An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) nimmt das Graduiertenkolleg (GRK) 2670 „Amphiphilie Plus: Selbstorganisation weicher Materie durch multiple nicht-kovalente Wechselwirkungen“ seine Arbeit auf. Im Zentrum der künftigen Forschungsprojekte steht ein grundlegendes Ordnungsprinzip für Moleküle: die Amphiphilie. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Projekt zunächst bis 2025 mit rund 4,5 Millionen Euro.
Wasser und Öl lassen sich nicht miteinander vermischen – egal, wie stark die beiden miteinander verrührt werden, am Ende liegen sie immer getrennt vor. „Wenn man dem Gemisch aber wenige Tropfen Seife hinzugibt, lassen sich die beiden Flüssigkeiten auf einmal vermischen“, sagt der Sprecher des neuen GRK Prof. Dr. Dariush Hinderberger vom Institut für Chemie der MLU. Seife ist eine amphiphile Substanz, sie ist fett- und wasserlöslich.
„Die Natur nutzt Amphiphilie als grundlegendes Prinzip zur Selbstanordnung von Molekülen“, erklärt Hinderberger weiter. Durch die verschiedenen Anteile an fett- und wasserlöslichen Bausteinen erhält ein Molekül seine bestimmte Form und die Möglichkeit, mit anderen Molekülen größere Aggregate aufzubauen.
„Die Natur geht aber noch einen Schritt weiter und gibt den Molekülen zum Beispiel noch eine Ladung mit oder baut andere Atome ein“, sagt Hinderberger. Daraus entstehen neue Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Molekülen. Über diese Wechselwirkungen lassen sich komplexe Systeme und Strukturen aufbauen, wie sie etwa in Proteinen, Enzymen oder Polymeren zu finden sind.
Die Promotionsarbeiten in dem neuen GRK nehmen dieses Prinzip aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick: Neben experimentellen und theoretischen Arbeiten in der Chemie sind auch Forschungsprojekte in der Physik und auch der Mathematik geplant.
Unabhängig von der Fachrichtung durchlaufen die Promovierenden ein ausgeklügeltes Ausbildungsprogramm: Dazu gehören Kurse für das methodische Know-how und für Grundlagenwissen. Hinzu kommen speziell zugeschnittene Coaching-Angebote und Angebote für Gastaufenthalte an verschiedenen renommierten Forschungseinrichtungen weltweit, etwa der ETH Zürich und der Pariser Sorbonne Université.
„Uns ist es wichtig, den wissenschaftlichen Nachwuchs bereits frühzeitig an die Forschung heranzuführen“, sagt Hinderberger. Deshalb ist auch ein sogenannter Talent-Pool Teil des Programms: Vielversprechende Bachelor- und Masterstudierende können ebenfalls an den Kursen teilnehmen und sollen so sehr frühzeitig für eine mögliche Promotion begeistert werden.
Die Doktorandinnen und Doktoranden haben zudem die Möglichkeit, innerhalb des GRK sogenannte Inkubatorenprojekte zu beantragen. Das sind kleine Forschungsprojekte, die über die eigentliche Promotion hinausgehen und für die die Promovierenden selbst verantwortlich sind. „Unsere Doktorandinnen und Doktoranden sollen nicht nur theoretisch lernen, was es heißt, ein Projekt zu leiten, sondern auch in einem abgesteckten Rahmen erste praktische Erfahrungen sammeln können“, erklärt Hinderberger.
Für die Zeit nach der Promotion ist für exzellente Kandidatinnen und Kandidaten eine Überbrückungsfinanzierung von bis zu sechs Monaten vorgesehen, in denen sie zum Beispiel eigene Drittmittelanträge, etwa für Förderungen der DFG, der Europäischen Union oder der Alexander von Humboldt-Stiftung, schreiben können.
Weitere Informationen unter: https://beam.uni-halle.de/
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