Wer flattert denn da durch den winterlichen Garten? Das sollten Vogelfreundinnen und -freunde vom 10. bis zum 12. Januar besonders aufmerksam beobachten, denn der NABU ruft bereits zum zehnten Mal zur bundesweiten „Stunde der Wintervögel“ auf. Besonders spannend wird es diesmal, da nach dem zweiten Rekordsommer in Folge die Zählung Aufschluss darüber geben könnte, wie sich anhaltende Dürre und Hitze auf die heimische Vogelwelt auswirken. Dabei gilt: Je mehr Menschen mitmachen, desto aussagekräftiger werden die Ergebnisse.
„An Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmachaktion kann sich jeder beteiligen und eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zählen und anschließend dem NABU melden“, erklärt Bernd Heinitz, Landesvorsitzender des NABU Sachsen. „Von einem ruhigen Beobachtungsplatz aus wird von jeder Art die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig zu beobachten ist.“ Die Beobachtungen können unter www.stundederwintervoegel.de bis zum 20. Januar gemeldet werden. Zudem ist für telefonische Meldungen am 11. und 12. Januar jeweils von 10 bis 18 Uhr die kostenlose Rufnummer 0800-1157-115 geschaltet.
Wo sind die Eichelhäher geblieben?
In diesem Jahr könnte es zum einen interessante Erkenntnisse für den Eichelhäher geben, denn im Herbst nahm der NABU einen massiven Einflug dieser Art nach Deutschland und Mitteleuropa wahr. Im September waren es über zehnmal so viele Vögel wie jeweils im gleichen Monat der vergangenen sieben Jahre. Im Oktober registrierten Vogelzugzählstationen sogar 16 Mal so viele Eichelhäher. Ähnlich hohe Zahlen gab es zuletzt 1978.
Als Grund vermuten die Ornithologen, dass es 2018 in Nordosteuropa eine sogenannte Eichelvollmast gab, also besonders viele Eicheln herangereift sind. So konnten deutlich mehr Eichelhäher den vergangenen Winter überleben und in diesem Jahr brüten. Viele dieser Vögel sind nun zu uns gezogen, weil in ihren Herkunftsgebieten nicht mehr genug Nahrung für alle Vögel vorhanden ist. Seit die Eichelhäher nicht mehr aktiv wandern, scheinen sie jedoch wie vom Erdboden verschluckt. Das Zählwochenende könnte zeigen, wo diese Eichelhäher geblieben sind. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie sich in den Wäldern und Gärten des Landes verteilt haben.
Vielleicht kann bei der „Stunde der Wintervögel“ andererseits sogar der in Deutschland fast noch nie beobachtete Hakengimpel entdeckt werden. Dieser kernbeißergroße Finkenvogel aus der nördlichen Taigazone wurde in diesem Herbst vermehrt weit südlich seines normalen Vorkommens im südlichen Skandinavien beobachtet. Besonders in Gärten mit früchtetragenden Vogelbeerbäumen könnten diese roten oder gelben Vögel mit ihren typischen weißen Flügelstreifen auftreten.
Bei der letzten Vogelzählung im Januar 2019 beteiligten sich bundesweit über 138.000 und sachsenweit mehr als 8.300 Personen. Aus Sachsen gingen Meldungen aus über 5.300 Gärten und Parks ein. Der Haussperling ergatterte damals den Spitzenplatz als häufigster Wintervogel in Sachsens Gärten, Kohlmeise und Feldsperling folgten auf Platz zwei und drei.
„Schulstunde der Wintervögel“ mit der NAJU
Für die „Schulstunde der Wintervögel“ vom 6. bis 10. Januar bietet die Naturschutzjugend (NAJU) auf www.NAJU.de/SdW Zählkarten, ein Poster und ein Wintervogel-Quiz für Kindergruppen und Schulklassen an. Bei fünf Aktionen können diese Vögel und ihre Anpassungsstrategien an die kalte Jahreszeit kennenlernen. Die Zählergebnisse der Kinder fließen ebenfalls in die NABU-Auswertung ein.
Infos zur Aktion: www.stundederwintervoegel.de
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