Deutschland gehen die Tierärzt/-innen aus. Besonders in der tierärztlichen Versorgung der landwirtschaftlichen Nutztiere gebe es viele offene Stellen, sagt der Dekan der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig, Prof. Dr. Dr. Thomas Vahlenkamp. Umso wichtiger sei es, die Wertschätzung für den Beruf zu erhöhen und mehr auszubilden.
Dies wird auf dem am Donnerstag (8. Juni) in Leipzig beginnenden Kongress der European Association of Establishments for Veterinary Education diskutiert, zu dem 240 Dekan/-innen und Vertreter/-innen von veterinärmedizinischen Bildungsstätten Europas zusammenkommen.
„Das Haustier spielt eine immer größere Rolle als Familienmitglied. Die Anzahl der in deutschen Haushalten gehaltenen Hunde und Katzen ist mittlerweile auf über 25 Millionen gestiegen“, sagt Vahlenkamp. Daher wachse der Bedarf an Kleintierpraxen, aber ebenso der Wunsch vieler Studierenden in diesem Sektor zu arbeiten.
Ein Trend mit Folgen: Vahlenkamp konstatiert Lücken in der fachlich qualifizierten Versorgung anderer Bereiche. „Diese werden schon jetzt in der Nutztiermedizin offensichtlich, aber auch für den Bereich des öffentlichen Veterinärwesens mit der Lebensmittelhygiene, dem Tierschutz und der Tierseuchenbekämpfung.“
Um dem langfristig entgegenzuwirken, möchte er sich dafür einsetzen, das Berufsbild bei Studierenden wie auch in der Öffentlichkeit besser zu vermitteln und die Wertigkeit des Berufes in seinen unterschiedlichen Facetten bewusst zu machen. Nur so könne die Abdeckung hoheitlicher Aufgaben auch in Zukunft gewährleistet werden. Um dem Mangel an Tierärzt/-innen zu begegnen, lautet sein Plädoyer: „Wir müssen an den bestehenden fünf veterinärmedizinischen Bildungsstätten in Deutschland mehr ausbilden.“ In Leipzig beginnen jedes Wintersemester 140 Studierende; pro Studienplatz gibt es etwa sieben Bewerber:innen.
Die Leipziger Fakultät, ursprünglich 1780 in Dresden gegründet, gehört zu den ältesten veterinärmedizinischen Bildungsstätten in Europa und zog vor 100 Jahren auf das heutige Campusgelände „An den Tierkliniken“ unweit der Alten Messe. Aus Anlass dieses Jubiläums findet bis Samstag (10. Juni) die Hauptversammlung der European Association of Establishments for Veterinary Education (EAEVE) erstmals in Leipzig statt.
Die EAEVE ist die europäische Akkreditierungsagentur für Veterinärmedizinische Bildungseinrichtungen mit dem Ziel, verbindliche Standards für Lehre und Studium zu etablieren. „Als akkreditierte Fakultät freuen wir uns die EAEVE und Vertreter der Veterinärmedizinischen Bildungseinrichtungen aus ganz Europa, aber auch aus Israel und Japan zu Gast zu haben“, sagt Vahlenkamp.
„Der bemerkenswerte Weg der Leipziger Veterinärmedizinischen Fakultät ist ein Zeugnis für die bleibenden Werte und das unerschütterliche Engagement für Spitzenleistungen“, betont EAEVE-Präsident Dr. Stéphane Martinot. Und weiter: „Wenn wir in Leipzig zu unserer jährlichen Hauptversammlung zusammenkommen, tun wir dies mit einem tiefen Gefühl der Wertschätzung für die Beiträge der Leipziger Fakultät zum tierärztlichen Berufsstand. Dieser Meilenstein erinnert uns daran, wie wichtig es ist, unser reiches Erbe zu bewahren und auszubauen und gleichzeitig die Chancen und Herausforderungen anzunehmen, die vor uns liegen.“
Für die Öffentlichkeit präsentiert sich die Veterinärmedizinische Fakultät das nächste Mal bei der Langen Nacht der Wissenschaften am 23. Juni.
Keine Kommentare bisher