Pragmatismus in der Zusammenarbeit in Bildung, Forschung und Innovation auch jenseits der großen europäischen Diskussionen ist im Dreiländereck Sachsen, Polen und Tschechien geboten und geübte Praxis. Das hat Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow gestern bei der Deutsch-Polnisch-Tschechischen Wissenschaftsplattform Grenzüberschreitende Innovationen für Mitteleuropa in Dresden hervorgehoben.
Und: „Kooperation stärkt nicht nur die Regionen an der Grenze, sondern ganz Europa.“
Sachsen kann auf eine Reihe gelungener bestehender Kooperationen sowie geplante grenzüberschreitende Projekte mit Polen und Tschechien im Bereich Forschung und Wissenschaft blicken. Jüngstes Beispiel ist die Eröffnung der tschechisch-deutschen Forschungsplattform „Leibniz GWZO Prague“ der Tschechischen Akademie der Wissenschaften gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa in Leipzig Mitte September 2021.
Als herausragendes Beispiel der Kooperation mit Polen nannte der Minister in seinem Grußwort bei der Wissenschaftsplattform das Center for Advanced Systems Understanding (CASUS) in Görlitz, das im Aufbau befindliche deutsch-polnische Forschungszentrum für digitale interdisziplinäre Systemforschung, das an das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf angegliedert ist. Sebastian Gemkow: „Wir sind überzeugt, dass von CASUS wichtige Impulse aus dem Grenzgebiet für die gesamte Forschung ausgehen werden.“
Weiter erwähnte der Minister die Fraunhofer-Gesellschaft, die ihren regionalen Leistungszentren künftig internationale Leistungszentren zur Seite stellt. Dazu gehören gemeinsam mit der TU Liberec ein Zentrum zur System- und Transferforschung sowie ein Zentrum gemeinsam mit der TU Breslau zur Medizin- und Gesundheitstechnologie.
Auch Interreg, die europäische territoriale Zusammenarbeit als Teil der Struktur- und Investitionspolitik der Europäischen Union, unterstützt Kooperationen im Dreiländereck. Für künftige Kooperationsprogramme mit Tschechien und Polen wurde vereinbart, eine stärkere Zusammenarbeit der Hochschulen im engeren Grenzgebiet zu fördern. Mit Tschechien sollen darüber hinaus die Kooperation von kleinen und mittleren Unternehmen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen unterstützt werden, um deren Einbindung in Innovationsprozesse zu verbessern.
Die Bilanz der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im vorigen Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation, Horizon 2020, zeigt, dass auch mit diesem Instrument am Netz der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit gewebt wurde. Forschende aus Sachsen arbeiteten und arbeiten in 139 Projekten mit Einrichtungen in Tschechien und in 161 Projekten mit Einrichtungen in Polen zusammen.
Nicht zuletzt sind Sachsens Nachbarn auch im Prozess des Aufbaus von zwei Großforschungszentren in den beiden Kohleregionen im Freistaat berücksichtigt.
Während der heutigen Wissenschaftsplattform „Grenzüberschreitende Innovationen für Mitteleuropa“ hat die EU-Serviceeinrichtung ZEUSS des Sächsischen Wissenschaftsministeriums Vertreterinnen und Vertreter der Nationalen Kontaktstellen und weitere Multiplikatoren der EU-Forschungsförderung aus den drei Ländern eingeladen, um sich über die weitere Kooperation im Hinblick auf das EU-Programm Horizont Europa auszutauschen.
Hintergrund:
Die Deutsch-Polnisch-Tschechische Wissenschaftsplattform Grenzüberschreitende Innovationen für Mitteleuropa wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Zusammenarbeit mit dem Freistaat Sachsen ausgerichtet. Ziel der Konferenz ist es, die Rolle des Dreiländerecks Deutschland, Polen und Tschechien in der grenzüberschreitenden europäischen Zusammenarbeit bei Forschungskooperationen und der Wissenschaftsinfrastrukturen herauszustellen und weiter zu vertiefen.
Die Wissenschaftskonferenz setzt die Reihe der deutsch-polnischen Wissenschaftsplattformen und der deutsch-tschechischen Technologiekonferenzen fort.
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