Mit dem Konzept „Erinnerungskultur der Stadt Leipzig“ will die Verwaltung künftig eine Erinnerungspraxis gestalten, die die Vielfältigkeit von gemeinschaftsstiftenden Erzählungen anerkennt und einen interessen- und milieuübergreifenden gesellschaftlichen Austausch ermöglicht.
Das Konzept haben die Arbeitsgruppe Erinnerungskultur mit Vertretern des Referats Strategische Kulturpolitik, des Kulturamtes und des Stadtgeschichtlichen Museums sowie Mitglieder des Fachausschusses Kultur und relevante zivilgesellschaftliche Akteure erarbeitet. Nun wurde es in der Dienstberatung des Oberbürgermeisters zur Vorlage im Stadtrat bestätigt.
„Die Verpflichtung zur Wahrung demokratischer Grundwerte wie Menschenwürde, Freiheit und Pluralität bildet den Ausgangspunkt des Konzeptes. Zugleich sollen Brüche und Verwerfungen der Geschichte nicht verschwiegen werden. Ziel des Konzeptes ist es, die bereits stark präsenten Themen wie Friedliche Revolution 1989, Völkerschlacht 1813 oder Musik-, Messe- und Buchstadt Leipzig weiter zu befördern aber auch neue Perspektiven auf etablierte Themen zu stärken, wie die Frauen- oder Migrationsgeschichte.
Außerdem wollen wir den Fokus auf Epochen lenken, die bisher in der öffentlichen Wahrnehmung weniger stark mit Leipzig in Verbindung stehen. Dies betrifft die Zeit des Nationalsozialismus oder das koloniale Erbe der Stadt, aber auch die Transformationsgeschichte nach 1989.“, sagt Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke.
Das Konzept beruht auch auf Ergebnissen der Kommunalen Bürgerumfrage 2021, in der Leipzigerinnen und Leipzigern ab 18 Jahren nach ihrem Interesse an der Leipziger Geschichte befragt wurden. Ein Ergebnis der Befragung ist, dass mehr als die Hälfte der Stadtbevölkerung ein reges Interesse an Leipzigs Geschichte zeigt. Die Themen, die die Befragten am stärksten mit der Stadt in Verbindung bringen, sind die Friedliche Revolution, die Völkerschlacht, die Messegeschichte und die DDR-Geschichte Leipzigs.
Bei der Frage nach Themen, an die künftig stärker erinnert werden sollte, landeten DDR-Geschichte, die Geschichte der Stadtbezirke und Ortsteile, die Entwicklung seit 1989 und die Friedliche Revolution ganz vorn. Aber auch Themen wie Jüdisches Leben in Leipzig, die hiesige Frauenbewegung oder der Braunkohlebergbau im Umland sind von großem Interesse. Besonders junge Menschen wünschen sich mehr Beschäftigung mit der NS- und Kolonialgeschichte.
In ihrer Schwerpunktsetzung will die Verwaltung nicht in Konkurrenz zu bereits aktiven zivilgesellschaftlichen Akteuren der Stadt treten, sondern diese unterstützen. Zudem sollen im demokratischen und inklusiven Sinne bislang unterrepräsentierte Gruppen wie Menschen mit Behinderung, mit Migrationsgeschichte und wirtschaftlich Schwächere in die Gestaltung der Erinnerungskultur einbezogen werden.
Um das Thema in der Verwaltung zu bündeln, soll eine „Koordinierungsstelle Erinnerungskultur“ im Referat Strategische Kulturpolitik geschaffen werden. Diese wird zugleich Anlaufstelle und Netzwerkknotenpunkt für Akteure der städtischen Erinnerungskultur außerhalb der Stadtverwaltung. Zudem wird eine Online-Plattform zur Erinnerungskultur in Leipzig geschaffen, die diese Akteure vorstellt und entsprechende Erinnerungsorte der Stadt verzeichnet.
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