Frühlingshafte Temperaturen tagsüber und eisige Kälte in der Nacht verunsichern Frösche, Kröten und Molche. Schon Anfang Februar veranlasste die extrem schnell wechselnde Witterung mit Temperaturen über 10 Grad und viel Regen erste Amphibien, sich auf Wanderschaft zu ihren angestammten Laichgewässern zu begeben. Deshalb haben vielerorts sächsische NABU-Gruppen an Straßen bereits die Amphibienschutzzäune errichtet, die nun bis April täglich kontrolliert werden.

Autofahrerinnen und -fahrer sind aufgefordert, in den betreffenden Straßenabschnitten die Geschwindigkeit zum Schutz der Amphibien und der Helferinnen und Helfer zu reduzieren.

Vielerorts Amphibien gesichtet

Bei milden 11 Grad am 3. und 4. Februar kam es zu ersten Wanderbewegungen von Springfrosch und Erdkröte. Beobachtet wurden die Tiere bei Grimma, Nimbschen und Delitzsch. Nach dem dann gefolgten Kälteeinbruch, durch den die Amphibienwanderungen wieder zum Erliegen kamen, gibt es inzwischen auch Hinweise aus Torgau, Leipzig, Plaußig und dem Landkreis Mittelsachsen.

In Laußig und Torgau waren bereits einzelne Teich- und Kammmolche unterwegs und in Berbisdorf suchte eine Zauneidechse einen Sonnenplatz auf. In Sachsenburg bei Chemnitz hat ein Biber praktisch zum Nulltarif beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Amphibienjahr geschaffen. Er vergrößerte mit seinen Staudämmen die Wasserfläche nahe eines Baches, der zur Zschopau führt. Der Wasservorrat dürfte für die Entwicklung des Amphibiennachwuchses ausreichen, auch falls es erneut ein trockenes Frühjahr und einen trockenen Sommer geben wird.

In allen Landesteilen haben die Niederschläge sowie die Schneeschmelze wenigstens oberflächennah etwas Wasser in die Landschaft gebracht, so die einhellige Meinung der Naturfreunde vor Ort. Weitere Niederschläge wären für ein gutes Amphibienjahr nach den letzten drei trockenen Jahren mit geringen Reproduktionszahlen wichtig.

„Aus unserer Sicht ist ein sachsenweiter Aktionsplan notwendig, um die Bestände der Amphibien vor weiteren Verlusten zu schützen“, appelliert Dr. Wolf-Rüdiger Große, Vorsitzender des Landesfachausschusses für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik im NABU Sachsen. „In einem Aktionsbündnis zum Schutz der Lurche und Kriechtiere Sachsens müssen die Beobachtungen zu den Wanderungen im Land gesammelt, die Schwerpunkte der Vorkommen erkannt und überlebenswichtige Vernetzungen umgesetzt werden.“ So könnte man dem fortschreitenden Artenschwund unter den Amphibien begegnen.

Daten zu Beobachtungen – Datum, Art, Anzahl, Ort – können wie immer per E-Mail an lfa-feldherpetologie@NABU-Sachsen.de gesendet werden.

Lurche in Kältestarre, was tun?

Ein Wintereinbruch im März ist durchaus möglich. Mit Laub sichern die ehrenamtlichen Zaunbetreuerinnen und -betreuer die Sammelbehälter an den Amphibienschutzzäunen für die Lurche  vor Frost. Wer Lurche in Kältestarre findet, sollte sie auf keinen Fall in das Wasser eines Gewässers tragen – sie ertrinken in der Körperstarre. Es genügt, die Kröten und Molche abseits der Straßen in Laub oder Gras zu setzen, sodass die Tiere sich bei Sonneneinstrahlung aufwärmen und verkriechen können.

„Es ist schwer vorauszusagen, ob dieser frühe Aktivitätsbeginn auch eine Auswirkung des anhaltenden Klimawandels ist“, erklärt Große. „Amphibien zählen bekanntermaßen weltweit zu den Verlierern, weil sie unter den Wirbeltieren die komplexesten Ansprüche an ihren Lebensraum haben. Sie pflanzen sich im Wasser fort und brauchen störungsfreie Landhabitate zum Leben. Die Ursachen für ihr Verschwinden sind vor allem beim Menschen zu finden. Er hat Lebensraumzerstörung, Umweltverschmutzung und Pestizideinsatz zu verantworten, mit fatalen Folgen wie Dürre und Pandemien.“

Hinzu kommt eine neue Gefahr: In ganzen Landstrichen sterben die Amphibien durch Rana-Viren oder Chytridpilzinfektionen aus. Der vermutlich aus Asien stammende Pilz Batrachochytrium dendrobatidis (Bd) beschleunigt das Amphibiensterben weltweit.

Überblick über Amphibienschutzzäune des NABU Sachsen: https://sachsen.nabu.de/tiereundpflanzen/amphibien/20424.html

Mehr Infos zur Meldung von Beobachtungen: https://sachsen.nabu.de/tiereundpflanzen/amphibien/landesfachausschuss/27614.html

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