Circa 80.000 Menschen in Deutschland und ca. 60 Millionen Menschen weltweit sind gehörlos. Der Tag der Gehörlosen am 27. September soll auf diese Menschen und ihre Situation aufmerksam machen.
Aus HNO-ärztlicher Sicht ist gehörlos, wer im Bereich zwischen 125 und 250 Hertz einen Hörverlust von mehr als 60 Dezibel sowie im übrigen Frequenzbereich von mehr als 100 Dezibel hat. Eine hochgradige Schwerhörigkeit liegt vor, wenn der mittlere Hörverlust zwischen 70 und 100 Dezibel beträgt. „Hier spricht man auch von „Resthörigkeit“ oder „an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit“, erklärt Dr. Steffen Prager, Leitender Oberarzt der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Klinikum St. Georg.
Die Ursachen der Gehörlosigkeit sind vielgestaltig. Etwa zehn Prozent der Betroffenen haben ihre Gehörlosigkeit geerbt. In den meisten Fällen ist die Gehörlosigkeit jedoch erworben, z. B. noch während der Schwangerschaft im Mutterleib durch eine Viruserkrankung wie Röteln oder Toxoplasmose, durch Gehirnhautentzündungen, Hirntumore, Schädelbrüche, Infektionskrankheiten, chronische Mittelohrentzündungen oder bestimmte Medikamente.
In vielen Fällen bleibt aber die Ursache des Hörverlustes unbekannt – hier spricht man oft von einem sogenannten Hörsturz, der auch wiederkehrend auftreten und bis zur Ertaubung führen kann.
„Betroffene sollten bei ersten Anzeichen eines Hörverlustes sofort den HNO Arzt aufzusuchen“ mahnt Dr. Prager und führt weiter aus, dass „eine Hörsturzbehandlung in der Regel in den ersten Wochen am effektivsten ist.“ Eine umfangreiche Diagnostik ist der Ursachenforschung dienlich und ernsthafte Erkrankungen können ausgeschlossen werden.
Desweitern kann eine Mittelohrentzündung, die über Wochen, Monate bis Jahre besteht, zu schwerwiegenden Komplikationen führen und insbesondere Mittel- und Innenohrschädigungen hervorrufen, die nicht reparabel sind.
Durch eine frühzeitige Diagnostik und kontinuierliche Therapie kann hier Schlimmeres vermieden werden.
Während bei mittel- bis hochgradiger Schwerhörigkeit noch eine Hörgeräteversorgung möglich ist, kann bei totaler Gehörlosigkeit jedoch nur ein sogenanntes Cochlea Implantat hilfreich sein. Dies sind ein- oder beidseitig implantierte Elektroden im Innenohr, die außen am Kopf mit Sender und Empfänger verbunden sind.
Das Implantat überträgt einen Teil der für Hörende gewohnten Geräusche, die wiederum vom Träger in unterschiedlichem Maße umgesetzt und verstanden werden können. Insbesondere bei Spätertaubten sind hier gute Erfolge zu erzielen.
Zur Verbesserung der sozialen Integration und gleichberechtigten Teilhabe der Gehörlosen und der Schwerhörigen stehen zahlreiche konservative und operative Möglichkeiten zur Verfügung. Der HNO Arzt berät frühzeitig, um ein Hören bis ins hohe Alter zu ermöglichen.
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