An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) sind zwei neue Heisenberg-Professuren besetzt worden: Die Biologin Prof. Dr. Claudia Fricke hat die Professur für Tierökologie übernommen. Der Germanist Prof. Dr. Stephan Pabst ist zum Professor für Neuere und neueste Literaturwissenschaft berufen worden.
Die Heisenberg-Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet sich an herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die alle Voraussetzungen für die Berufung auf eine dauerhafte Professur erfüllen.
Die Biologin Prof. Dr. Claudia Fricke erforscht das Zusammenspiel von Umwelt, sexueller Selektion und Fortpflanzung. Einer ihrer Schwerpunkte ist die Fortpflanzung der Taufliege Drosophila melanogaster, die ein Modellorganismus der biowissenschaftlichen Forschung ist. Das Ejakulat der Männchen enthält über 130 verschiedene Proteine. Von den wenigsten ist bisher die Funktion bekannt. Diese Proteine gehen bei der Paarung der Fliegen in das Weibchen über.
„Mich interessieren die Merkmale eines Insekts, die eine erfolgreiche Fortpflanzung bewirken, aber auch, was die Proteine des Männchens im Weibchen bewirken“, fasst Fricke zusammen. Außerdem erforscht sie, inwieweit etwa steigende Temperaturen die Spermienbildung der Männchen beeinflussen. „Fortpflanzung ist ein spannendes Thema mit einem direkten Bezug zur Evolution und zur Ökologie, da sie direkt das Übertragen von Genen in die nächste Generation bewirkt“, sagt die Forscherin.
Die 48-Jährige hat in Bremen und Göttingen Biologie studiert, 2006 wurde sie an der Uppsala Universität in Schweden promoviert. Es folgten Stationen als Post-Doktorandin in England und Australien. 2012 warb Fricke die Förderung für eine der begehrten Emmy-Noether-Nachwuchsgruppen der DFG ein und wechselte an die Universität Münster. Seit 2017 war sie dann bis zu ihrem Wechsel an die MLU im Rahmen einer Heisenberg-Stelle in Münster tätig.
Prof. Dr. Stephan Pabst forscht schwerpunktmäßig zur Gegenwartsliteratur, aber auch zur Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts. Im Zentrum seiner Arbeit steht zum Beispiel die sogenannte Buchenwald-Literatur. Dabei handelt es sich um Werke von Buchenwald-Überlebenden. Pabst arbeitet in einem internationalen Forschungsnetzwerk an einer Gesamtschau dieser Literatur. Im Verhältnis zu anderen Konzentrationslagern habe Buchenwald eine große Anzahl literarischer Werke hervorgebracht.
Einige, etwa Robert Antelmes „L’espece humaine“, zählen über den Kontext Buchenwalds hinaus zur etablierten Literatur. Andere Texte stehen eher am Rande der Literaturgeschichte. Während der westeuropäische Sprachraum als gut erforscht gelte, sei das für Osteuropa ganz anders, so der Germanist: „Einige Romane aus dem Tschechischen sind erst vor wenigen Jahren ins Deutsche übersetzt worden. Polnische oder russische Texte sind fast gar nicht bekannt, obwohl Polen und Russen einen großen Anteil unter den Häftlingen ausmachten.“
In einem weiteren Projekt widmet sich Pabst der DDR-Literatur. Hierzu veranstaltete er Anfang dieses Jahres bereits eine Tagung über den bekannten Schriftsteller Hanns Cibulka und eine über Reportageliteratur aus der DDR.
Pabst, Jahrgang 1972, studierte Neuere deutsche Literatur und Philosophie an der MLU, am Birbeck-College in London und der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach Stationen als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag sowie an den Universitäten in Gießen und Jena wurde er 2006 mit einer Arbeit über die literarische Umwertung der Physiognomik bei Jean Paul und E.T.A. Hoffmann promoviert. In Jena folgten 2013 auch die Habilitation sowie mehrere Vertretungsprofessuren. 2019 wechselte Pabst mit einer Heisenberg-Stelle an die MLU, die nun in eine Heisenberg-Professur umgewandelt wird.
Das Heisenberg-Programm der DFG ist nach dem Physiker Werner Heisenberg benannt, der mit 31 Jahren den Nobelpreis für Physik erhielt. Das sehr prestigeträchtige Programm dient der Förderung exzellenter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die während der Förderung an einem Ort ihrer Wahl eigens gewählte Projekte umsetzen können.
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