Mit 300.000 Euro will der Freistaat Sachsen als Teil des vom Kabinett beschlossenen Sofortprogramms eine Machbarkeitsstudie für ein Forschungsinstitut mit der wohlklingenden Abkürzung CLAIRE, Center for Climate Adaption & Innovation, investieren. Anpassung an die Folgen des Klimawandels als Innovationsmotor ist die deutschsprachige Entsprechung für ein Konzept, das die zwei großen Ziele des Strukturwandels und des Kohleausstiegs im Fokus hat.
Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow: »Zum einen müssen wir Technologien für eine CO2-neutrale Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft finden, mit denen eine Anpassung an den Klimawandel auch auf regionaler Ebene gelingen kann. Im selben Atemzug sind neue CO2-neutrale Wertschöpfungsketten und -modelle zu entwickeln.
Sachsen verfügt über eine exzellente Klimaforschungslandschaft, in die sich die Ziele von CLAIRE hervorragend einfügen. Ein neu entstehender, weltweit relevanter Wirtschaftszweig, der sich der Bewältigung der Folgen des Klimawandels verschreibt, könnte den Wirtschaftsstandort Sachsen stärken, neue qualifizierte Arbeitsplätze schaffen und international ausstrahlen.«
Der Klimawandel zeigt sich auch in Mitteleuropa und Deutschland deutlich in der Zunahme extremer Ereignisse wie Hitze, Dürre und Starkregen. Das Konzept für CLAIRE sieht vor, die unterschiedlichen Auswirkungen der Extremereignisse räumlich differenziert zu untersuchen und angemessene Handlungsmöglichkeiten vor Ort mit konkreten, innovativen Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln.
Auftraggeber für die Machbarkeitsstudie ist das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH (UFZ) in Leipzig, das auch das Konzept für CLAIRE entwickelt hat. Neben dem Großthema Klimawandel soll es konkret um Technologieentwicklung und eine enge Kooperation mit und Beteiligung von Partnern aus der Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung gehen. Am Ende sollen die neu entwickelten Produkte und Technologien vor allem in der Region hergestellt und angewandt werden.
Anschaulich werden die Intentionen von CLAIRE am Beispiel der Wasserwirtschaft. Bei der Wasserversorgung, -verteilung und auch der -entsorgung stehen zahlreiche Regionen wie das Mitteldeutsche Revier vor großen Herausforderungen. Sie erfordern dringend neue Handlungsmöglichkeiten und bieten gleichzeitig großes Potenzial für innovative Lösungen. Hochgenaue Prognosesysteme für Wasserstand, Temperatur und ökologischen Zustand der Gewässer werden in Zukunft dringend benötigt und können mit Sensorsystemen vernetzt werden, um den Kraftwerksbetrieb, die Binnenschifffahrt und die Flussregulierung zu optimieren.
Regenrückhaltebecken und Stadtentwässerungssysteme müssen zukünftig auf mehrmonatige Dürrephasen und auch häufigere Niederschlags-Starkereignisse eingestellt werden. Dazu kommen zukünftig künstliche Grundwasseranreicherungssysteme und lokale Speicher für Brauchwasser, um den landwirtschaftlichen und städtischen Grünanlagen-Wasserverbrauch zu reduzieren. Die Talsperren müssen zukünftig anders betrieben werden.
Als weitere Untersuchungsgegenstände kommen zudem die Landwirtschaft, Wald, Küsten, und Gebirge in Frage. Sie alle gilt es sowohl unter Klima- und Umweltforschungsgesichtspunkten als auch im Hinblick auf die Möglichkeiten der Digitalisierung zu betrachten.
Die Machbarkeitsstudie soll nun klären, ob und wie Aufbau und Betrieb sowie die angestrebten Ziele von CLAIRE erreicht werden können.
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