Am 5. Mai 2013 starb Sarah Kirsch. Das vielfältige und umfangreiche Werk der Dichterin steht nun zehn Jahre später im Zentrum eines internationalen Symposiums im Literaturhaus Halle, das Literaturwissenschaftler/-innen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) veranstalten. Neben Fachvorträgen am 4. und 5. Mai erinnert auch eine Stadtführung an das Wirken der Dichterin in Halle, wo Kirsch ein Biologiestudium an der MLU absolvierte und ihre ersten dichterischen Arbeiten begann.

Sarah Kirsch (1935-2013) zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichterinnen. „Durch erfolgreiche Lyrikbände wie ,Zaubersprüche’ und ,Landaufenthalt’, die Interviewsammlung ,Die Pantherfrau’ oder die Erzählung ,Allerleirauh’ hat Kirsch nachhaltige Spuren sowohl in Ost und West als auch in der gesamtdeutschen Literaturlandschaft hinterlassen“, sagt die Literaturwissenschaftlerin Dr. Jana Kittelmann von der MLU. 

Kirsch absolvierte in den 1950er Jahren ein Biologiestudium an der MLU. In Halle unternahm sie auch in einem von Gerhard Wolf, dem Ehemann von Christa Wolf, geleiteten Literaturzirkel ihre ersten dichterischen Versuche. Bis zu ihrem Tod schuf Kirsch ein vielfältiges Werk, das neben Gedichten auch Briefwechsel, Tagebuchaufzeichnungen, Feuilletonbeiträge, kleinere Prosatexte, Übersetzungen, Zeichnungen und Aquarelle umfasst.

„Auch zehn Jahre nach dem Tod der Dichterin besticht Kirschs Werk sowohl durch fortwährende Brisanz als auch verblüffende Aktualität“, so Kittelmann. Ihr Werk sei geprägt von einer präzisen, klaren und zugleich dichterisch beeindruckenden Wahrnehmung der Natur sowie Warnungen vor Umwelt- und Naturkatastrophen.

„Die Angst vor der Aggressivität und zerstörerischen Kraft des Menschen kündet zudem von einer beinah zärtlichen und unerschütterlichen Liebe zu diesem ,bekloppten Planeten’ Erde, wie Kirsch in einem Brief an Christa Wolf schrieb“, so Kittelmann weiter.

Nach der Scheidung von Lyriker Rainer Kirsch 1968 verließ Sarah Kirsch Halle in Richtung Ost-Berlin. 1976 sie war Erstunterzeichnerin der Petition gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns und wurde deshalb aus der SED und dem Vorstand des Schriftstellerverbands der DDR ausgeschlossen. Ein Jahr später verließ Kirsch gemeinsam mit ihrem Sohn Moritz die DDR und setzte ihr politisches wie literarisches Engagement im Westen fort. Am 5. Mai 2013 starb sie in Heide in Schleswig-Holstein. 

Während des Symposiums im Literaturhaus Halle werden internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen umfangreichen Überblick über das Werk Sarah Kirschs und den Forschungsstand zu ihren Arbeiten geben. Am Donnerstag, 4. Mai, findet ab 18 Uhr zudem eine Stadtführung durch Halle statt, deren Route an wichtigen Stationen Kirschs vorbeiführt. 

Die Veranstaltung wird von Jana Kittelmann in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Stephan Pabst und Mike Rottmann von der MLU organisiert. 

Eine Anmeldung zur Tagung ist bis zum 30. April möglich unter: jana.kittelmann@izea.uni-halle.de

Verwurzelungen. Sarah Kirsch (wieder) lesen. Internationales Symposium zum 10. Todestag der Dichterin

Donnerstag, 4. Mai, und Freitag, 5. Mai 2023
Literaturhaus Halle
Bernburger Straße 8
06108 Halle (Saale) 

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