Das Tschechische Kulturjahr, dessen Höhepunkt der Gastlandauftritt bei der Leipziger Buchmesse 2019 war, ging im November zu Ende, sein Echo aber bleibt und möchte den Blick nachhaltig auf die tschechische Literatur und ihre Themen lenken: So ist zur Leipziger Buchmesse, 12. bis 15. März 2020, erneut ein markanter tschechischer Auftritt geplant – mit rund zehn Autor_innen, mit Übersetzer_innen und Verleger_innen.
In über 20 Lesungen und Debatten stellen sie die jüngst erschienenen Bücher vor und diskutieren über aktuelle deutsch-tschechische Themen. Im Mittelpunkt dabei steht die Frage, wie nachhaltig Gastlandpräsentationen sein können und was diese auf dem deutschsprachigen Buchmarkt bewegen: Was waren die Ziele der tschechischen Veranstalter, und wo liegen ihre Erfolge? Welche Eindrücke haben die tschechischen Autor_innen bei ihren zahlreichen Auftritten im deutschsprachigen Raum gewonnen, und welche Themen, die die Nachbarländer verbinden, lassen sich lebendig halten?
Außerdem wird es um die Kunst des Übersetzengen: Die drei renommierten tschechisch-deutschen Übersetzer_innen Kristina Kallert, Martina Lisa und Ondřej Cikán stellen die Besonderheit der tschechischen Literatur vor. Sie ist von Poesie geprägt, der Liebe zur Sprachmusikalität, zu Bildern, Assoziationen und feinen Nuancen des Ausdrucks.
Gegenwärtig wird zwar wieder mehr aus dem Tschechischen ins Deutsche übersetzt, im prosaaffinen deutschsprachigen Raum jedoch finden fast nur Romane Beachtung, die mit den hiesigen Lesegewohnheiten kompatibel sind. – Kann der tschechische Fokus auf poetischen Ausdruck frischen Wind in die deutschsprachige Literaturlandschaft bringen? Wie aber sollte man poetische, also von den Spezifika der Sprache ausgehende Werke übersetzen, so dass ihre Poetik eindrücklich zur Geltung kommt, was macht ‚gutes Übersetzen‘ aus?
Rund 10 tschechische Schriftsteller_innen in Leipzig zu Gast
Zu den tschechischen Gästen der Leipziger Buchmesse 2020 gehört Kateřina Tučková, eine der wichtigsten tschechischen Schriftstellerinnen, die ihren neuen Roman „Bílá voda“ (dt. „Weißwasser“) vorstellt. Er handelt von den Verfolgungen der Ordensschwestern während des kommunistischen Regimes und der „Priesterweihe“ für Frauen. Markéta Pilátová kommt mit ihrem Buch „Mit Bat‘a im Dschungel“ nach Leipzig, über das Schicksal eines weltweit bekannten Schumachers aus Zlín in Brasilien.
Viktorie Hanišová präsentiert „Houbařka“ (dt. „Pilzsammlerin“), einen Roman über Familiengeheimnisse, Opfer und Täter. Mit meisterlicher Erzählkraft dringt sie zum Kern verschwiegener Familienbeziehungen vor. Tereza Semotamová hat in ihrem Roman „Im Schrank“ bewiesen, dass sie nicht nur mit Worten zu spielen, sondern auch eine packende, die Leser tief bewegende Geschichte zu erzählen vermag.
Für Michal Ajvaz gehören Abenteuer und Spiel zum Wesen der Literatur. Sein jüngstes Werk „Návrat starého varana“ (dt. „Die Rückkehr des alten Waran“) bezaubert durch die Grotesken des magischen Realismus. Aus Japan reist die Autorin Anna Cima an, und aus Brünn Vít Slíva, der zu den ausdrucksvollsten mährischen Dichtern gehört. Der Europäische Literaturpreisträger 2019 Marek Šindelka ist ebenso von der Partie wie Marek Toman mit seiner Graphic Novel „Der Prager Golem“.
Nähere Informationen über die tschechischen Neuerscheinungen werden in Kürze bekannt gegeben sowie auf der Website https://www.ahojleipzig2019.de veröffentlicht.
Keine Kommentare bisher