Als positiv und ermutigend bezeichnet Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow die Bewertung des Wissenschaftsrats zum Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. (HAIT) an der Technischen Universität Dresden. Auf Bitte des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst (SMWK) um eine Evaluierung hatte eine Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrats das Institut im März 2019 besucht und dessen Entwicklung zwischen 2015 und 2018 untersucht. Heute hat der Wissenschaftsrat seine Stellungnahme veröffentlicht.
Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow: »Der Wissenschaftsrat hat die Bedeutung des HAIT in Forschung und Bildung für den Freistaat Sachsen, seine Bürgerinnen und Bürger und für die deutsche Forschungslandschaft insgesamt bestätigt und unterstrichen. Das Institut ist auch aktuell ein wichtiger Akteur, wenn wir Fragen zu der Entstehung von Populismus, Extremismus und Diktaturen beantworten wollen.
Die Stellungnahme ordnet das Institut in die aktuelle Wissenschaftslandschaft ein und gibt konkrete Hinweise für seine weitere Entwicklung. Das Wissenschaftsministerium wird das HAIT dabei weiterhin unterstützen.«
Der Wissenschaftsrat schätzt die Arbeit des HAIT als unverzichtbar ein und bescheinigt ihm, ein wichtiger Impulsgeber für die zeitgeschichtliche und politikwissenschaftliche Forschung zu sein. Nach wie vor von großer gesellschaftlicher Bedeutung sei die Frage, wie aus demokratischen Gesellschaften Diktaturen entstehen – und umgekehrt.
In der zeitgeschichtlichen Begründung von Untersuchungen zu den gegenwärtigen Ausprägungen populistischen und extremistischen Denkens liege ein Alleinstellungsmerkmal des HAIT. In der Stellungnahme heißt es: »Durch sein interdisziplinäres Forschungsprofil, das auf der systematischen Verbindung von Geschichts- und Politikwissenschaft beruht, gelingt es dem HAIT, unterschiedliche Ansätze für den Vergleich von Diktaturen, Extremismen und Transformationen fruchtbar zu machen. In dieser Form wird dies weder an Universitäten noch an anderen außeruniversitären Einrichtungen geleistet.«
Das HAIT leiste zudem wertvolle Beiträge sowohl für die wissenschaftliche Begleitung des Andenkens an die Opfer der NS-Diktatur und des SED-Regimes als auch für die politische Bildung in Sachsen generell, heißt es in der Stellungnahme weiter.
Ausdrücklich würdigt und begrüßt der Wissenschaftsrat den mit dem Amtsantritt des neuen Direktors Prof. Dr. Thomas Lindenberger im Oktober 2017 begonnenen Erneuerungsprozess. Er ermuntert das HAIT, sein Vorhaben, die Geschichtslandschaft Sachsens als Fallbeispiel in zentraleuropäische Perspektiven einzubetten, konsequent umzusetzen. Auch die Einbindung der HAIT-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Lehre an der TU Dresden wird in der Stellungnahme positiv bewertet.
Um die Leistungsfähigkeit des Instituts nicht zu überfordern, schlägt der Wissenschaftsrat eine weitere Schärfung des Institutsprofils und einen Neuzuschnitt des umfangreichen Forschungsprogramms vor. Es solle fokussiert und in zwei oder drei übergreifende Forschungsschwerpunkte integriert werden. Weiter auf der Empfehlungsliste des Wissenschaftsrats u.a. stehen die gezielte Förderung von Wissenschaftlerinnen, die Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie, und das verstärkte Einwerben von Drittmitteln etwa von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und anderen großen Akteuren der Forschungsförderung.
Professor Dr. Thomas Lindenberger, Direktor des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung: »Der Bericht des Wissenschaftsrats ist ein starkes Votum für unsere neuen Schwerpunkte vor allem im Bereich der Transformationsforschung, für den Ausbau unserer Kompetenzen im Bereich Wissenstransfer und Digitalisierung sowie für die Fortsetzung unserer Projekte zur Diktaturgeschichte und zu Rechtspopulismus und Rechtsextremismus.
Die Hinweise hinsichtlich der Satzung und der Personalpolitik, etwa zur Gleichstellung, sind hochwillkommen. Ich sehe darin genauso wie meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine nachdrückliche Unterstützung unseres Ziels, das HAIT zu einem zeitgemäß geführten Institut zu entwickeln. Es wird weiterhin der unabhängigen Grundlagenforschung sowie dem Wissenstransfer in die Gesellschaft verpflichtet sein.«
Der Wissenschaftsrat gilt als das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Deutschland. Er berät Bund und Länder in Fragen der inhaltlichen und strukturellen Weiterentwicklung des Hochschulsystems sowie der staatlichen Förderung von Forschungseinrichtungen.
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