Der Ersatzneubau der Oberschule im Grimmaer Ortsteil Böhlen nimmt mehr und mehr Gestalt an. Am Freitag, 24. April, erfolgte die Grundsteinlegung. Zeitdokumente, Wünsche der Schülerinnen und Schüler sowie Pläne in einer kupfernen Kapsel, die in das Fundament eingelassen wurde, machen einen Haken an die langwierige Geschichte des Ersatzneubaus und lassen nach vorn schauen.
Etwas positiv Positives in diesen Zeiten
„Jetzt geht es richtig los“, freut sich Oberbürgermeister Matthias Berger, dass es an der Baustelle der neuen Oberschule Böhlen hintereinander weggeht. „Wir sind froh, ein positives Signal senden zu können.“ Schulleiter Gunter Hempel bedankt sich bei allen Gewerken: „Heute vor sieben Jahren und 77 Tagen erfolgte der Stadtratsbeschluss, nun ist der Grundstein gelegt und die Eröffnung der Schule rückt in greifbare Nähe. Wir können es kaum erwarten“.
Im Sommer 2019 wurde mit dem Regenrückhaltebecken und der Baustellenzufahrt begonnen, im Herbst folgten die ersten Baumaßnahmen für das Gebäude. Nun werden die Wände gesetzt. Das Ziel für 2020 ist, die Gebäudehülle fertigzustellen. Das beinhaltet die Fertigstellung des Rohbaus, den Einbau der Fenster und Außentüren sowie die Abdichtung des Daches.
Wenn alles nach Plan verläuft, sollen die Fünft- bis Zehntklässler zum Schuljahresbeginn 2021 in den neuen Klassenzimmern Platz nehmen. Die zweizügige Oberschule ist für etwa 340 Kinder ausgelegt. Der Schulkomplex ist barrierefrei und bietet mehr Platz als das bisherige Haus. Für jede Klasse wird es ein Klassenzimmer geben. Die großzügigen Fachkabinette mit mehreren interaktiven Tafeln erhalten größere Vorbereitungsräume und im Obergeschoss ist noch Platz für eine Bibliothek mit Leseecke. Eine Aula im Erdgeschoss dient gleichzeitig als Speiseraum. Hingucker wird eine große Glasfront mit freiem Blick in Richtung Zschoppach.
Der Ersatzneubau der Oberschule Böhlen ist mit einem Gesamtvolumen von rund 11 Millionen Euro derzeit die größte kommunale Baumaßnahme. Der Freistaat fördert den Schulbau mit rund 40 Prozent. Etwa 7 Millionen Euro trägt die Stadt Grimma als Eigenmittel. Hinzu kommt der Neubau der Bushaltestelle und Wendeschleife mit Nebenanlagen für die verkehrliche Erschließung der Oberschule mit Gesamtausgaben in Höhe von 554.000 Euro, die im Rahmen der Nahverkehrsrichtlinie beim Landesamt für Straßenbau und Verkehr teilweise zu 75 Prozent gefördert werden.
Klage kostete zwei Jahre und mindestens 3 Millionen Euro
Bereits im Jahr 2016 rückten die ersten Bagger auf dem Gelände an der Wiesenthaler Straße 3 an, um das Baufeld für den Löschwasserteich vorzubereiten, der unter anderem für die Löschwasserversorgung der Oberschule wesentlich ist. Ende 2016 stand das Baugeschehen still. Die Stadt Colditz schob ein Normenkontrollverfahren an. Die Nachbarstadt stellte die Grundlagen für den Schulersatzneubau in Böhlen infrage und befürchtete, dass mit dem Neubau der Oberschulstandort in Colditz gefährdet sei.
Der Schulstreit landete beim Oberverwaltungsgericht in Bautzen. Das Gericht wies die Klage 2018 ab. Der Colditzer Stadtrat beschloss, im Oktober 2018 keine weiteren Mittel gegen den Neubau einzulegen. Im Herbst 2019 konnten die Bauarbeiten am Gebäude selbst beginnen.
Die erzwungene Bauverzögerung kommt der Stadt Grimma teuer zu stehen. Noch im Jahr 2015 plante die Stadt 8,4 Millionen Euro für die Gesamtmaßnahme ein.
Oberschule Böhlen genießt einen guten Ruf
In Böhlen lernen Kinder und Jugendliche aus 75 Orten der Regionen Grimma, Leisnig und Colditz. Traditionell wechseln viele Viertklässler der Grundschulen Zschoppach, Mutzschen, Großbothen und Sitten nach Böhlen. Die ländliche Oberschule bezeichnet sich im Portfolio selbst als Wohlfühlschule. Klare Regeln und Normen sind Programm: Höflichkeit, Ordnung, Sauberkeit und Disziplin sind nicht nur leere Worte, sondern werden jeden Tag gelebt. Umfragen bestätigen: Die Schule genießt einen sehr guten Ruf, wird von Eltern geschätzt und ist auch bei Schülern äußerst beliebt.
Der in die Jahre gekommene Schulstandort in der Dorfmitte aus dem Jahr 1886 wurde zwar in den 1950er und 1970er Jahren erweitert und umgebaut, bietet dennoch nicht genügend Platz, um den Schülerzahlen gerecht zu werden. Unter anderem wurden bereits Klassenräume in das ehemalige Rittergut verlegt. Eine Erweiterung war nicht möglich. Beide Häuser weisen gravierende bauliche Mängel auf. Zudem fehlt die Barrierefreiheit.
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