IG Metall-Bezirksleiterin Birgit Dietze hat auf einen zunehmenden Unmut bei den Tesla-Beschäftigten in Brandenburg hingewiesen. „Uns erreichen seit einiger Zeit vermehrt Berichte von Tesla-Kolleginnen und -Kollegen, die sich über zu niedrige und ungleiche Löhne in der Fabrik in Grünheide beklagen. Tesla will bis zum Jahresende rund 12.000 Beschäftigte an Bord haben. Um dieses Ziel zu erreichen, wird das Management bald beim Entgelt eine Schippe drauflegen müssen“, so Dietze.
„Von aktiven Metallerinnen und Metallern im Betrieb wissen wir, dass die Rekrutierung nicht in der geplanten Geschwindigkeit vorankommt“, berichtet Birgit Dietze, Bezirksleiterin der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen.
„Offenbar fällt es der Werkleitung zunehmend schwer, ausreichend geeignetes Personal zu finden. Da sich immer wieder auch Bewerberinnen und Bewerber an uns wenden, wissen wir: Viele hätten Interesse, zu Tesla zu wechseln, entscheiden sich am Ende aber dagegen, auch weil sie in ihren aktuellen Stellen bei anderen Automobilisten zum Teil deutlich mehr verdienen. Die Werkleitung ist schon dazu übergegangen, bei Neueinstellungen mehr Entgelt anzubieten als bei früheren Besetzungen. Das wird auf Dauer dem Betriebsfrieden schaden. Uns haben schon jetzt viele Beschwerden darüber erreicht.“
Zusammen mit aktiven Metallerinnen und Metallern im Betrieb hat die IG Metall eine Vielzahl von Arbeitsverträgen und Tätigkeitsbeschreibungen analysiert und mit denen aus anderen Betrieben verglichen. „Das Ergebnis ist eindeutig“, so Dietze.
„Tesla zahlt deutlich weniger als Automobilbetriebe in der Region, in denen IG Metall-Tarife gelten. Mit fast 20 Prozent sind die Entgeltunterschiede in der Mitte der Entgeltskala, also bei den Facharbeiterinnen und Facharbeitern, besonders groß. Und mit den Tariferhöhungen, die wir in der anstehenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie durchsetzen werden, wird dieser Unterschied noch einmal größer. Darauf wird das Management reagieren müssen. Das damit zugleich gesetzte Signal an die Belegschaft, dass man Entgelterhöhungen bei Tesla auch ohne Tarifvertrag bekommt, wird ein kurzes Strohfeuer bleiben“, so Dietze.
„Ohne sich zu organisieren und einen Tarifvertrag durchzusetzen, werden die Kolleginnen und Kollegen bei Tesla immer unter dem Entgeltniveau anderer Automobilwerke bleiben. Daran wird auch der neue Betriebsrat nichts ändern können.“
Aktive Metallerinnen und Metaller bei Tesla berichten, dass viele ihrer Kolleginnen und Kollegen vom neuen Betriebsrat erwarten, dass er beim Entgelt etwas bewegt. Dazu stellt Dietze klar: „Diese Erwartung ist verständlich. Der Betriebsrat wird sie aber nicht erfüllen können. Betriebsräte können bei vielem mitbestimmen: bei der Gestaltung von Schichtplänen, dem betrieblichen Gesundheitsschutz, um nur ein paar Punkte zu nennen. Aber bei Themen wie Entgelthöhe und Wochenarbeitszeit hat der Betriebsrat gar keine Hebel. Über diese Themen verhandeln Arbeitgeber mit der im Betrieb organisierten Gewerkschaft und schließen Tarifverträge ab.
Natürlich kann ein Betriebsrat eine Vereinbarung über eine Entgelterhöhung unterschreiben. Aber er hat in Wahrheit überhaupt keinen Einfluss darauf, wie hoch oder niedrig sie ausfällt. Solange die Belegschaft nicht mehrheitlich gewerkschaftlich organisiert ist, um kollektiv Forderungen aufzustellen und für diese auch einzustehen, muss letztlich jede und jeder individuell aushandeln, für wie viel Geld er oder sie wie lange arbeitet. Das ist bei Tesla nicht anders als in jedem anderen Betrieb der Privatwirtschaft.“
Keine Kommentare bisher