Die Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (ULB) kann drei große Digitalisierungsprojekte umsetzen. Mit der Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) können zahlreiche Dokumentenschätze, die in der Bibliothek lagern, nun für einen großen Nutzerkreis erschlossen werden. Insgesamt fließen 1,3 Millionen Euro in die Digitalisierung einer bedeutenden Urkundensammlung aus dem Mittelalter, von politischen Zeitungen aus dem Großraum Halle-Merseburg und einer Sammlung persischer Texte.
Die historische Forschung nutzt zunehmend digital verfügbare Quellen. Das ist nicht nur praktisch, sondern schont auch die teils jahrhundertealten Dokumente. „Einige der alten Schriften waren bisher nur sehr wenigen Menschen zugänglich. Das ändert sich mit der Digitalisierung“, sagt Anke Berghaus-Sprengel, Direktorin der ULB. Die Universitätsbibliothek hat zahlreiche, bisher noch wenig erschlossene Schriften in ihren Archiven.
Eine der Sammlungen, die nun vollständig digitalisiert werden, stammt von dem italienischen Historiker Carlo Morbio (1811-1881). Er hat in seinem Leben Tausende Urkunden ab dem 10. Jahrhundert gesammelt, darunter auch Dokumente von Päpsten, Königen und berühmten italienischen Familien, wie den Medici und Visconti oder den Dogen von Venedig. Bereits seit 1890 ist diese Sammlung im Besitz der Universitätsbibliothek in Halle. Sie ist für die historische Forschung hoch interessant.
„Die Sammlung ist bisher aber nur wenigen Fachleuten bekannt“, sagt Dr. Julia Knödler, Leiterin der Historischen Sammlungen. Nur ein kleiner Teil davon wurde bisher untersucht. Mit der Digitalisierung soll sich das ändern, die etwa 3.400 Urkunden werden dabei auch inhaltlich erfasst und anschließend als Open-Access-Angebot zur Verfügung gestellt. Sie werden außerdem restauriert, da viele der Dokumente verschmutzt, gerissen oder geknickt sind.
Neben der Morbio-Sammlung werden politische Zeitungen aus dem Großraum Halle-Merseburg aus dem 19. und 20. Jahrhundert digitalisiert. „Als Leitmedien politischer Meinungsbildung ermöglicht die Erforschung dieser Zeitungen eine Perspektive auf eine Region, in der die politische und gesellschaftliche Polarisierung in dieser Zeit besonders ausgeprägt war“, so Anke Berghaus-Sprengel.
Die Sammlung umfasst 1,5 Millionen Seiten aus sieben Zeitungen unterschiedlicher politischer Ausrichtung, von nationalsozialistisch über national-konservativ, liberal, sozialdemokratisch bis kommunistisch. Die Sammlung soll im Volltext erschlossen werden. Das bedeutet, sie kann anschließend nach einzelnen Begriffen oder Personennamen durchsucht werden.
So lässt sich beispielsweise die traditionsreiche Geschichte der halleschen Schokoladenproduktion nachvollziehen. Aber auch die mediale Verhandlung politischer Ereignisse wie der blutigen Auseinandersetzungen im Zuge der Märzkämpfe 1920 kann so erforscht werden.
Das dritte Projekt befasst sich mit der Sammlung des iranischstämmigen Wissenschaftlers Ali-Reza Rahbar aus Bonn, die im September 2018 von der ULB für den Fachinformationsdienst Nahost-, Nordafrika- und Islamstudien übernommen wurde. Sie umfasst 4.500 persische Bücher und circa 80 persische Zeitschriften aus den Jahren 1950 bis 2000. Da ein Teil der neueren Quellen noch urheberrechtlich geschützt ist, können derzeit nur einige digitalisiert und als Volltext veröffentlicht werden.
Die digitalisierten Sammlungen werden über das Datenportal Share_it zur Verfügung gestellt, das von der ULB betrieben wird. Die Inhalte des Datenservice sind in überregionalen Bibliothekskatalogen, Open-Access-Verzeichnissen und Datenbanken recherchierbar.
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