Die Lockerungen der Maßnahmen führen dazu, dass die KiTa- Betreuungszahlen in Sachsen wachsen. Doch ein regulärer KiTa-Betrieb liegt noch in weiter Ferne. So müssen viele erwerbstätige Eltern, die ohne Unterstützung ihre jungen Kinder betreuen, in dieser Situation ausharren. Gerade alleinerziehende, arme und psychisch erkrankte Menschen trifft dies besonders hart.
Auch die finanzielle Belastung für Familien an der Armutsgrenze darf nicht außer Acht gelassen werden. So ist es verständlich, dass viele sich nach einer regulären KiTa-Betreuung sehnen. Auch wir wünschen uns eine Lösung, die allen Bedürfnissen gerecht wird – denen der Kinder sowie ihren Eltern.
Allerdings darf beim Abwägen der Interessen auch der notwendige Schutz der Erzieher*innen nicht außer Acht gelassen werden. Die Notbetreuung funktioniert nur unter der Einhaltung vorgeschriebener gesundheitlicher Standards. Diese Verfügungen sehen u.a. einen stark reduzierten Betreuungsschlüssel, die Aufteilung auf verschiedene Räume und die Aufhebung offener Konzepte vor. Dies hat zur Folge, dass die Kindertagesstätten an ihre personellen wie auch räumlichen Kapazitäten kommen.
Wir befinden uns als Kinderschutzbund genau in diesem Dilemma. Auf der einen Seite möchten wir allen Familien sobald wie möglich eine reguläre Betreuung ihrer Kinder gewährleisten. Die Bedürfnisse der Kinder nach ihren Spiel und Lernkameradinn/-en sowie spannungsfreien Verhältnissen sind groß und müssen Beachtung finden. Oft fehlt die Perspektive der Kleinsten in den Diskussionen über mögliche Lockerungen.
Auf der anderen Seite haben wir als Träger von fünf Kindertagesstätten auch eine Verantwortung für unsere Erzieher/-innen. Ein gesundheitlicher Ausfall ist besonders in diesen Zeiten mehr als schwerwiegend und könnte im Falle einer Infizierung mit Covid-19 zu einer 14-tägigen Schließung der gesamten Einrichtung führen.
Wir appellieren hiermit an die Entscheidungsträger/-innen. Behalten Sie bei Ihren Abwägungen die Interessen der belasteten Familien im Blick. Vergessen Sie nicht die besonderen Belastungen von armen, psychisch kranken oder alleinerziehenden Eltern. Legen Sie auch die besonderen Herausforderungen, vor denen unsere Erzieher/-innen stehen, in die Waagschale. Und nicht zuletzt – nehmen Sie die Perspektive der Kinder ein.
Wir möchten zudem alle Eltern daran erinnern: Wenn Sie oder Ihre Kinder krank sind, bleiben Sie bitte zu Hause.
Die neue Leipziger Zeitung Nr. 78: Wie Corona auch das Leben der Leipziger verändert hat
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