Bereits zum sechsten Mal in der Intendanz von Enrico Lübbe erhält das Schauspiel Leipzig eine Einladung zu den renommierten Mülheimer Theatertagen. Nominiert für die „Stücke 2022“ wurde Sarah Kilters Text „White Passing“ in der Regie von Thirza Bruncken, der nun mit sieben weiteren Texten um den mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer Dramatikerpreis konkurriert.
„White Passing“ war als eines von drei Gewinnerstücken der Autor/-innentheatertage am Deutschen Theater Berlin 2021 in Koproduktion mit dem Schauspiel Leipzig uraufgeführt worden. Die Leipzig-Premiere fand am 14. Oktober 2021 in der Spielstätte Diskothek statt.
In der Jury-Begründung für die Nominierung von „White Passing“ heißt es: Die 1994 geborene Berliner Autorin Sarah Kilter fädelt in ihrem Stück „White Passing“, dt. „als weiß durchgehen“, ein raffiniert-schmerzhaftes Spiel unterschiedlicher Stimmen und Blickweisen ein. Sie lässt Lehrer/-innen, Zuschauer/-innen und Freund/-innen über ihr Alter Ego als Theaterfigur reden, beschreibt die eigene Doppelperspektive als Deutsche mit nichtdeutschen Wurzeln und führt in Behauptungen über „Deutschland“ und „den Deutschen“ vor, wie das so läuft mit den Zuschreibungen und Ressentiments, nicht nur zwischen Wedding und Charlottenburg.
Die 47. Mülheimer Theatertage „Stücke 2022“ finden vom 7. Mai bis zum 28. Mai 2022 statt. Neben „White Passing“ vom Schauspiel Leipzig werden dort u.a. Elfriede Jelineks Text „Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen!“ in einer Inszenierung vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg und Nora Abdel-Maksouds Text „Jeeps“ von den Münchener Kammerspielen zu sehen sein.
Dem Auswahlgremium gehörten in diesem Jahr die Theaterkritikerinnen Eva Behrendt (Redakteurin bei Theater heute), Christine Dössel (Redakteurin der Süddeutschen Zeitung) und Christine Wahl (Redakteurin bei nachtkritik.de) sowie die Theaterkritiker Wolfgang Kralicek (u. a. Süddeutsche Zeitung, Falter und Theater heute) und Stephan Reuter (Redakteur der Basler Zeitung) an. Über die Preisvergabe auf dem Festival entscheiden Preisjurys, deren Zusammensetzung erst noch bestimmt wird.
Für Sarah Kilter ist es die erste Einladung zu den Mülheimer Theatertagen, die zu den renommiertesten Foren der deutschsprachigen Gegenwartsdramatik zählen. Die Autorin studierte 2016 bis 2020 Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin und arbeitet seit 2020 als freiberufliche Autorin. Neben Theaterstücken schreibt sie Hörspiele und Drehbücher. Regisseurin Thirza Bruncken inszenierte bereits mehrfach am Schauspiel Leipzig, zuletzt „Schäfchen im Trockenen“ nach dem Roman von Anke Stelling.
Die Nominierung von „White Passing“ ist auch ein Erfolg für das Programm der Diskothek, die sich ein weiteres Mal als Spielstätte für Gegenwartsdramatik profiliert. Dort wird „White Passing“ am 16. Februar um 20 Uhr wieder zu sehen sein.
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