Ernährungsexpert:innen des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) raten von der Anwendung sogenannter „Krebsdiäten“ ab. Darauf weisen sie anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar hin. An Krebs erkrankte Menschen sollten vielmehr eine gesunde und ausgewogene Ernährung anstreben und sich gegebenenfalls dazu von Ärzt/-innen oder Diätassistent/-innen beraten lassen.
Das Internet kennt sie in Hülle und Fülle: Krebsdiäten. Vor allem Menschen mit einer schwerwiegenden Diagnose wie einer Krebserkrankung suchen oft nach Möglichkeiten, ihre Heilungschancen zu verbessern. Dazu würden immer häufiger auch selbsternannte Krebsdiäten genutzt, so die UKL-Ernährungsexpert:innen: „Das Internet ist voll solcher Ernährungsformen und ihrer vermeintlichen Wirkmechanismen“, sagt Lars Selig, Leiter des Ernährungsteams an der Klinik und Poliklinik für Endokrinologie, Nephrologie, Rheumatologie des UKL.
Ketogene Ernährung, also extrem kohlenhydratarm und fettreich, oder zuckerfreie Kost, aber auch die sogenannte Paleo-Diät, das heißt viel Fleisch, Gemüse und Obst, dafür kein Getreide, Hülsenfrüchte, Milch und Zucker seien nur einige Beispiele, die laut – aus UKL-Sicht – unseriösen Quellen zur Heilung beitragen sollen.
„Hin und wieder wird beschrieben, dass man so den Krebs aushungern könne. Leider funktioniert das nicht“, betont Seligs Mitarbeiterin im Ernährungsteam Janett Laue. „Oft ergibt sich aus solch einer einseitigen Kost eher eine Mangelernährung, weil Betroffene auf viele wichtige Lebensmittel verzichten“, sagt sie. Die Erkrankung an sich und die verbundenen Therapien bedingten ohnehin häufig eine eingeschränkte Lebensmittelauswahl, weil Übelkeit, veränderte Geschmackswahrnehmung oder Entzündungen im Mundraum viele Lebensmittel aus dem Speiseplan ausschlössen.
Und die Konsequenz aus solchen Diäten? Lars Selig wird deutlich: „Oftmals ein Gewichtsverlust und Unterversorgung des Körpers, die die Heilungschancen deutlich verringern! Auch Therapien wie eine Chemotherapie werden nicht selten schlechter toleriert oder müssen gar abgebrochen werden. Daher ist von solchen Ernährungsformen dringend abzuraten!“
Stattdessen empfiehlt er, eine gesunde Ernährung nach den 10 Regeln der „Deutschen Gesellschaft für Ernährung“ (DGE) anzustreben. Individuelle Symptome und Unverträglichkeiten müssten natürlich beachtet werden. „Grundlegend heißt es: Gegessen werden darf, was vertragen wird. Gestalten Sie Ihre Ernährung unter einer Krebserkrankung ausgewogen und möglichst regelmäßig“, wendet sich der UKL-Experte an die Betroffenen.
Und Janett Laue ergänzt einen wichtigen Hinweis zu Nahrungsergänzungsmitteln: „Diese sollten nie auf eigene Faust eingenommen werden. Sprechen Sie solche Zusätze immer mit ihren Ärzt/-innen oder Diätassistent/-innen ab.“
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