In der Görlitzer Innenstadt legten gestern Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Prof. Dr. Wolf-Dieter Lukas, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Prof. Dr. Klement Tockner feierlich den Grundstein für den neuen Gebäudekomplex des Senckenberg Museums für Naturkunde.
Unter Leitung des Sächsischen Staatsbetriebes für Immobilien- und Baumanagement (SIB) entsteht auf dem Gelände an der Bahnhofstraße und Jakobstraße seit Herbst 2020 ein neuer Forschungscampus. Er umfasst 8.300 Quadratmeter Nutzfläche und bietet zukünftig Platz für die Sammlungen und Labore der Forschungsschwerpunkte Zoologie, Geologie und Botanik. Diese sind derzeit auf mehrere Häuser in der Görlitzer Innenstadt verteilt. Auch Forschungs- und Verwaltungsgebäude, Werkstätten und eine öffentlich zugängliche Bibliothek werden in dem Areal untergebracht. Der neue Komplex soll ab 2024 genutzt werden.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer bezeichnete das Projekt als echte Bereicherung für die sächsische Museumslandschaft. „Mit dem Senckenberg-Campus schaffen Freistaat und Bund eine neue Attraktion im Herzen von Görlitz und stärken gleichzeitig die Naturforschung. Die Investition ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg von Görlitz zu einem bedeutenden Wissenschaftsstandort in Sachsen und Deutschland. Der Campus schafft endlich ausreichend Platz für internationale Forschung und die umfangreichen naturkundlichen Sammlungen. Sachsen ist dem Bund sehr dankbar für seine finanzielle Unterstützung bei diesem dringend benötigten und gleichzeitig bereichernden Vorhaben.“
Für Prof. Dr. Klement Tockner, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft, tritt die Naturforschung in Görlitz mit ihrer zweihundertjährigen Tradition in eine neue Ära ein. „Hier werden die 125 Mitarbeitenden des Instituts und die 40 bis 60 Studierenden aus den internationalen Studiengängen erstmals Labore mit einer apparativen Ausstattung auf höchstem Niveau sowie modernste Räume für die etwa 6,7 Millionen Sammlungsobjekte und eine digitale Infrastruktur vorfinden. Wir suchen unsere „besten Köpfe“ in der globalen Wissenschaftscommunity. Dass diese besten Köpfe in Zukunft nach Görlitz kommen, dafür bietet künftig auch dieses Haus und seine Möglichkeiten die Grundlage. Ich danke dem Freistaat Sachsen sehr herzlich für die Finanzierung des Gebäudes und dem SIB für die gute Zusammenarbeit bei der sehr aufwändigen Planung.“
Die Bauarbeiten für den neuen Gebäudekomplex an Bahnhofs- und Jakobstraße laufen planmäßig. Die vorbereitenden Arbeiten wie das Ausheben der Baugrube und das Gießen der Bodenplatte sind abgeschlossen. Auch alle grundlegenden Leitungen sind mittlerweile verlegt. Jetzt geht es an den Bau der neuen Häuser des Senckenberg-Campus. Die Rohbauarbeiten sollen bis 2022 abgeschlossen werden. Danach folgen die Dach- und Fassadenarbeiten sowie zeitlich etwas versetzt der Innenausbau. Die Fertigstellung des Senckenberg-Campus ist für Ende 2023 geplant, so dass nach der technischen Inbetriebnahme der schrittweise Umzug von über sechs Millionen Sammlungsobjekten voraussichtlich ab Sommer 2024 beginnen kann.
Für die Maßnahme werden aktuell Gesamtbaukosten von etwa 60 Millionen Euro veranschlagt. Davon stammen 17,2 Millionen Euro aus Fördermitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
Das Bauvorhaben wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.
Hintergrund:
Die Wurzeln des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz gehen auf das Jahr 1811 zurück, als sich die „Ornithologische Gesellschaft zu Görlitz“ gründete. Schnell erweiterte sich aber das Interessenspektrum der Mitglieder und die Gesellschaft änderte 1823 ihren Namen in „Naturforschende Gesellschaft zu Görlitz“.
Bereits 1827 gab sie eine eigene Zeitschrift heraus, die „Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz“, die heute als internationale bodenzoologische Fachzeitschrift „Soil Organisms“ weitergeführt wird. Nach der Auflösung der Gesellschaft wurde das Naturkundemuseum nach dem Zweiten Weltkrieg 1953 in die Liste der Museen des Staatssekretariats für das Hoch- und Fachschulwesen der DDR aufgenommen und damit ein staatliches Forschungszentrum.
Im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands erhielt das Museum im Februar 1991 den Status eines Landesmuseums des Freistaates Sachsen und ist seit dem 1. Januar 2009 ein Institut der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung als Teil der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz.
Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung wurde 1817 gegründet und zählt zu den wichtigsten Forschungseinrichtungen rund um die biologische Vielfalt. An den elf Standorten in ganz Deutschland betreiben Wissenschaftler aus fast 40 Nationen modernste, internationale Forschung in den Bereichen Biowissenschaften, Biodiversitätsforschung sowie Geowissenschaften.
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