Wir sind junge Landwirt/-innen, die sowohl in konventionellen als auch ökologischen Betriebsformen arbeiten. Der Blick in die Zukunft der Landwirtschaftspolitik ist zwangsläufig auch der Blick in unsere ganz persönliche Zukunft. Mit dieser Perspektive fordern wir eine echte sozial-ökologische Transformation in der Landwirtschaft und Lebensmittelbranche.
Wir können nicht länger akzeptieren, dass die Normalität der deutschen Landwirtschaft eine Ausbeutung von Mensch und Natur bedeutet. Diese Ausbeutung wird in Deutschland sichtbar. In den Arbeitsbedingungen von Saisonarbeiter/-innen, der unbezahlten Arbeit in Familienbetrieben, der Degradierung der Böden sowie dem Arten- und Höfesterben. Genauso wird diese Ausbeutung auch international sichtbar in einem inakzeptablen Fortführen kolonialer Unterdrückung.
Wir fordern deshalb:
- dass die Biodiversitäts- und Klimakrise ernst genommen wird und die politischen Rahmenbedingungen daran angepasst werden, um unsere Betriebe umzubauen. Denn jeder Hof zählt! Aber nicht jede Praxis! Diese beiden Themen müssen verbindliche Ausbildungsinhalte in allen Berufsschulen und Universitäten werden.
- eine drastische Reduktion der Tierzahlen, artgerechte Tierhaltung ohne Konkurrenz zur pflanzlichen Lebensmittelproduktion.
- dass sowohl landwirtschaftliche Produkte als auch ökologische Leistungen gerecht entlohnt werden. Niedrige Gehälter und zahllose Überstunden bei landwirtschaftlichen Arbeiter*innen sind inakzeptabel;
- dass sich die öffentliche Vergabe von Ackerland an Gemeinwohlkriterien orientiert, denn Ackerland ist Lebensgrundlage aller Menschen und keine Geldanlage für außerlandwirtschaftliche Investor/-innen;
- dass eine vielfältige, verantwortungsvolle Landwirtschaft für die Zukunft unterstützt wird. Dafür brauchen wir nachhaltige Niederlassungsprämien für Junglandwirt/-innen in allen Bundesländern;
- die Belebung des ländlichen Raums durch eine kleinteilige, lokal angepasste und vielfältige Landwirtschaft.
Doro Sterz, Mitglied der jungen AbL und Junglandwirtin aus dem Kreis Konstanz: „Für uns ist Landwirtschaft nicht bloß Produktion von Nahrungsmitteln. Wir wollen, dass unsere ökologische und soziale Fürsorgearbeit gerecht entlohnt wird. Sich adäquat um Boden, Pflanzen, Tiere und die Versorgung der Menschen mit gesunden Lebensmitteln kümmern, ist in dem jetzigen Agrarsystem schlichtweg nicht möglich! Überalterte und patriarchale Eigentums- und Entscheidungsstrukturen erschweren eine gerechte Landwirtschaft – auf betrieblicher und gesamtwirtschaftlicher Ebene.
Ich fordere als Akteurin und Betroffene gleichermaßen eine klimaschonende, klimagerechte, dekoloniale, soziale und verantwortungsvolle Landwirtschaft, die die planetaren Grenzen einhält. Davon sind wir in Europa und Deutschland noch meilenweit entfernt.“
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