Agroforstsysteme tragen zur Klimaanpassung bei, sorgen in der Landwirtschaft für mehr Klima-, Boden- und Gewässerschutz und fördern die Artenvielfalt. Gleichzeitig zeichnen sie sich durch eine hohe Flächenproduktivität aus. Trotz dieser Vorteile wird die Anlage und Bewirtschaftung von Agroforstsystemen seitens Bund und Länder nicht nennenswert unterstützt.
Die Berufsstandvertretungen Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. (AbL) und Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW) fordern daher gemeinsam mit dem Deutschen Fachverband für Agroforstwirtschaft e.V. (DeFAF) in einem offenen Brief an die Ministerinnen und Minister, Senatorinnen und Senatoren für Landwirtschaft und Umwelt des Bundes und der Länder, sich mit aller Kraft für eine verstärkte Umsetzung von Agroforstsystemen einzusetzen.
Unterstützt werden die Forderungen durch zahlreiche Akteure aus Wissenschaft und Gesellschaft, wie die 99 mitzeichnenden Verbände und Institutionen exemplarisch zeigen. „Es ist dringend erforderlich, dass Bund und Länder im Rahmen der aktuellen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zügig Maßnahmen ergreifen, um Agroforstsysteme in die Fläche zu bekommen und so die Zukunftsfähigkeit landwirtschaftlicher Standorte zu stärken“ sagt Dr. Christian Böhm, Vorstandsvorsitzender des DeFAF.
Das diesbezüglich aktuell geringe Engagement steht auch im Widerspruch zu dem im deutschen GAP-Strategieplan festgeschriebenen Ziel von Bund und Ländern, bis 2026 eine Agroforstgehölzfläche von 200.000 ha etablieren zu wollen.
„Um dieses Ziel auch nur ansatzweise zu erreichen, müssen bürokratische Hürden, wie die Abstandssonderregelung oder die unnötige Reglementierung ökologischer Maßnahmen, beseitigt werden“, so Daniel Fischer vom AbL-Arbeitskreis Agroforstwirtschaft. Fischer weiter: „Landwirte schaffen durch die Anlage von Agroforstsystemen einen relevanten gesellschaftlichen Mehrwert, dem ein erhöhter Arbeitsaufwand gegenübersteht. Daher sollten sie angemessen honoriert werden!“
Hubert Heigl, Vorstand Landwirtschaft des BÖLW, ergänzt: „Auch im Ökolandbau tragen Agroforstsysteme zu mehr Klimaresilienz und mehr Umweltleistungen bei. Daher ist es unverständlich, dass Bio-Betrieben in einigen Bundesländern die Honorierung der Öko-Bewirtschaftung verwehrt wird, wenn sie die agroforstliche Bewirtschaftung in Anspruch nehmen wollen“.
Auf EU-Ebene werden Agroforstsysteme als wichtiges Werkzeug zur Erreichung der Klima- und Umweltziele im Rahmen der aktuellen GAP angesehen. So ermöglicht die EU den Mitgliedstaaten explizit für Agroforstsysteme, die Investitionskosten für deren Einrichtung bis zu 100 Prozent zu fördern. Weshalb in Deutschland hiervon kein Gebrauch gemacht wird, ist nicht nachvollziehbar.
Stattdessen werden an die Öko-Regelung zur Beibehaltung der agroforstlichen Bewirtschaftung Anforderungen gestellt, welche die Gestaltungsoptionen bei der Anlage von Agroforstflächen erheblich einschränken. Aber gerade die Flexibilität ist ein entscheidender Faktor, damit Landwirtinnen und Landwirte ihre mit dem jeweiligen Agroforstsystem verbundenen Ziele erreichen können. Dies gilt insbesondere auch für die Optimierung der Umweltwirkungen.
Daher appellieren wir an Bund und Länder alles daran zu setzen, multifunktionale Landnutzungspraktiken wie Agroforstsysteme, die mehr Zukunftssicherheit bei Klimaänderungen bieten und die gleichermaßen ökologischen und ökonomischen Ziele zugutekommen, massiv zu unterstützen.
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