Die IG Metall reagiert mit Gegenwind auf die Pläne des Alstom-Konzerns, an seinen deutschen Standorten massiv Stellen zu streichen. Das französische Unternehmen hatte am Vormittag einen Transformationsplan bekannt gegeben. Dieser beinhaltet in den kommenden drei Jahren den Abbau von bis zu 1300 Stellen in Deutschland.
Derzeit arbeiten an allen deutschen Standorten rund 9400 Beschäftigte. Betroffen sind von diesen Konzernplänen vor allem Arbeitsplätze in der Produktion. Die Standorte im IG Metall-Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen sind von dem geplanten Personalabbau am stärksten betroffen: Hennigsdorf (350 bis 450 Beschäftigte), Görlitz (300 bis 400), Bautzen (100 bis 150) sowie im Headquarter Berlin (50 bis 100).
„Personalabbau ist ein einfaches und zunächst schnell wirksames Mittel des Managements. Auf lange Sicht bedeutet das aber Know-how-Verlust“, sagte Birgit Dietze, Bezirksleiterin der IG Metall in Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Der Klimawandel erfordert Maßnahmen für eine gelingende und schnelle Mobilitätswende mit vielen eng getakteten Zügen auf den Strecken von ICE, Regional- und Straßenbahnen sowie einem schnellen Ausbau des Güterverkehrs. Für nicht elektrifizierte Strecken stehen technologisch inzwischen Wasserstoff- und Batteriezüge bereit. Wer soll denn die Mobilitätswende auf die Schiene bringen, wenn wir die Menschen abbauen, die das können, was die Zukunft braucht?“
René Straube, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Alstom in Deutschland, erklärte: „Heute in einer der wichtigsten Branchen für die Zukunft unserer Gesellschaft massiven Abbau von Arbeitsplätzen und Kompetenzen zu betreiben, ist kurzsichtig und sträflich. Die Bahnbranche mit hervorragenden Perspektiven und einer zentralen Rolle in den anstehenden Prozessen rund um Klimawandel, Energie- und Verkehrswende zu schwächen, führt die deutschen und europäischen Bestrebungen ad absurdum, diese Klimaziele zu erreichen. Personalanpassung an Auslastung ist der falsche Weg. Anpassung der Auslastung an die Kapazitäten ist das Gebot der Stunde. Nur innovative Entwicklung, Investitionen und Qualifizierung sorgen für eine sichere Zukunft!“
Dass Alstom angekündigt hat, im Rahmen seines Transformationsplans im Bereich Engineering, Digitalisierung, Software und Produktentwicklung in den nächsten zwei bis drei Jahren Stellen aufzubauen, tröstet dabei nicht über die Kürzungen in der Produktion hinweg. Deutschland ist nicht nur für seine Entwicklungsfähigkeit bekannt, sondern insbesondere auch für seine hohe Qualität in der Produktion, „made in Germany“ ein Qualitätssiegel, das für höchste Ansprüche und die hervorragende Arbeit der Fachkräfte steht. Dies bringt Alstom mit seinen kurzsichtigen Abbauplänen in Gefahr, befürchten IG Metall und Betriebsrat. Gerade die enge Verknüpfung von Entwicklung und Produktion sei der Garant für eine hohe Qualität.
Zudem ruft auch der Zeitpunkt, zu dem Alstom seine Pläne verkündet hat, massive Kritik hervor. „Diese Maßnahmen kurz vor Weihnachten zu verkünden, zeugt von einem hohen Grad an Respektlosigkeit gegenüber den Kolleginnen und Kollegen und wirft die Frage nach dem tatsächlichen Wert der selbstdefinierten Unternehmensethik auf“, so René Straube.
Die IG Metall wird die Stellenstreichungen nicht widerspruchslos hinnehmen. Bezirksleiterin Birgit Dietze kündigte an: „Wir werden jetzt schnell in Dialog mit unseren Mitgliedern und den Betriebsräten an den Standorten gehen, um gewerkschaftliche Antworten für die Zukunft zu entwickeln. Wir stellen uns dabei den wirtschaftlichen Herausforderungen, wollen aber Lösungen, die – anders als ein reiner Personalabbau – auf die Zukunft einzahlen.“
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