Umweltschützer/-innen von Greenpeace protestierten am 5. Juni für mehr Klimaschutz und einen schnellen Verbrenner-Ausstieg bei Volkswagen. Auf dem Parkplatz des VW-Autohauses in der Torgauer Straße beklebten sie ausgestellte Diesel und Benziner mit Botschaften wie „Von Wegen: Klima-Vorreiter“, „Von Wegen: just electric“ und „Von Wegen: sauber“. Die Aufkleber im DIN A3 Format sind umweltverträglich und rückstandsfrei ablösbar.
In einem offenen Brief fordern die Greenpeace-Aktiven VW-Chef Herbert Diess auf, die Entwicklung einer nächsten Verbrenner-Generation zu stoppen. „VWs Verkaufszahlen bringen die Scheinheiligkeit des Konzerns auf den Punkt“, sagt Selene Gerber, Sprecherin der Greenpeace-Gruppe Leipzig: „Ein paar Elektroautos können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Volkswagen rücksichtslos weiter Verbrenner entwickelt und noch Jahrzehnte verkaufen will.“
VW ist allein durch seine produzierten Autos für über ein Prozent der weltweiten Treibhausgase verantwortlich. Aktuell will der Konzern Milliarden in die Entwicklung einer neuen Plattform investieren, auf der noch millionenfach neue Diesel und Benziner bis mindestens 2040 verkauft werden sollen. Die Proteste von Greenpeace-Aktiven finden heute bundesweit in etwa 30 Städten statt.
2020 waren über 95 Prozent der verkauften VW-Autos klimaschädliche Verbrenner
Volkswagen vertreibt seine Hausmarke maßgeblich über den stationären Handel. Hier entscheidet sich der klimafreundliche Umstieg auf Elektroautos: Die Beratung der Händler:innen beeinflusst entscheidend, welcher Antriebstechnologie Kund/-innen vertrauen. Testgespräche von Greenpeace-Aktiven vor einigen Monaten (https://act.gp/37nd24w) zeigten, dass die Verkehrswende in den allermeisten VW-Autohäusern noch nicht angekommen ist: Das Verkaufspersonal riet mehrheitlich zum Kauf eines Verbrenners, einige warnten sogar ausdrücklich vor dem Kauf eines elektrischen ID.3.
Unterschiedliche Provisionssysteme sorgen dafür, dass Verbrenner-Verkäufe für VW-Autohäuser lukrativer sind als Verkäufe von Elektroautos. So treibt der Konzern mit seinem Verbrenner-Altgeschäft die Klimakrise voran: Von weltweit rund neun Millionen verkauften Autos im Jahr 2020 verbrennen bislang noch immer über 95 Prozent Öl.
Zwei gewonnene Klimaschutz-Klagen geben den Umweltaktivist:innen Rückenwind: Nach dem jüngsten Urteil des Karlsruher Bundesverfassungsgerichts haben künftige Generationen ein Grundrecht auf wirksamen Klimaschutz. Zudem wurde der Ölkonzern Shell vergangene Woche von einem Gericht in Den Haag zu mehr Klimaschutz verpflichtet.
Die Argumentation des Gerichts betrifft auch andere fossile Unternehmen wie Volkswagen: Die von VW in einem einzigen Jahr produzierten Autos verursachen über ihre Lebensdauer 582 Millionen Tonnen CO2. Das übersteigt die jährlichen Treibhausgas-Emissionen Australiens.
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