Als „lebensgefährliches Zögern“ bezeichnet Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der BARMER Sachsen, den Rückgang der Krebs-Früherkennungsuntersuchungen im Zuge der Corona-Pandemie. Teils ist die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen bei gesetzlich Versicherten im Freistaat um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Verglichen wurden jeweils das zweite Quartal der Jahre 2019 und 2020.

„Krebs kann heutzutage in vielen Fällen geheilt werden. Eine Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Krankheit so früh wie möglich erkannt wird“, macht BARMER-Landeschef Dr. Fabian Magerl anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar deutlich.

„Wo Früherkennungsuntersuchungen nicht wahrgenommen oder verschoben wurden, sollten diese schnellstmöglich nachgeholt werden“, so Magerl weiter. Keinesfalls sollte hiermit auf das Ende der Pandemie gewartet werden, im Ernstfall könnte dadurch wertvolle Zeit verloren gehen.

Rückgang um mehr als die Hälfte beim „Check-Up 35“

Den sogenannten „Check-Up 35“, den allgemeinen Gesundheitscheck für alle ab 35 Jahren, hatten im zweiten Quartal 2019 noch rund 147.000 gesetzlich Versicherte in Sachsen wahrgenommen. Im gleichen Zeitraum ein Jahr später waren es nicht mal mehr die Hälfte (68.800).

Sowohl Frauen als auch Männer seltener zur Vorsorge

Waren im zweiten Quartal 2019 noch 221.600 Sächsinnen zur jährlichen Vorsorgeuntersuchung beim Gynäkologen, so taten dies im zweiten Quartal 2020 nur noch 192.400 Frauen. Das entspricht einem Rückgang von 13 Prozent.

Auch die Männer in Sachsen waren deutlich seltener bei Vorsorgeuntersuchungen. Die Rate bei der Früherkennung von Prostatakrebs ging im selben Vergleichszeitraum ebenfalls um etwa 13 Prozent zurück. Diese kann von Männern ab 45 Jahren jährlich in Anspruch genommen werden.

Weniger Untersuchungen auf Darmkrebs und Hautkrebs

Allein bei der Beratung zur Früherkennung von Darmkrebs meldet die BARMER einen Rückgang um knapp vier Prozent im Vergleich des zweiten Quartals der Jahre 2019 und 2020. Anspruch auf eine Untersuchung haben Versicherte ab 50 Jahren einmal jährlich und ab 55 alle zwei Jahre.

Auch die Früherkennungsuntersuchungen auf Hautkrebs waren rückläufig. Im zweiten Quartal 2020 haben rund 16 Prozent weniger Menschen die Untersuchung wahrgenommen als noch im zweiten Quartal 2019.

Vielfältige Ursachen des Rückgangs

Zu den Gründen des drastischen Rückgangs können zum jetzigen Zeitpunkt nur Vermutungen angestellt werden. Denkbar seien einerseits Ängste und Zurückhaltung der Patientinnen und Patienten, andererseits aber auch Zurückhaltung in der Ärzteschaft sowie geschlossene oder eingeschränkt geöffnete Arztpraxen.

Mehr zum Thema:

• www.barmer.de/a000074  – Übersicht aller Krebsfrüherkennungsuntersuchungen
• Die genannten Zahlen beziehen sich auf Abrechnungsdaten aller gesetzlichen Krankenkassen aus den jeweils zweiten Quartalen der Jahre 2019 und 2020.
• Die Krebsfrüherkennungsraten in Sachsen und Deutschland liegen gewöhnlich bei rund 40 Prozent (Frauen) und 11,5 Prozent (Männer). (Quelle: BARMER Arztreport 2020

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