Der Stadtrat folgte am Mittwoch dem Beschlussvorschlag der Fraktion Die Linke im Leipziger Stadtrat für eine Offensive gegen den Fachkräftemangel in sozialen Berufen. Es soll nun eine Personalbedarfsprognose für Erzieher/-innen, Sozialarbeiter/-innen, Heilerziehungspfleger/-innen und weitere Berufe geben.
Einerseits soll die Verwaltung mit freien Trägern einen Forderungskatalog an das Land erarbeiten, der notwendige Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel (u.a. mehr Ausbildungskapazitäten, Ausbildungsentgelte und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen) enthält. Aber auch die Kommune selbst soll Maßnahmen zur Personalgewinnung und -bindung ergreifen, u.a. durch eine Kampagne für soziale Berufe und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Trägern und Personal.
Dazu erklärt Juliane Nagel, kinder- und jugendpolitische Sprecherin: „Der Fachkräftemangel in sozialen Berufen naht nicht nur, er ist längst da. Als Stadt müssen wir sogar Personaldienstleister ins Rennen schicken um die Betreuung in den Kitas zu sichern, bei den freien Trägern ist das längst Realität. Wir nehmen mit unserer Initiative die ganze Palette sozialer Berufe in den Blick. Denn nicht nur im Bereich der Erzieher/-innen in Kitas und Horten wird die Personaldecke dünner, sondern auch im Bereich der Hilfen zu Erziehung.“
Für die in den Jahren 2020/21 ans Netz gehenden Kitas brauchen wir 600 Erzieherinnen und Erzieher. Im Bereich stationärer Hilfen zur Erziehung müssen wir zeitnah mindestens 200 Plätze aufbauen. Auch hier braucht es Fachkräfte.“
„Es bedarf Anreize, um Menschen für die dringend benötigten Professionen zu gewinnen und zu binden. Das fängt beim Jobticket und der Unterstützung bei der Wohnungssuche an und geht bis zur gezielten Beratung über Aufstiegsmöglichkeiten im Berufsfeld. Auch eine bessere Eingruppierung von sozialpädagogischen Fachkräften gehört dazu. Wir wünschen uns zudem eine Förderung der berufsbegleitenden Ausbildung für Fachkräfte der sozialen Arbeit nach Vorbild des Programms für Erzieher*innen, das es in Leipzig seit einem Jahr gibt.“
Die Stadt, die Eigenbetriebe und die freien Träger sollten ihre Kräfte und Ressourcen bündeln um dem Fachkräftemangel in sozialen Berufen vereint und klug zu begegnen. Jetzt, in Zeiten der Corona-Krise, spüren viele, die ihre Kinder nun zu Hause betreuen müssen, welch überragende Bedeutung die Arbeit von Erzieherinnen und Erziehern hat. Pflegekräfte arbeiten am Limit, und Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sind auf der Straße, in stationären Hilfen zur Erziehung oder in Asylunterkünften aufopferungsvoll am Werk. Und dies trotz mangelnder gesellschaftlicher und vor allem auch monetärer Würdigung ihrer Arbeit.
Gerade jetzt ist eine gute Chance um umzusteuern und den Fachkräften von heute die Anerkennung zukommen zu lassen, die sie verdienen und Menschen zu begeistern im sozialen Bereich tätig zu werden. Applaus reicht dafür nicht!
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