Die traditionell im Mai stattfindenden (mehrfach pandemiebedingt verschobenen) Festtage Leipziger Romantik konnten in diesem Jahr um Felix Mendelssohn Bartholdys Todestag im November nachgeholt werden, wie immer hochkarätig besetzt. Außer Ragna Schirmer, Matthias Eisenberg und Carolin Masur fanden sich auch im „Orchester Leipziger Romantik“ hervorragende Musiker zusammen.
Nicht zu vergessen den Spiritus Rector und Leiter der Festtage, den Universitätsmusikdirektor und Vorsitzenden des Vereins Leipziger Romantik e.V., Professor David Timm. Der Verein richtete die Festtage in bewährter Weise mit der Universitätsmusik als Partnerin aus; alle Konzerte fanden im Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli statt.
Die Festtage waren 2020 als Beitrag zum Beethoven-Jubiläum geplant worden, und so wurden im Orchesterkonzert Beethovens Werke und deren Wirkung auf die nächste Epoche der Musikgeschichte erlebbar gemacht. Das „Orchester Leipziger Romantik“ unter Leitung von David Timm zeichnete auf historischen Instrumenten den Weg des jungen Richard Wagner als Verehrer Beethovens zu ersten eigenen und eigenständigen Werken nach: „Nachdem meine d-Moll-Ouvertüre, welche noch stark auf der Beethovenschen Coriolan-Ouvertüre fußte, glücklich von statten gegangen, vom Publikum freundlich aufgenommen war…“ schrieb Richard Wagner in seinen Erinnerungen „Mein Leben“.
Im Konzert wurden diese beiden Stücke einander gegenübergestellt, ebenso der erste Satz der IX. Sinfonie Beethovens und Wagners Ouvertüre zum „Fliegenden Holländer“ in der Urfassung. Durch die historischen Instrumente (u.a. eine Ophikleide und historische Posaunen) wurde den Zuhörern ein Klangraum eröffnet, der wohl der am meisten wahrscheinliche der Zeit um 1830 ist und die große Beethovenbegeisterung des blutjungen Wagner deutlich machen konnte. Die Moderation David Timms schärfte die Sinne des Publikums dafür. Carolin Masur erinnerte mit dem “Nachtlied” von Felix Mendelssohn Bartholdy an die Trauerfeier, die für ihn am 7.11.1847 in der Paulinerkirche stattgefunden hatte.
Der großartige Organist Matthias Eisenberg spielte an beiden Orgeln Werke von Beethoven, Mendelssohn Bartholdy, Reger und Improvisationen. Zum ersten Mal konnten ihn seine begeisterten Zuhörer an der Schwalbennestorgel (mit erst kürzlich neu eingebauten Registern) erleben, und er brillierte wie gewohnt mit Improvisationen, vor allem von „Der Mond ist aufgegangen“ auf Zuruf aus dem Publikum.
Die hervorragende, vielfach preisgekrönte und international gefeierte Pianistin Ragna Schirmer ließ außer einem modernen Flügel einen historischen Flügel der Firma Pleyel, den auch Clara Schumann spielte, erklingen und wechselte scheinbar mühelos zwischen beiden Instrumenten. Das Publikum konnte Werke von Beethoven, Chopin, Mendelssohn, Clara Wieck-Schumann und Liszt erleben.
Durch die kenntnisreiche Moderation Ragna Schirmers wurden alle Nuancen auch für das nichtgeschulte Ohr hörbar, vor allem bei den beiden Chopin-Stücken, die sie auf Pleyel und Steinway spielte. Den Abschluss bildete die ‚Tarantella‘ aus Venezia e Napoli von Liszt, die sie in wahrhaft Lisztschem Tempo brillant und mit zupackender Kraft spielte. Das begeisterte Publikum ließ sie erst nach einer Zugabe gehen. Leider blieben etliche bestellte Karten liegen, weil von auswärts anreisende Gäste wegen der Demonstrationen nicht in die Stadt gelangten.
Die Planung für das Sechste Festival Leipziger Romantik ist abgeschlossen; hoffen wir auf gutes Gelingen im Mai 2022.
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