordneter für Wirtschaft, Arbeit und Digitales, unterscheidet zwischen Immobilien- und Bauwirtschaft: „Die Bauwirtschaft ist und bleibt ein wichtiger Wirtschaftsmotor in Leipzig und beschäftigt 28.000 Menschen. Das Verrückte ist: Heute sind die Auftragsbücher vielfach noch voll, Bauanträge gehen kaum zurück.
Aber die private Nachfrage droht einzubrechen, denn: Nicht alles was beantragt wird, wird auch gebaut. Baustoffe werden schon weniger gekauft. Gerade jetzt sind öffentliche Aufträge wichtig. Wir investieren massiv in die Infrastruktur der wachsenden Stadt, allein dieses Jahr sind 1,2 Milliarden Euro geplant. Wir müssen diese Euros jetzt auch auf die Straße bringen, sei es für Schulen, Fernwärmenetz, Breitband, Straßen und Innovationszentren.
Im Immobilienmarkt hingegen werden wir eine Konsolidierung erleben: Die ruckartige Zinswende wird den ein oder anderen spekulativen Käufer der Preisrallye der letzten Jahre hart treffen.“
Kristian Kirpal, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig: „Der heutige Termin war wichtig, um zuzuhören und gemeinsam mit den Unternehmen der Bauwirtschaft und der Verwaltung Ansätze zu entwickeln, wie wir der Bauwirtschaft helfen können. Die öffentliche Hand ist ein wichtiger Auftraggeber für die Branche. Dieser Rolle muss sie gerade jetzt nachkommen.
Statt den bestehenden Investitions- und Sanierungsstau weiter in die Zukunft zu verlagern, bedarf es einer Stabilisierung der Baukosten, z. B. durch die Konzentration auf die Vorgabe nur der notwendigen Bauvorschriften und -regelungen. Öffentliche Ausschreibungen sind unter Ausnutzung der Möglichkeiten des Vergaberechts zielführend voranzutreiben. Zudem bedarf es der Beschleunigung unverhältnismäßig langer Genehmigungsverfahren.“
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